Die Zeit der Klimaklagen ist jetzt. In den Jahren 2020 bis 2022 wurden weltweit etwa 500 Klimaklagen eingereicht, dies entspricht einem Viertel der Gesamtzahl von Klimaklagen (Setzer et al. 2022). Klimaklagen sind eine der vielen politischen Herausforderungen der kommenden Jahre, denn sie werden als Instrument eingesetzt, um wirksamen Klimaschutz sowohl von staatlichen als auch von privatwirtschaftlichen Akteur*innen einzufordern (Rodi & Kalis 2022). Dass ihre Anzahl weiter steigen wird, ist erwartbar. Nicht zuletzt, weil sich eine „Community of Practice“ (Higham et al. 2023:28) herausgebildet hat, die sich international über Strategien und Anknüpfungspunkte für Klimaklagen austauscht (:28). Bahnbrechende Gerichtsentscheidungen wie das letztinstanzliche Urteil gegen die Niederlande (Urgenda Case) oder das erstinstanzliche Urteil gegen den Energiekonzern Shell beginnen erst ihre direkten und indirekten Wirkungen zu entfalten. Unter Rückbezug auf die Anticipatory Governance wurden in einem zweistufigen empirischen Forschungsdesign (Futures Wheel und Delphi) mögliche Folgewirkungen von Klimaklagen für die Jahre 2026 bis 2040 auf Staat, Wirtschaft und Gesellschaft untersucht. Ergebnisse der Zukunftsstudie waren einerseits Impulse für eine zukunftsorientierte Politikgestaltung (Muiderman et al. 2020:14), mit denen die Resilienz gegenüber möglichen Folgewirkungen von erwartbaren, aber in ihrem Inhalt ungewissen Gerichtsentscheidungen (Wegener 2019) erhöht werden könnte, und andererseits die Erkenntnis, dass sich die Futures Wheel-Methode (Glenn 2009) durch ihr intuitives Design für die Zukunftsanalyse und Antizipation als erster Schritt der vorausschauenden Regierungsführung (Quay 2010:498) eignet, um alternative Möglichkeitsräume konkreter politischer Herausforderungen zu explorieren.
Weniger anzeigenDas Logbuch Wissensgeschichte gibt vielfältige, inter- und transdisziplinäre Einblicke in Untersuchungsverfahren, materiale Forschungsgegenstände sowie begriffliche Instrumentarien des Sonderforschungsbereichs 980 Episteme in Bewegung. Wissenstransfer von der Alten Welt bis in die Frühe Neuzeit. Die hier zusammengeführten Studien und konzeptuellen Überlegungen zu Wissen in vormodernen Kontexten eröffnen in fünf Fokusbereichen – Modi, Material & Medium, Praktiken, Macht, Momentum – unterschiedliche Perspektiven auf ‚Episteme in Bewegung‘ und damit auf zwölf Jahre Verbundforschung. In den Beiträgen werden Begriffe und Konzepte in ihrer Produktivität für konkrete Fallstudien und ihre jeweiligen Forschungsgegenstände navigatorisch erprobt, reflektiert, präzisiert und zugleich in Bewegung gehalten. Das hier entfaltete Forschungsspektrum versteht sich als Ausgangspunkt, um den Leser⋅innen Anregungen für zukünftige Forschungen zu bieten.
Weniger anzeigenSeit Jahrhunderten haben europäische Autoren die Geschichtsschreibung zum kolonialzeitlichen Lateinamerika dominiert. Doch gab es bereits seit dem 16. Jahrhundert eine wichtige alphabetische Geschichtsschreibung von Indigenen, besonders umfangreich im heutigen Zentralmexiko. Sie wird bei Richard Herzog anhand zweier bedeutender Historiker der Nahua (auch als „Azteken“ bekannt) detailgenau nachverfolgt: Fernando de Alva Ixtlilxochitl (ca. 1578–1650) und Domingo de Chimalpahin (1579–ca. 1660). - Ein seltener deutschsprachiger Überblick über die facettenreiche Nahua-Geschichtsschreibung - Beide Nahua-Autoren wurden bislang kaum eingehend in vergleichender Perspektive untersucht - Mit dem Preis der Zeitschrift für Weltgeschichte 2022 ausgezeichnet - Bietet Einblicke in Kontinuitäten indigener Kultur vor und nach der spanischen Invasion - Verbindet Ansätze aus Globalgeschichte, dekolonialen Studien, Literaturwissenschaften, Kunstgeschichte und Anthropologie für ein umfassenderes Bild Einheimische Gelehrte reflektierten die massiven Umbrüche infolge der spanischen Kolonialherrschaft: darunter die Ablösung prähispanischer Herrschaftsverhältnisse, die aufgezwungene Christianisierung, und die dramatische Dezimierung der indigenen Bevölkerung. Gleichzeitig ging es ihnen darum, die ungemein reiche Kultur, Geschichte und Kosmologie ihrer Vorfahren vor der Auslöschung zu bewahren. Das Buch kehrt den bekannten Blick von Europäern auf die Amerikas um, mit einem Fokus auf die dezidiert globale Perspektive einzelner indigener Akteure. Für sie bildete Europa einen zentralen Bezugspunkt, zugleich waren sie bestens über Ereignisse in anderen Weltteilen informiert. Diese Nahua-Gelehrten schrieben ihre Heimatregion Mesoamerika in die Weltgeschichte ein, um sie so auf eine Ebene mit Europa zu stellen. Somit eröffnen ihre Schriften prägnante und bis heute erhellende Gegenentwürfe zu eurozentristischen Weltsichten.
Weniger anzeigenBeschäftigte und Ehrenamtliche im Alltagsgefahrenmanagement sowie im Zivil- und Katastrophen schutz erfahren nicht nur Anerkennung und Respekt für ihre Tätigkeit. Anfeindungen und Gewalt ge genüber diesen Einsatzkräften werden sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Forschung disku tiert, meist mit Blick auf Rettungsdienstmitarbeiter*innen. Die folgende Studie erweitert diese Per spektive auf Bevölkerungsschutzkräfte. Im Rahmen einer nicht-repräsentativen, deutschlandweiten Online-Umfrage unter 1.957 Einsatz- und Verwaltungskräften in Bevölkerungsschutzkontexten im Jahr 2023 wurden die Häufigkeit und Art der erlebten Anfeindungen in Einsätzen quantitativ erfragt und durch qualitative Antworten hinsichtlich der Begleitumstände der Anfeindungen ergänzt. Etwa 60 % der Befragten berichteten von Gewalterfahrungen in Einsatzzusammenhängen, darunter verbale (mündliche) Anfeindungen, die Androhung von Gewalt und Anfeindungen im Internet bzw. in den sozialen Medien, Angriffe auf Einsatzfahrzeuge, körperliche Angriffe und psychische Anfeindungen wie Mobbing und soziale Ausgrenzung. Im Rahmen der Analyse der berichteten Anfeindung erfolgte auch eine differenzierte Betrachtung zwischen den unterschiedlichen befragten Organisationen sowie ehren- und hauptamtlich tätigen Organisationsmitgliedern.
Weniger anzeigenIm März 2021 fand am Universitätsarchiv der Freien Universität Berlin ein Co-Design Workshop zur Entwicklung eines neuen Frontends statt. Initiiert wurde der Workshop dadurch, dass am Universitätsarchiv der Freien Universität über mehrere Jahre Datenmaterial zu sämtlichen Hochschullehrer*innen und Kanzler der Freien Universität Berlin, die seit der Gründung 1948 bis einschließlich 2011 an der Hochschule tätig waren, aufbereitet wurde und dadurch eine gut strukturierte Datenbank existiert: Der Index Professorum. Bei den Daten eingeschlossen sind dabei zusätzlich Gastprofessor*innen und das Personal der Medizin von 1948 bis 2003 bzw. im Falle des Universitätsklinikums Rudolf Virchow bis zum 31.3.1995. Insgesamt beläuft sich der Stand auf 4.183 Personen und sollte damit vollständig sein. Ziel des Co-Design Workshops war es nun, zentrale Aspekte zur nutzendenzentrierten Weiterentwicklung des geplanten Online Angebotes Index Professorum des Universitätsarchivs direkt von potenziellen Nutzenden solcher Daten einzuholen.
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