dc.contributor.author
Kattanek, Maria
dc.date.accessioned
2018-06-07T17:31:31Z
dc.date.available
2015-12-04T12:41:02.376Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/3919
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-8119
dc.description.abstract
Der Herz-Kreislaufapparat einer modernen, schnell wachsenden Putenlinie (BUT
Big 6 n=40), sowie ihrer entsprechenden Wildform, den Wild Canadian Turkeys
(WCT n=40), wurde anatomisch und lichtmikroskopisch verglichen, um den
Einfluss von Alter (8 und 16 Wochen), Geschlecht und Genetik auf bestimmte
morphologische Parameter zu bestimmen. In der vorliegenden Studie wurden
erstmals alters- und geschlechtsspezifische morphometrische Daten zum Myokard
und der Aortenwand einer domestizierten, fleischbetonten Putenlinie sowie
einer ursprünglichen Putenlinie erhoben und ausgewertet. Zwar stimmt die
makroskopische Anatomie des Herzens und der großen Arterien bei beiden
Putenlinien weitestgehend überein, es existieren jedoch Unterschiede, die für
das vermehrte Auftreten kardiovaskulärer Erkrankungen bei schnellwüchsigen,
domestizierten Puten verantwortlich sein könnten: \- Die Hausputen besitzen in
Bezug zu ihrer genetisch bedingt höheren Körpermasse, bei gleichzeitig stark
ausgeprägtem Geschlechtsdimorphismus, ein relativ kleineres Herz (0,487 %) als
die Wildputen (0,613 %) beider Geschlechter in der 8. Lebenswoche, sowie
(0,447 % bzw. 0,575 %) in der 16. Lebenswoche. \- Die relative Herzmasse sinkt
mit zunehmendem Alter bei den männlichen Tieren stärker als bei den
weiblichen. Die sinkende Wachstumsgeschwindigkeit des Herzens in Verbindung
mit dem vermehrten Wachstum der Skelettmuskulatur führt bei den Hausputern zu
einer reduzierten relativen Herzmasse. Die signifikant geringere relative
Herzmasse der Hausputen bedingt, dass ihr relativ kleineres Herz den
entsprechend größeren Körper durch vermehrte Leistung versorgen muss. \- In
Relation zur Körpermasse sind die linke Ventrikelwand, sowie das
Ventrikelseptum bei den Wildputen 3 mal, die rechte Ventrikelwand sogar 4 mal
so stark wie bei den Hausputen. Bei beiden Zuchtlinien sinken die relativen
Ventrikelwandstärken mit dem Alter. \- Die mikroskopische Architektur des
Myokards und der myokardialen Kapillaren unterscheiden sich bei beiden
Putenlinien kaum. \- Der Durchmesser der Kardiomyozyten beträgt in dieser
Studie durchschnittlich 8 µm. \- Während der Durchmesser der Kardiomyzyten bei
der domestizierten Putenlinie mit dem Alter signifikant steigt, zeigt sich bei
den Wildputen keine Veränderung. Es existiert kein signifikanter
geschlechtsspezifischer Unterschied des Kardiomyozytendurchmessers. \- Die
Massenzunahme der Hausputenherzen erfolgt hauptsächlich durch eine
Hypertrophie der Kardiomyozyten, die Masse der Wildputenherzen nimmt im
Alternsgang hingegen durch eine Hyperplasie der Kardiomyozyten zu. \- Die
Kapillaranzahl im Myokard des linken Ventrikels steigt bei den Wildputen von
ca. 2400 im Alter von 8 Wochen signifikant auf ca. 3000 pro mm² im Alter von
16 Wochen. Bei den BUT Big 6 Tieren ist schon im Alter von 8 Wochen die hohe
Kapillaranzahl von 3000 Kapillaren pro mm² erreicht. \- Bei beiden Putenlinien
nimmt das Verhältnis der Kardiomyozytenanzahl zu ihren versorgenden Kapillaren
mit dem Alter signifikant ab. \- Während also der Durchmesser der
Kardiomyozyten der Hausputen im Alternsgang signifikant steigt, bleibt die
Kapillaranzahl jedoch konstant. Im Gegensatz dazu bleibt der Durchmesser der
Kardimyozyten bei den Wildputen konstant, wohingegen sich die Kapillaranzahl
signifikant erhöht. \- Die Wildputen zeigen eine höhere relative Herzmasse als
die Hausputen, sowie einen gleichbleibenden Kardiomyozytendurchmesser bei
steigender Kapillaranzahl pro mm² Myokard und einer damit verbundenen
Reduktion der interkapillären Distanz, was durch die somit verminderte
Diffusionsstrecke für Sauerstoff und Nährstoffe zu einer höheren kardialen
Kapazität der Wildputen in Bezug auf körperliche Belastungen bzw. zu einer
besseren Perfusion des Myokards führt. \- Geschlechtsspezifische Unterschiede
des myokardialen Kapillaranteils zeigen in der vorliegenden Studie lediglich
die 16 Wochen alten Hausputen, bei denen die männlichen Tiere einen geringeren
Kapillaranteil besitzen als die weiblichen. Diese männlichen Puten fallen
darüber hinaus durch die geringste relative Herzmasse, die größten
Kardiomyozyten, sowie eine signifikante negative Wechselbeziehung von
Herzmasse und Kapillardichte auf. \- Die signifikant größere
Querschnittsfläche der Kardiomyozyten der 16 Wochen alten Hausputen führt,
insbesondere bei den männlichen Tieren, im Zusammenhang mit der
gleichbleibenden Kapillaranzahl pro mm² Herzmuskelgewebe zu einem geringeren
kapillären Flächenanteil und somit zu einer verlängerten Distanz für den Gas-
und Nährstoffaustausch, was die geringere kardiale Kapazität der
domestizierten Puten erklärt. \- Die für die 16 Wochen alten männlichen
Hausputen bestimmten Parameter wie niedrigere relative Herzmasse und
hypertrophierte Kardiomyozyten bei gleichbleibendem Kapillaranteil kommen,
insbesondere unter Belastung, als mögliche Ursache für belastungsbedingte
Herz-Kreislaufprobleme der Mastputen in Betracht. \- Die Struktur der
Aortenwand unterscheidet sich mikroskopisch bei beiden Putenlinien nur gering.
Es wurden jedoch quantitative Unterschiede bezüglich äußerem Gefäßdurchmesser,
Wandstärke, der Anzahl der elastischen Faserpakete und Gesamtflächenanteil der
elastischen Fasern in der Tunica media gefunden. \- Die Hausputen zeigen eine
höhere absolute Aortenwandstärke als die Wildputen. \- Die Puten der WCT-Linie
besitzen jedoch eine signifikant größere bzw. mehr als doppelt so große
relative Aortenwandstärke als die Tiere der BUT Big-6-Linie. Die relative
Wandstärke sinkt im Alternsgang bei beiden Putenlinien auf ein Drittel der
jeweiligen Stärke, so dass die jüngeren Puten eine signifikant höhere relative
Aortenwandstärke als die älteren aufweisen. \- Im proximodistalen Verlauf
sinkt die relative Aortenwandstärke bei beiden Putenlinien und ist am Abgang
der A. ischiadica 35 % so stark wie am Aortenbogen. \- Bei beiden Putenlinien
wandelt sich die Aorta zwischen dem Abgang der A. coeliaca und den Abgängen
der A. ischiadica vom elastischen zum muskulären Typ, denn der Anteil
elastischer Fasern nimmt von proximal mit ca. 75 % nach distal auf ca. 30 %
ab. \- Bei den Wildputen zeigen sich pro mm Aortenwandandstärke mehr
elastische Faserbündelpakete als bei den Hausputen und junge Puten besitzen in
Bezug zur Aortenwandstärke mehr Pakete elastischer Fasern als ältere. \- Das
Lumen der Aorta ist relativ zur Körpermasse bei den Wildputen an allen drei
Messpunkten 2-3 mal größer als bei den Hausputen. Der Lumendurchmesser der
Aorta reduziert sich in seinem proximodistalen Verlauf geschlechtsunabhängig.
\- Durch den größeren Gefäßinnenradius der Wildputen sinkt der
Strömungswiderstand innerhalb der Aorta exponentiell, was zum niedrigeren
Blutdruck der Wildputen beiträgt. Diese festgestellten Unterschiede zwischen
Haus- und Wildputen könnten als ursächliche Grundlage für die geringere
kardiale Kapazität und den höheren Blutdruck der Hausputen angesehen werden.
Es ist zu vermuten, dass die makro- und mikroskopischen Parameter wie höhere
Körpermasse bei geringerer relativer Herzmasse, geringere Myokardperfusion,
geringere relative Aortenwandstärke und geringerer relativer Lumendurchmesser
der hochselektierten, fleischbetonten Puten im Vergleich zu ursprünglichen
Wildputen für das verstärkte Auftreten kardiovaskulärer Erkrankungen bei
domestizierten Puten mitverantwortlich sind. Eine Integration der Parameter
relative Herzmasse und relative Aortenwandstärke in die Zuchtziele
fleischbetonter, domestizierter Putenlinien könnte die Inzidenz von
kardiovaskulären Erkrankungen reduzieren.
de
dc.description.abstract
For the first time, the cardiovascular system of a modern, fast-growing turkey
line (BUT Big 6 n = 40) and that of its corresponding wild form, the Wild
Canadian Turkeys (WCT n = 40) was anatomically and light-microscopically
compared to ascertain the influence of age (8 and 16 weeks), sex and genetics
on their morphology. In the present study, morphometric parameters of the
myocardium and the aortic wall of both turkey lines were collected and
evaluated. The macroscopic anatomy of the heart and large arteries was mainly
consistent in both turkey breeds, but there are differences which can be
responsible for the higher incidence of cardiovascular diseases of highly
selected, meat type turkeys compared to their wild form. \- In relation to
their genetically higher body mass, the domestic turkeys of both genders have
a smaller heart (0.487 %) compared to that found in the wild turkeys (0.613 %)
at week 8 and (0.447 %) to (0.575 %) at week 16. \- In both lines, the
relative cardiac mass decreases with age. The decrease in the male turkeys is
greater than that in the female animals. The lower growth rate of the heart
combined with the increase in skeletal muscle mass induces the lower relative
heart weight of the male domestic turkeys. The significantly lower relative
heart weight of the domestic turkeys requires the higher performance of the
smaller heart to supply the larger body of the BUT Big 6 turkeys. \- In
relation to body weight, the left ventricular wall and the septum of the wild
turkeys are three times, the right ventricular wall four times thicker
compared to those of the domestic animals. The relative thickness of the
ventricular wall decreases with age in both turkey lines. \- The microscopic
architecture of the myocardium and the myocardial capillary bed hardly differ
in the two turkey breeds. \- In this study, the diameter of cardiomyocytes
averages 8 µm. \- The cardiomyocytes in domestic turkeys hypertrophies with
age, whereas the cross-sectional area of the wild turkeys´ cardiomyocytes
remains constant. \- There is no gender-specific difference in diameter of
cardiomyocytes. \- The mass increase in domestic turkey hearts is due to
hypertrophy of cardiomyocytes, whereas the heart mass of the wild type turkeys
increases by hyperplasia of cardiomyocytes. \- By contrast, in aging wild
turkeys, the number of capillaries in the myocardium of the left ventricle
rises from 2400 per mm2 at the age of 8 weeks to 3000 mm2 at the age of 16
weeks, but remains constant by 3000 mm2 in the turkey breed BUT Big 6. \- In
both turkey lines, there is a significant decrease in the ratio of the number
of cardiomyocytes and the capillaries that ensure blood supply. \- Whereas the
diameter of cardiomyocytes of the domestic turkeys increases significantly
with age, the number of capillaries remains constant. In contrast, the
diameter of cardiomyocytes of the wild type turkeys remains constant but the
number of capillaries increases considerably. \- The wild turkeys have a
higher relative heart weight than the domestic ones and a constant diameter of
cardiomyocytes associated with a rising number of capillaries per mm2
myocardium. Therefore, the reduced intercapillary distance and consequently
the shorter diffusion course of oxygen and nutrients lead to a higher cardiac
capacity of the wild turkeys in relation to physical exertion and an increased
perfusion of the myocardium, respectively. \- Gender-specific differences of
the myocardial capillary proportion exist only in the 16 weeks old domestic
turkeys. Male turkeys have a lower capillary proportion than female ones.
Furthermore, these male domestic turkeys have a lower relative heart weight,
larger cardiomyocytes and a significant negative interrelation of heart weight
and capillary density. \- The considerably larger diameter of cardiomyocytes
in 16 weeks old domestic male turkeys along with a constant capillary density
entail a longer intercapillary distance for the exchange of oxygen and
nutrition, and therefore a lower cardiac capacity of the domestic animals. \-
The parameters detected for the 16 weeks old male domestic turkeys, such as a
lower relative heart weight and hypertrophic cardiomyocytes with constant
capillary density may, especially under increased physical exertion, be
responsible for the higher incidence of exercise-induced cardiovascular
diseases. \- The structure of the aortic wall differs only slightly in both
turkey breeds, but there are quantitative differences in the external aortic
diameter, wall thickness, number of elastic fiber bundles and elastic
proportion of the tunica media of the aortic wall. \- The domestic turkeys
have a higher absolute aortic wall thickness than the domestic turkeys. \-
However, the wild type turkeys have a wall thickness that is significantly,
sometimes up to two times, larger than the relative wall thickness of the
domestic turkeys. The relative wall thickness decreases in both turkey lines
by one third, depending on age, so the 8 weeks old animals have a thicker
relative aortic wall than the 16 weeks old turkeys. \- At the outflow of the
A. ischiadica, the relative aortic wall thickness of both turkey lines
decreases to 35 % of the thickness at the aortic arch. \- Between the outflow
of A. coeliaca and A. ischiadica, the Aorta changes from elastic to muscular
wall type in both turkey lines, as the proportion of elastic fibres decreases
from 75 % to 30 %. \- In the wild turkeys, more elastic fiber bundles are
found per mm wall thickness than in the domestic turkeys. In relation to the
wall thickness, young turkeys have more bundles of elastic fibers than older
ones. \- In relation to body weight, the aortic lumen in WCT turkeys is 2-3
times larger than that of the domestic turkeys at all three points of
measurement. The diameter of the aortic lumen decreases from proximal to
distal, regardless of gender. \- Due to the larger diameter of the aortic
lumen in the wild type turkeys, the flow resistance decreases exponentially,
which entails a lower blood pressure than in domestic turkeys. These
differences observed between domestic and wild turkeys might be the reason for
the reduced cardiac capacity and the higher blood pressure of the domestic
breed. It is to assume that micro- and macroscopic parameters such as higher
body weight and lower relative heart weight, lower perfusion of the
myocardium, lower relative aortic wall thickness and lower relative diameter
of the aortic lumen in the highly selected meat breed turkeys compared to the
wild type turkeys, could be responsible for the higher incidence of
cardiovascular diseases in the domestic turkeys. An integration of certain
parameters, such as relative heart mass and relative aortic wall thickness, in
the breeding objectives of high meat, domestic turkeys that are purpose-bred
with an emphasis on meat could reduce the incidence of cardiovascular
diseases.
en
dc.format.extent
178 Seiten
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
myocytes, cardiac (MeSH)
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::630 Landwirtschaft::630 Landwirtschaft und verwandte Bereiche
dc.title
Anatomische, histologische und morphometrische Vergleichsstudie des Herz-
Kreislaufapparates von kommerziellen BUT Big 6 Puten und Wildputen
dc.contributor.firstReferee
Univ.-Prof. Dr. Johanna Plendl
dc.contributor.furtherReferee
Univ.-Prof. Dr. Hafez Mohamed Hafez
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Franz-Viktor Salomon
dc.date.accepted
2015-10-29
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000100786-2
dc.title.translated
Macroscopic, microscopic and morphometric comparative study of the
cardiovascular system of commercial BUT Big 6 turkeys and wild turkeys
en
refubium.affiliation
Veterinärmedizin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000100786
refubium.note.author
Mensch und Buch Verlag
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000018220
dcterms.accessRights.dnb
free
dcterms.accessRights.openaire
open access