In dieser Studie wurden zwischen 1995 und 2005 retrospektiv 168 konsekutive polytraumatisierte Patienten mit einer Leberverletzung bezüglich des Verletzungsmusters, der initialen Therapie und des Verlaufes hin untersucht. Dazu wurden bei Aufnahme Labor, körperlicher Untersuchungsbefund, bildgebende Diagnostik mittels Computertomographie und Sonographie und die Einteilung in die Skalierungen Polytraumaschlüssel, Glasgow Coma Scale, Injury Severity Score (ISS), Schock-Index und Moore Klassifikation der Leber im Hinblick auf die folgende Therapie ausgewertet. Ziel der Arbeit war es, den derzeitigen internationalen Trend zur konservativen Therapie von Leberverletzungen anhand eigener Daten nachzuvollziehen und nach der Diagnostik eine Empfehlung für die nachfolgende Therapie zu geben. Das Patientenkollektiv bestand aus 117 Männern (70%) und 51 Frauen (30%), das mediane Alter betrug 32 Jahre (2-83 Jahre), die Gesamtmortalität lag bei 15%. Es zeigte sich, dass vorwiegend stumpfe Polytraumen (n=136 Patienten) zu einer Leberverletzung führten und diese sich in 30% der Fälle konservativ behandeln ließen, wohingegen Patienten mit penetrierenden Verletzungen (n=32) zu 100% operiert wurden (p<0,001). Insgesamt kam es in unserem Kollektiv hauptsächlich zu Moore Grad II (49%) und III (27%) Verletzungen. Begleitverletzungen hatten in unserer Studie einen wichtigen Einfluss auf die Therapie der Leberverletzungen: Patienten mit Moore Grad II und III Verletzungen wurden signifikant häufiger operiert (p=0,02), wenn intraabdominal weitere Verletzungen vorlagen. Dem gegenüber führten neurologische Verletzungen (p=0,004), Thoraxverletzungen (p=0,004) und Frakturen (p<0,001) signifikant häufiger zu einer konservativen Therapie. Bei einem pathologischen Schockindex >1 wurden die Patienten signifikant öfter operiert (p<0,001). Während des stationären Verlaufes kam es bei den operieren Patienten signifikant häufiger zu allgemeinen abdominalen Komplikationen wie Sub-/Ileus, abdominalen Blutungen oder einer Peritonitis (p<0,001). Die laparotomierten Patienten erhielten im Verlauf signifikant mehr Erythrozytenkonzentrate (p=0,004) und Fresh Frozen Plasmen (p=0,001), als die konservativ behandelten Patienten. Todesursachen waren bei den vier (2,4%) verstorbenen konservativ behandelten Patienten gravierende Kopfverletzungen. Bei den 21 (12,5%) laparotomieren verstorbenen Patienten führten hauptsächlich Hypovolämie und seltener neurologische Verletzungen zum exitus letalis. In dieser Studie stellten sich ein hoher ISS, Massentransfusionen von mehr als neun EKs intraoperativ und operative Komplikationen als unabhängige Determinanten für die Mortalität heraus. Insgesamt zeigte sich in unserer Studie, dass es im Hinblick auf die Sterblichkeit keinen signifikanten Unterschied machte, ob ein Patient operiert oder konservativ behandelt wurde (p=0,089). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die operative Versorgung von Leberverletzungen ihren Stellenwert als entscheidende Therapie bei polytraumatisierten, kreislaufinstabilen Patienten behalten wird. Dagegen ist bei kreislaufstabilen Patienten ohne begleitende abdominelle Verletzungen die konservative Therapie auch bei größeren Parenchymschäden indiziert und führt zu exzellenten Ergebnissen: Die leichteren Leberverletzungen der Grade Moore I bis II lassen sich derzeit gut konservativ behandeln und der allgemeine Trend für die Zukunft geht auch bei schwereren Leberverletzungen zur konservativen Therapie, vielleicht auch bei Verletzungen Moore Grad IV.
During the period between 1995-2005 we examined a total of 168 consecutive patients of the Charité Campus Rudolf-Virchow-Klinikum in Berlin with polytrauma and liver injury retrospectively for our study. We checked the data of the initial examinations of the patients, test results, ultrasound, computed tomography results, initial therapy and the outcome. We used scales as GCS, PTS and ISS, Shock-Index, Moore classification and analysed these data with regard to the following therapy. There is in the international literature a trend to conservative treatment of liver injuries. This should be checked with our own analysis. We had 117 males (70%) and 51 females (30%), the median age was 32 years (2-82 years), the overall mortality was 15%.Mostly we had patients with blunt polytrauma (n=136) with liver injury. The liver injuries could in 30% be treated conservatively. But patients with penetrating trauma (n=32) got surgery in 100% (p<0,001). The vast majority had Moore II (49%) and III (27%) injuries. If the patients had other abdominal injuries they got significant often surgical treatment of the liver trauma (p=0,02). Patients with neurological injuries (p=0,004), thoracal injuries (p=0,004) and fractures (p<0,001) got significant more conservative treatment. Patient with a pathological Shock-Index >1 have got significant more surgery (p<0,001).In this study we found high ISS, more than nine intraoperative blood transfusions and operative complications for independent determinates for mortality. We did not find a significant difference for mortality after surgery or conservative management (p=0,089). Conclusion: for haemodynamical instable patients with or without other abdominal injuries the operative treatment will stay the gold standard. But haemodynamical stable patients without other abdominal injuries the conservative management is a good alternative and will be the first therapy in the future even if the liver damage is as severe as Moor IV.