EINLEITUNG: Die limitierten Ressourcen des Rettungsdienstes sind regelmäßig erschöpft und erfordern neue Konzepte zum effektiveren und effizienteren Einsatz. Zusätzlich stellt der Rettungsdienst durch die Ersteinschätzung der Behandlungsdringlichkeit von Notfallpatienten die Weichen für die weitere Notfallversorgung. Im Gegensatz zu Notaufnahmen existieren für eine valide Ersteinschätzung von Notfallpatienten unterschiedlichster Erkrankungs- und Verletzungsschwere in der Präklinik kaum Daten. Die wenigen publizierten Daten sind vor allem auf schwerverletzte Patienten sowie auf den Massenanfall von Verletzten beschränkt. Ziel der vorliegenden Arbeit war es daher, zu prüfen, ob ein an das international etablierte Manchester-Triage-System (MTS) der Notaufnahmen angelehntes und für den Rettungsdienst adaptiertes Triagesystem vom Rettungsdienst für die präklinische Ersteinschätzung der Behandlungsdringlichkeit angewendet und ob die erhobene Behandlungsdringlichkeit zuverlässig bestimmt werden kann. METHODIK: In einer prospektiven klinischen Beobachtungsstudie analysierten wir die vom Rettungsdienst in der Präklinik sowie nach Krankenhauseinlieferung von der Notaufnahme konsekutiv erhobenen Behandlungsdringlichkeiten erwachsener Notfallpatienten mit unterschiedlichsten Krankheits- und Verletzungsbildern. Die Ersteinschätzung in der Präklinik erfolgte nach Schulung mit einem an MTS angelehnten und für den Rettungsdienst adaptierten System. Die Ersteinschätzung in der Klinik erfolgte mittels des seit Jahren etablierten MTS durch erfahrenes und qualifiziertes Notaufnahmepersonal. Zur Überprüfung der jeweiligen Ersteinschätzungsergebnisse führten wir Audits durch. Unabhängig voneinander analysierten wir die Ergebnisse der jeweiligen Ersteinschätzungen aus Rettungsdienst und Klinik insbesondere bezüglich korrekter Anwendung sowie aufgetretener Fehler. ERGEBNISSE: Vollständig auswertbare Ersteinschätzungen des Rettungsdienstes und der Notaufnahme lagen bei insgesamt 208 Patienten vor. Die Rate an korrekter Triagierung betrug im Rettungsdienst 85% (177/208) versus 86% (179/208) in der Notaufnahme und unterschied sich nicht signifikant voneinander (McNemar-Test, zweiseitig, p=0,896). Insgesamt 60 Erstschätzungen bei 59 Patienten waren fehlerhaft, am häufigsten wurde in 82% der fehlerhaften Ersteinschätzungen (49/60) der falsche MTS-Indikator ausgewählt. Gründe für die fehlerhafte Zuordnung der Indikatoren waren in 23% der Fälle (11/49) die falsche Zuordnung der Schmerzintensitäten und in 16% (8/49) die falsche Zuordnung feststehender Definitionen. In 61% (30/49) lag kein offensichtlicher Grund für die falsche Zuordnung vor. Am zweithäufigsten wurde mit 15% falscher Ersteinschätzungen (9/60) einem bestimmten Indikator die falsche Behandlungspriorität zugeordnet. Bei den übrigen 3% (2/60) wurde ein falsches Präsentationsdiagramm ausgewählt. SCHLUSSFOLGERUNG: Eine an MTS angelehnte und für den Rettungsdienst adaptierte Version kann in der Präklinik sicher angewendet werden. Diese Anwendung ermöglicht eine korrekte Einschätzung der Behandlungsdringlichkeit unterschiedlichster Krankheits- und Verletzungsbilder bei erwachsenen Patienten durch den Rettungsdienst. Die sehr wenigen zu diesem Thema publizierten Daten bestätigen die eigenen Ergebnisse weitestgehend. Weitere prospektive, multizentrische Untersuchungen mit entsprechender Fallzahl sind für eine externe Validierung unserer Ergebnisse notwendig.
OBJECTIVE: The limited resources available to the emergency medical services (EMS) are regularly exhausted. Thus, new concepts are required to promote effective and efficient usage. The out-of-hospital triage conducted by the EMS plays a crucial role in effective resource allocation as it sets the course for further patient care. In contrast to triage conducted within the emergency department (ED), there are few studies of existing validated triage systems for emergency patients with various disease or injury severities used out-of- hospital. This study examines whether the established Manchester-Triage-System (MTS), when adapted for the EMS, can be used for out-of-hospital triage and whether this adapted MTS is reliable. METHODS: In a prospective, clinical observational study, we compared the results of triage conducted out-of- hospital by the EMS to those conducted in-hospital by ED nurses. The triages were of consecutive adult patients with multiple health conditions in different clinical settings. Out-of-hospital triage was performed following a structured core training and continuous audit using an adapted triage version based on the MTS. In-hospital triage was performed using the long-established MTS by qualified and experienced ED nurses. All triage results were evaluated using a standardized audit. Additionally, EMS and ED triage results were analysed regarding correct MTS application and errors that occurred. RESULTS: Complete data of 208 patients triaged by the EMS and ED were available for a detailed analysis. Overall, correct triage rates of the EMS and ED at 85% (177/208) and 86% (179/208) respectively, were very high and did not differ significantly (McNemar's test, two-tail, p=0,896). A total of 60 triage results from 59 patients were incorrect, mainly from selecting wrong MTS discriminators (82%, 49/60). Of these incorrect MTS discriminators, 23% (11/49) were due to a wrong assignment of pain intensity, 16% (8/49) were due to a wrong assignment of established definitions. In 61% (30/49) of cases, no reason for wrong MTS discriminator assignment was found. In 15% (9/60) of cases, the error was found to be the wrong treatment priority assignment to a specific discriminator. An inappropriate flowchart selection led to 3% (2/60) of triage errors. CONCLUSIONS: Our adapted version of an MTS-based triage protocol for EMS was feasible and valid to perform out-of-hospital in adult patients with multiple health conditions and in multiple clinical settings. Evidence from the few available data published on this subject agree with our findings. However, further prospective, multicentre studies with adequate case numbers are required for external validation.