Systematische Vergleiche lassen seit Jahrzehnten eine Zunahme der Häufigkeit von allergischen Erkrankungen vermuten. Welcher Anteil dieser beobachteten Veränderung eine Zunahme der tatsächlichen Krankheitshäufigkeit und wie viel lediglich einer gesteigerten Wahrnehmung oder Diagnosestellung zuzuordnen ist, konnte bisher nicht geklärt werden. Obgleich als Kernaufgabe der Epidemiologie lange etabliert, treten auch bei der simplen Beschreibung von Krankheitshäufigkeiten in einer Personengruppe Fehler auf. Wichtigste Voraussetzung für faire Vergleiche von Gruppen ist eine einheitliche Methodik für die Auswahl der zu untersuchenden Personen sowie für die Erfassung der Studiendaten. Die vorliegende Habilitationsschrift stellt Publikationen vor, welche einen differenzierten Umgang mit subjektiv beeinflussbaren Einzelkriterien und Falldefinitionen empirisch erprobt haben. So können verschiedene Ansätze eine Erkrankung zu definieren innerhalb eines Forschungsprojekts inhaltlich nebeneinander berichtet werden und eher subjektiven oder objektiven Kriterien zugeordnet werden. Mit der Untersuchung rein objektiver Einflussgrößen und rein subjektiver Indikatoren für Persönlichkeitsmerkmale ist es möglich, Falldefinitionen auf einem theoretischen Kontinuum zu verorten. Auch die ärztliche Einschätzung ist von persönlichen und professionellen Faktoren wie Berufserfahrung abhängig. Eine systematische und hochauflösende Dokumentation ärztlicher Befunde erlaubt neben der direkten Einschätzung noch während der Analyse die Konstruktion nebeneinander zu berichtender Falldefinitionen. Diagnostische Studien liefern darüber hinaus empirische Daten, welche Informationen mit objektiven Maßen aber auch mit subjektiv abhängigen Fragebögen über klinisch relevante Aspekte einer Erkrankung erfasst werden. Bisherige epidemiologische Untersuchungen zur Häufigkeit allergischer Erkrankungen konnten die Frage nach zeitlichen Veränderungen noch nicht robust beantworten. Retrospektive Auswertungen verschiedener Studien und Berücksichtigung verschiedener Falldefinitionen und Krankheitsschwere in zukünftigen Projekten können aber durch differenzierten Umgang mit subjektiven Kriterien faire Vergleichsbedingungen schaffen.
Systematic comparisons have suspected an increase in the frequency of allergic diseases for decades. What proportion of the observed increase is due to an actual change in the incidence of disease and how much can be attributed to an increased perception or diagnostic behavior, has not yet been clarified. Although established as a core task of epidemiology, errors occur also in the simple description of disease frequencies in a group of people. The most important prerequisite for fair comparisons of groups is a uniform methodology for the selection of individuals and for the acquisition of the study data. This habilitation thesis presents publications which have empirically tested a differentiated approach to deal with subjectively influenced individual criteria and case definitions. Different approaches to define a disease within a research project can be reported side by side and allocated to more subjective or objective information. With the examination of objective factors and purely subjective indicators of personality traits, it is possible to locate case definitions on a theoretical continuum. Furthermore, the medical assessment is dependent on factors such as personal and professional experience of a physician or study nurse. A systematic and highly resolved documentation of medical findings allows the construction and reporting of adjacent case definitions. Diagnostic studies provide empirical data, what information is collected by objective measurements and subjectively dependent questionnaires about the clinically relevant aspects of a disease. Previous epidemiological studies on the incidence of allergic diseases could not robustly answer the question of time trends. Retrospective analysis of various studies and consideration of different case definitions and disease severity in future projects can support fair comparison conditions through a differentiated approach accounting for subjective criteria.