Die Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie haben zu Veränderungen in verschiedenen Lebensbereichen geführt, wozu auch Einschränkungen in der Gesundheitsversorgung gehören. Dabei sind die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die vulnerable Bevölkerungsgruppe der Menschen mit chronischen Schmerzerkrankungen weitgehend unbekannt. Um zu verstehen, wie Menschen mit chronischen Schmerzerkrankungen den Verlauf der Pandemie erlebt haben, wurde eine qualitative Untersuchung durchgeführt. Dazu wurden mit zwanzig Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzerkrankungen aus einer Hochschulambulanz für Schmerztherapie semistrukturierte Telefoninterviews sechs Monate nach dem ersten Lockdown 2020 geführt. Anhand der Interviewleitfäden wurde exploriert, wie Schmerzpatientinnen und -patienten ihre Schmer-zen während der COVID-19-Pandemie erlebten, wie sie die Schmerzbehandlung in dieser Zeit wahrgenommen und wie sie insgesamt die Pandemie-Situation bewältigt haben. Die Interviewaufzeichnungen wurden wortwörtlich transkribiert und dann mit der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse kodiert. Die Analyse der vorliegenden Arbeit ergab, dass sich die Pandemie-Situation sehr unterschiedlich für die in dieser Studie befragten Schmerzpatientinnen und -patienten auswirkte. Dabei wurden die negativen Auswirkungen der Maßnahmen auf den Alltag und die Schmerzbehandlung auch für die befragte Gruppe von Schmerzpatientinnen und -patienten mit Risikofaktoren als schwerwiegender erlebt als die Bedrohung durch eine mögliche Ansteckung selbst. Die Fortsetzung der Schmerzbehandlung während des ersten Lockdowns, die auch über telemedizinische Kontakte durchgeführt worden ist, bildete einen wichtigen Schutzfaktor vor einer anhaltenden Schmerzverschlimmerung. Die telemedizinische Behandlung im Rahmen der Schmerzbehandlung bot viele Vorteile für die Schmerzpatientinnen und -patienten. Jedoch wurden auch vor allem Bedenken hinsichtlich eines mangelnden Vertrauens in die behandelnde Person über den telemedizinischen Kontakt geschildert. Die Ergebnisse legen nahe, dass Schmerzpatientinnen und -patienten während einer Pandemie besonders geschützt werden müssen. Dies betrifft zum einen den Schutz vor einer Ansteckung, sodass Präventionsmaßnahmen auch stärker im Rahmen der Schmerzbehandlung eingesetzt werden könnten. Zum anderen sollten sie besser auf Krisenzeiten mit Schmerzverschlimmerung vorbereitet werden, indem die Förderung von Fähigkeiten des Selbstmanagements stärkere Berücksichtigung in der Schmerzbehandlung erhält. Die Telemedizin bietet eine gute Möglichkeit die Schmerzbehandlung während eines Krankheitsausbruches aufrechtzuerhalten. Dafür sollten Handlungsempfehlungen für die behandelnde Person zur Stärkung einer vertrauensvollen Beziehung mit dem Schmerzpatienten oder der Schmerzpatientin über den telemedizinischen Kontakt entwickelt werden.
Measures to contain the COVID-19 pandemic have led to changes in various aspects of life, including limitations in health care. What impact the COVID-19 pandemic had on the vulnerable population of people with chronic pain conditions is largely unknown. To understand how people with chronic pain conditions experienced the pandemic, a qualitative study was conducted. For this purpose, semi-structured telephone interviews were conducted with twenty patients with chronic pain disorders from a German university outpatient pain clinic six months after the initial 2020 lockdown. Interview guides were used to explore how patients with chronic pain experienced their pain during the pandemic, their perceptions of pain management during this time, and how they coped with the pandemic situation. Interview recordings were transcribed verbatim and coded using the qualitative content analysis method. The analysis of the present study revealed that the pandemic situation had very different effects on the pain patients interviewed in this study. The negative effects of the measures on everyday life and pain treatment were experienced as more severe than the threat of a contagion itself, even for the interviewed group of pain patients with risk factors. The continuation of pain treatment during the first lockdown, which was also carried out via telemedical contacts, formed an important protective factor against a persistent pain exacerbation. The telemedical treatment in the context of pain management offered many advantages for the pain patients. However, there were also concerns about a lack of trust in the treating physician via telemedicine contact. The results suggest that pain patients need special protection during an outbreak of the disease. On the one hand, this concerns protection against infection, so that preventive measures could also be used to a greater extent in the context of pain treatment. On the other hand, they should be better prepared for times of crisis with exacerbation of pain by considering the development of self-management skills in pain treatment. Telemedicine offers a good opportunity to maintain pain management during an onset of illness. To this end, recommendations for action should be developed for the treating person to strengthen a trusting relationship with the pain patient via telemedicine contact.