In dieser Arbeit erfolgt eine umfassende Analyse der Bildungs- und Beschäftigungssituation in Sozial-, Erziehungs- und Pflegeberufen. Mit den Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) wird untersucht, wie sich im Kontext von Professionalisierung und Prekarisierung die Qualifikations-, Beschäftigungs- und Einkommensstrukturen in den Berufen zwischen 1993 und 2011 entwickeln und sich als Strukturveränderungsprozesse für die Beschäftigten ausgestalten. In diesem Zusammenhang werden zwei im Theorieteil herausgearbeitete Thesen empirisch geprüft: (1) die Verdrängungsthese, bei der als Folge von Akademisierung und höheren Anforderungsprofilen qualifikationsbezogene Selektionsprozesse zunehmen, infolge derer beruflich ausgebildete Fachkräfte von traditionellen Aufstiegswegen abgekoppelt und auf niedrige Berufspositionen zurückgedrängt werden, (2) die Polarisierungsthese, bei der sich die Beschäftigungs- und Einkommensbedingungen infolge divergierender Qualifikations- und Tätigkeitsanforderungen, einer statusbezogenen Schließung, geschlechtlichen Segmentierung und abnehmenden Tarifbindung zwischen den Arbeitnehmer/innen auseinander entwickeln. Für die Bildungssituation in Sozial-, Erziehungs- und Pflegeberufen wird im Untersuchungszeitraum eine Zunahme heterogener Bildungsprofile aufgezeigt. Neben Personen mit mittleren Berufsausbildungsabschlüssen (Berufsfachschule, Lehre, Fachschule) sind auch vermehrt akademisch qualifizierte Beschäftigte anzutreffen. Während Akademiker/innen vor allem Positionen auf der Führungs- und Leitungsebene einnehmen, steigt die Quote von Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung auf unteren Hierarchiestufen beträchtlich an. Im Kontext eines Verdrängungsprozesses wird der strukturelle Statusverlust von immer mehr Befragten dieses Beschäftigtensegments als bildungsinadäquat empfunden. Als Ausdruck des qualifikationsbezogenen Wettbewerbs um attraktive Berufspositionen gewinnen berufliche Lernprozesse zur Anpassung an steigende Berufsanforderungen und zur Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit an Bedeutung, was sich in einem überproportionalen Anstieg der Weiterbildungsbeteiligung von beruflich qualifizierten Beschäftigten auf der unteren Statusebene widerspiegelt. Für die Beschäftigungssituation in Sozial-, Erziehungs- und Pflegeberufen wird empirisch die Ausbreitung atypischer Erwerbsarbeit und des Niedriglohnsektors dokumentiert, die ein höheres Niveau erreicht als im gesamtgesellschaftlichen Vergleich. Daneben deuten die Befunde einen beträchtlichen Stellenabbau im öffentlichen Dienst bzw. eine Privatisierung der Trägerstrukturen an, was mit sich verschlechternden Arbeits- und Einkommensbedingungen einhergeht. Neben Beschäftigten des nicht- öffentlichen Sektors werden vor allem Mütter und Beschäftigte mit niedrigem Berufsstatus als Risikogruppen für Beschäftigungs- und Einkommensprekarität identifiziert. Die Trendanalysen verweisen im Sinne der Polarisierungsannahme zudem auf eine stärkere Segmentierung der Belegschaftsstruktur. Während Managementaufgaben auf der professionalisierten Leitungsebene von hochqualifizierten Führungskräften unter relativ sicheren Beschäftigungsverhältnissen und Einkommenszuwächsen ausgeübt werden, weist die auf niedrigen Hierarchiestufen geleistete Basisarbeit des beruflich qualifizierten Fach- und Hilfspersonals eine im Zeitverlauf wachsende Quote prekärer Beschäftigung und Niedriglohnarbeit auf.
In this thesis, a comprehensive analysis of the educational and employment situation in social service occupations is carried out. The data from the German Socio-Economic Panel Study (SOEP) examines how, in terms of professionalisation and precarisation, the qualification, employment and income structures developed between 1993 and 2011 as structural change processes and how they affect the employees. In this thesis, two arguments have been established and are given empirical examination: (1) the assumption of displacement, which asserts that academisation and higher job requirements has conducted processes of qualification-related selection that are increasingly causing the social closure of traditional career paths for vocationally qualified employees and are pushing them back into lower status positions, (2) the assumption of polarisation, which asserts an increase of social and economic disparities in employment and salary conditions among workers as a result of divergent skills and job requirements, status-related exclusion, gender segmentation, and a declining collective bargaining power. Regarding the educational situation in social service occupations, an increase in heterogeneous qualification and skill profiles was identified in the survey. In addition to those with vocational qualifications there was an increased number of academically qualified employees. While academics mainly occupy positions at mid to senior management level, the number of employees with vocational qualifications has increased considerably within the lowest hierarchical position. In the context of a displacement process, the work is considered as education-inadequate by an increasing number of vocationally qualified employees with the lowest status. As a result of a qualification- related competition to achieve an attractive professional position further education and training in the job gained importance to adapt to rising job requirements and to ensure workers’ employability; a notion that is reflected in the disproportionate increase of further education participants among vocationally qualified employees at the lower end of the status order. Regarding the employment situation in social service occupations, the expansion of atypical employment and the low-wage sector has been empirically proven and was seen to reach a disproportionate level. As well as this, the findings point to considerable downsizing in the public service sector and to privatisation of institutional structures along with a decline in pay and working conditions. In addition to non-public sector workers, mothers and employees with low occupational status were identified as the most at-risk groups with regards to precarious employment and income. If thought of in terms of polarisation, the trend analyses indicate an increase of segmentation of the workforce structure. While highly qualified people with administrative and managerial tasks still work under relatively secure employment conditions and show gains in income, the basic work performed by vocationally qualified workers and low-skilled assistants shows a growing rate of precarious and low- wage employment over time.