dc.contributor.author
Garratt, Alistair Neil
dc.date.accessioned
2018-06-07T17:12:12Z
dc.date.available
2011-06-23T07:02:39.319Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/3523
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-7723
dc.description.abstract
Das Gen Neuregulin-1 (Nrg1), eines der größten Gene im Genom von Säugetieren,
kodiert für eine Vielfalt verschiedener Isoformen, die entweder sezerniert
oder als Transmembranmoleküle synthetisiert werden. Alle Nrg1-Isoformen
besitzen eine EGF-ähnliche-Domäne, mit der sie an die Rezeptortyrosinkinasen
ErbB3 bzw. ErbB4 binden. Diese bilden mit dem Korezeptor ErbB2 heteromere
Rezeptoren aus, also ErbB3/ErbB2 bzw. ErbB4/ErbB2. Die Rezeptor-Heteromere
werden durch Nrg1-Bindung aktiviert und setzen verschiedene intrazelluläre
Signalwege in Gang, die so unterschiedliche zelluläre Antworten wie
Proliferation, Migration, Überleben, und Differenzierung hervorrufen [Garratt
et al., 2000, Bioessays 22, 987-996]. In den vorgelegten Arbeiten wurden die
Verfahren der klassischen und konditionellen Mutagenese eingesetzt, um die
Funktionen des Nrg1/ErbB Signalübertragungssystems während der embryonalen
Entwicklung bzw. in postnatalen Stadien der Maus zu untersuchen. Während der
Embryogenese werden die Nrg-Isoformen Typ I und Typ III u.a. im Endokard bzw.
in sensorischen und Motoneuronen exprimiert. Durch einen Vergleich von Mäusen,
bei denen gezielt spezifische Isoformen von Nrg1 mutiert wurden, konnte ich
zeigen, dass Typ I Nrg1 die Entwicklung des Herzens und der aus der
Neuralleiste gebildeten neuronalen Anteile der kranialen Ganglien steuert,
während Typ III Nrg1 für die Entwicklung der Vorläufer der Schwann’schen
Zellen unerlässlich ist [Meyer et al., 1997, Development 124, 3575-3586]. Da
die Nullmutation von Nrg1 bzw. ErbB2/ErbB3/ErbB4 zur embryonalen Letalität
führt, entwickelte ich einen Mausstamm, in dem ErbB2 konditionell inaktiviert
werden konnte, um die Funktionen von Nrg1/ErbB-Signalen in der postnatalen
Maus untersuchen zu können. Initial wurde mittels eines Krox20-cre-Treibers
die Rolle des Signalsystems in ausdifferenzierenden myelinisierenden Schwann
’schen-Zellen untersucht [Garratt et al., 2000, J. Cell Biol. 148, 1035-1046].
Diese Untersuchungen zeigten zum ersten Mal, dass Nrg1-ErbB-Signale eine
trophische Wirkung auf die Schwann’sche Zelle ausüben, und dadurch die Dicke
der Myelinscheide im peripheren Nervensystem kontrollieren. Typ I und Typ III
Nrg1-Isoformen werden als transmembran Moleküle synthetisiert und später durch
Proteolyse in die extrazelluläre Matrix freigesetzt bzw. auf der axonalen
Membran präsentiert. Michael Willem und Christian Haass (LMU, München) konnten
in in vitro Experimenten zeigen, dass Typ III Nrg1 durch die Protease
β-Sekretase (BACE1) gespalten wird. Die Inhibition dieser Sekretase ist einer
der vielversprechendsten Therapieansätze für die Behandlung der Alzheimer
Erkrankung, die mit Ablagerungen des Amyloid-Beta-Peptids, einem der
Spaltprodukte von BACE1, assoziiert ist. Die physiologische Funktion der
β-Sekretase BACE1 war bis vor kurzem ungeklärt, auch eine Nullmutation in der
Maus zeigte keinen offensichtlichen Phänotyp. Aufgrund dieser Erkenntnisse
galt BACE1 als Hauptziel der Wirkstoffentwicklung für Therapeutika der
Alzheimer Erkrankung. Durch Vergleich der Phänotypen im Nervensystem von
konditionellen ErbB2-Mutanten mit Mäusen, in denen BACE1 fehlte, konnte ich
die essentielle Funktion von BACE1 in der Nrg1-abhängigen Myelinisierung der
peripheren Nerven aufdecken [Willem et al., 2006, Science 314, 664-666]. Diese
Arbeit lieferte den ersten Beweis dafür, dass die Proteolyse von Nrg1 für die
Aktivität des Moleküls in vivo von zentraler Bedeutung ist. Somit müssen in
Zukunft mögliche Nebenwirkungen einer auf BACE1-Hemmung basierenden Therapie
aufgrund der nachgewiesenen physiologischen Funktion dieser Protease bei der
Myelinisierung in Betracht gezogen werden. Nrg1/ErbB Signale aktivieren eine
Reihe von Signalpfaden in der Schwann’schen Zelle die deren Entwicklung und
Differenzierung steuern. In Zusammenarbeit mit Katja Grossmann, Profs. Carmen
und Walter Birchmeier und weiteren Wissenschaftlern wurden Src und MAPKinase
als Nrg1 nachgeschaltete Signalpfade identifiziert, die für die frühe
Entwicklung und spätere Ausdifferenzierung der Schwann’schen Zelle essentiell
sind [Grossmann et al., 2009, PNAS 106, 16704-16709]. Nrg1-ErbB2/ErbB4-Signale
sind unabdingbar für die embryonale Entwicklung des Herzens und deren
Inaktivierung in der Maus führt zur Letalität am embryonalen Tag E10,5.
Untersuchungen an Patientinnen mit metastasierendem Mammakarzinom, die mit
einer antikörperbasierten Therapie (Herceptin®/Trastuzumab) gegen ErbB2
behandelt wurden, ergaben, dass ein Teil der Frauen an einer Herzinsuffizienz
erkrankt war. In Zusammenarbeit mit dem Kardiologen Cemil Özcelik setzte ich
einen konditionellen ErbB2-Stamm ein, um die Rolle von Nrg1/ErbB-Signalen im
postnatalen Herzen zu untersuchen. Die Versuchsreihe ergab, dass ErbB2 für die
Aufrechterhaltung der Pumpfunktion des Herzens benötigt wird [Özcelik et al.,
2002, PNAS 99, 8880-8885], und konnte somit erklären, wie eine Behandlung mit
Herceptin®/Trastuzumab zu einer Dysfunktion des Herzens führen kann. Die
Etablierung genetisch veränderter Mäuse, in denen Nrg1 bzw. dessen Rezeptoren
ErbB3/ErbB2 und ErbB4/ErbB2 mittels klassischer und konditioneller Mutagenese
inaktiviert wurden, hat es ermöglicht, die Rolle der Nrg1/ErbB-Signalkaskade
in der Entwicklung und Funktion des Herzens und sowie des peripheren
Nervensystems von Säugetieren aufzuklären. In den letzten Jahren hat sich
zunehmendes medizinisches Interesse auf die Funktion von Nrg1/ErbB-Signalen im
zentralen Nervensystem fokussiert, da Mutationen in Nrg1, Nrg3 und ErbB4 mit
Schizophrenie assoziert wurden. Vor kurzem konnte in Mausmodellen gezeigt
werden, dass Nrg1/ErbB4-Signale den Aufbau und die Funktion von
inhibitorischen GABA-ergen Schaltkreisen im Gehirn beeinflussen. Die
Aufklärung der Rolle von Nrg1/ErbB-Signalen im embryonalen und adulten Gehirn
und bei der Ätiologie von Erkrankungen des Nervensystems stellt damit ein sehr
spannendes Thema für zukünftige Forschung dar.
de
dc.description.abstract
The gene Neuregulin-1 (Nrg1), one of the largest in the mamalian genome,
encodes a diverse array of protein isoforms, which are either secreted or
synthesised as transmembrane molecules. All Nrg1 isoforms possess an EGF-like
domain, with which they bind to the receptor tyrosine kinases ErbB3 and ErbB4.
These form heteromeric receptors together with the co-receptor ErbB2, i.e.
ErbB3/ErbB2 or ErbB4/ErbB2. The heteromeric receptors are activated through
binding of Nrg1, leading to stimulation of intracellular signaling pathways,
and resulting in distinct types of cellular response such as proliferation,
migration, survival and differentiation [Garratt et al., 2000, Bioessays 22,
987-996]. In the work presented here, the techniques of classical and
conditional mutagenesis were used in order to investigate the role of the
Nrg1/ErbB signal transduction cascade during embryonic development and in the
postnatal mouse. During embryogenesis, Types I and III Nrg1 are expressed in
the endocard and sensory/motoneurons, respectively. By comparing mice in which
specific Nrg1 isoforms were mutated, I could show that Type I Nrg1 drives the
development of the heart and of the neural-crest derived neuronal portions of
the cranial ganglia, whilst Type III Nrg1 is essential for the development of
Schwann cell precursors [Meyer et al., 1997, Development 124, 3575-3586]. Due
to the fact that null mutations in Nrg1 as well as ErbB2/ErbB3/ErbB4 lead to
embryonic lethality, I generated a mouse strain in which ErbB2 could be
conditionally inactivated, in order to investigate the functions of Nrg1/ErbB
signals in the postnatal mouse. Initially, the role of the signaling system in
differentiating myelinating Schwann cells was analysed using a Krox20-cre
driver [Garratt et al., 2000, J. Cell Biol. 148, 1035-1046]. These studies
showed for the first time that Nrg1/ErbB serves to mediate trophic signals in
the Schwann cell, through which the thickness of the myelin sheath in the
peripheral nervous system is controlled. Type I and Type III Nrg1 isoforms are
synthesised as transmembrane molecules and subsequently become proteolytically
cleaved, whereby they are released into the extracellular matrix or presented
on the axonal surface. Michael Willem and Christian Haass (LMU, Munich) could
show in experiments in vitro that Type III Nrg1 is cleaved by the protease
beta-Secretase (BACE1). The inhibition of this secretase is one of the most
promising therapeutic strategies for the treatment of Alzheimer disease, which
is associated with formation of plaques containing amyloid-beta-peptide, one
of the cleavage products of BACE1. The physiological function of the beta-
secretase BACE1 was until recently unclear, and studies of mouse BACE1 null
mutants had not revealed any overt phenotypes. Because of this, BACE1 was
considered as a suitable major target for the development of therapies for
Alzheimer disease. By comparing nervous system phenotypes in conditional ErbB2
mutants with those of mice in which BACE1 was inactivated, I discovered the
essential function of BACE1 in the Nrg1-dependent myelination of the
peripheral nervous system [Willem et al., 2006, Science 314, 664-666]. This
work was the first to show that proteolysis of Nrg1 is critically required for
the activity of the molecule in vivo. Due to this, future work directed at
development of a therapy against Alzheimer based on BACE1 inhibition has to
take into account the function of this protease in myelination and activation
of Nrg1 in the nervous system. Nrg1/ErbB signals activate a host of signaling
pathways in Schwann cells that regulate their development and differentiation.
In work performed together with Katja Grossmann, Profs. Carmen and Walter
Birchmeier and other colleagues, Src and MAPKinase were identified as signal
pathways downstream of Nrg1, which are essential for the early development and
later differentiation of the Schwann cell [Grossmann et al., 2009, PNAS 106,
16704-16709]. Nrg1-ErbB2/ErbB4 signals are crucial for the embryonic
development of the heart and their inactivation leads to lethality in the
mouse at embryonic day E10.5. Examination of patients with metastatic breast
cancer who were treated with an antibody-based therapy
(Herceptin®/trastuzumab) against ErbB2 (HER2) revealed that a proportion of
the women developed heart failure. Working together with the cardiologist
Cemil Özcelik, I used a conditional ErbB2 mouse strain to investigate the role
of Nrg1/ErbB signals in the postnatal heart. The experiments revealed that
ErbB2 is essential for the maintenance of cardiac function [Özcelik et al.,
2002, PNAS 99, 8880-8885] and provided an explanation as to how treatment with
Herceptin®/trastuzumab leads to cardiac dysfunction in humans. The
establishment of genetically altered mice in which Nrg1 or its receptors
ErbB3/ErbB2 and ErbB4/ErbB2 have been inactivated through classical or
conditional mutagenesis has enabled researchers to uncover the role of the
Nrg1/ErbB signal transduction cascade in the development and function of the
mammalian heart and nervous system. In the last decade, much medical interest
has focused on the role of Nrg1/ErbB signals in the central nervous system,
due to the association of mutations in Nrg1, Nrg3 and ErbB4 with
schizophrenia. Recently, it could be shown in mouse models that Nrg1/ErbB4
signals influence the development and function of GABAergic circuits in the
brain. The elucidation of the role of Nrg1/ErbB signals in the embryonic and
adult brain and in the etiology of diseases of the nervous system provides
thus an exciting area of research for the years to come.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
mouse genetics
dc.subject
receptor tyrosine kinase
dc.subject
conditional mutagenesis
dc.subject
epidermal growth factor (EGF)
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Funktionelle Analyse der Neuregulin-1/ErbB Signalkaskade im Herzen und
Nervensystem von Säugetieren
dc.contributor.contact
agarratt@mdc-berlin.de
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Kerstin Krieglstein, Universität Freiburg
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Michael Wegner, Universität Erlangen-Nürnberg
dc.date.accepted
2011-04-18
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000023243-8
dc.title.translated
Functional analysis of the Neuregulin-1/ErbB signal transduction cascade in
the mammalian heart and nervous system
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000023243
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open access