Die vorliegende Habilitationsschrift beschäftigt sich mit der Epidemiologie ausgewählter häufiger, chronischer, nicht-übertragbarer altersassoziierter Erkrankungen anhand der Studiendaten der Berliner Altersstudie II (BASE-II). Durch Beschreibung und Untersuchung der altersspezifischen Aspekte von chronischen Erkrankungen, Multimorbidität und Polypharmazie sowie der Assoziationen mit funktionellen Phänotypen, beziehungsweise Biomarkern für Gebrechlichkeit und biologisches Alter, sollte zu einem tieferen Verständnis des Alterungsprozesses beigetragen werden. Die Untersuchungen sollten zudem Problembereiche in der klinischen Alltagsversorgung älterer Menschen identifizieren, sodass die Versorgung in den untersuchten Bereichen verbessert werden kann sowie präventive Strategien zur Erhaltung von Gesundheit im höheren Alter und zur Vermeidung von chronischen Krankheiten und funktionellen Einschränkungen entwickelt werden können. In den vorgestellten Originalarbeiten konnte gezeigt werden, dass selbst in einem vergleichsweise gesunden Kollektiv älterer Menschen mit überdurchschnittlicher Bildung und hohem Gesundheitsbewusstsein wie der BASE-II Kohorte altersassoziierte Erkrankungen wie die arterielle Hypertonie und die chronische Nierenerkrankung sehr häufig sind. Zudem ist das Vorliegen altersassoziierter Erkrankungen und Polypharmazie mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von Einschränkungen der Funktionalität und geriatrischer Syndrome assoziiert. Das präventive Potential wird offensichtlich nicht ausgeschöpft. Insbesondere bei der Bluthochdrucktherapie zeigt sich die Diskrepanz zwischen dem in Studien belegten Möglichen und der Versorgungswirklichkeit. Auch im Bereich der chronischen Nierenerkrankung, einem weiteren modifizierbaren Risikofaktor für ungünstige Verläufe im Alter, offenbaren die Ergebnisse bestehende Defizite bei Diagnose und Awareness. Der Skelettmuskulatur kommt bei der Funktionalität sowie im Stoffwechsel eine zentrale Rolle zu. Die Handgreifkraft als Surrogat-Parameter für die Gesamtmuskelkraft empfiehlt sich aufgrund der gezeigten Assoziation mit der Gefäßsteifigkeit als ein vielversprechender und einfach einzusetzender Biomarker für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zugleich zeigt die Assoziation einen möglichen zugrundeliegenden verbindenden Mechanismus von Frailty, Sarkopenie oder Funktionalität und kardiovaskulären Ereignissen und Tod auf. Außerdem konnte Polypharmazie - als regelmäßige Folge von Multimorbidität - als mögliche unabhängige Ursache von Veränderungen der Körperzusammensetzung im Alter und Sarkopenie identifiziert werden.