Aufmerksamkeit spielt eine bedeutende Rolle bei der Prozessierung akustischer Stimuli. In der Literatur wird die Existenz von verschiedenen Generatoren der akustisch evo-zierten N1-Komponente unter Aufmerksamkeitsbedingungen diskutiert, wobei insbeson-dere die Rolle des anterioren Gyrus cinguli (ACC) mehrfach beschrieben wurde. Der Einfluss auf den akustischen Kortex ist dabei allerdings noch weitgehend unklar, eben-so die Beeinflussung des motorischen Kortex bei entsprechenden Aufgabenstellungen. Durch die 32-kanalige Ableitung der akustisch evozierten N1-Komponente an 31 gesun-den Probanden wurde der Einfluss selektiver Aufmerksamkeit auf die akustische Stimulusverarbeitung unter verschiedenen Aufgabenparadigmen näher untersucht. Dabei wurden jeweils 30 hohe und tiefe Sinuswellen-Töne (1- bzw. 2 kHz, 65 dB) in pseudo- randomisierter Sequenz und einem ISI von 2,5 - 7,5 s verwendet. Beim ersten Aufgabenparadigma („P“) war keine Aufmerksamkeit gefordert, d. h. die eingespielten Töne sollten von den Probanden ignoriert werden. Das zweite Paradigma („Z“) sah ein Zählen der einzelnen Töne nach der jeweiligen Tonhöhe vor, was im Gegensatz zur ersten Aufgabenstellung konzentrierte Aufmerksamkeit voraussetzt. Bei der dritten Bedingung („T“) mit der höchsten Aufmerksamkeit sollten die Töne durch Tastendruck beendet werden (die tiefen Töne durch die linke Hand, die hohen Töne entsprechend durch die rechte Hand). Zur Interpretation der Daten wurden Grand Averages verwendet: einerseits zum Erhalt eines verbesserten Signal-Rausch-Verhältnisses, andererseits zur Generierung eines vergleichbaren Modells für alle Probanden. Für die Bestimmung der Lage der Hauptaktivitäten wurden die Grand Averages der drei Para-digmen verwendet, wobei der iterative Berechnungsvorgang mit „regionalen Dipol-quellen“ erfolgte. Für das Dipolmodell wurden, entsprechend den einzelnen Hirnbe-reichen, fünf regionale Quellen benutzt: temporal links, temporal rechts, frontal, zentral links, zentral rechts. Die temporalen Quellen, entsprechend dem primären und sekun-dären akustischen Kortex, wurden aufgrund der eng benachbarten anatomischen Lage als eine regionale Quelle zusammengefasst und für die linke und rechte Hemisphäre jeweils spiegelsymmetrisch gesetzt. Die frontale Quelle steht für den ACC; die zentralen Quellen reflektieren den linken bzw. rechten primären motorischen Kortex. Die Auswertung der Daten erfolgte mit dem Computerprogramm BESA Version 5.0, wobei für alle Hirnbereiche sowie alle Bedingungen jeweils Amplitude, Integral und Latenz berechnet wurden. Bei der Ergebnisauswertung zeigte sich mit steigender Aufmerksamkeit wie erwartet für den frontalen Hirnbereich ein signifikanter Unterschied zwischen den drei Bedingungen in Amplitude, Integral und Latenz. Im temporalen Kortex bestand ein signifikanter Unterschied nur für die Bedingung „T“ gegenüber „P“ und „Z“. Allerdings wurde für diesen Hirnbereich nach der Lokalisation eine weitere Separation in primären und sekundären akustischen Kortex vorgenommen. Dort zeigte sich für die linke primäre Hörrinde ebenfalls lediglich eine Signifikanz von „T“ gegenüber „P“ und „Z“; für die linksseitige sekundäre Hörrinde war zusätzlich die Dipolamplitude des Paradigmas „Z“ signifikant größer als „P“. Für die rechte Hemisphäre stellte sich im primären akustischen Kortex für Amplitude und Integral keinerlei Signifikanz zwischen den Bedingungen dar, in der sekundären Hörrinde bestand ebenso wie linksseitig für die Dipolamplitude ein signifikanter Unterschied zwischen den einzelnen Aufgaben-stellungen. Für den motorischen Kortex zeigte sich sowohl für Amplitude, Integral und auch Latenz eine Größensignifikanz von „T“ gegenüber „P“ und „Z“ sowie beim Integral von Bedingung „Z“ gegenüber „P“. Als Nebenfrage wurde zusätzlich der Einfluss von Geschlecht und Alter untersucht, wobei sich diesbezüglich keine signifikanten Unter-schiede zwischen Männern und Frauen ergaben. Der Faktor Alter hatte zudem lediglich einen signifikanten Einfluss auf die Amplitude im frontalen Hirnbereich sowie auf Amplitude und Integral im Hirnbereich zentral rechts. Zusammenfassend können die folgenden Hypothesen aufgestellt werden: 1. Mit zunehmender Aufmerksamkeit wird erwartungsgemäß die Aktivität der frontalen Dipole (im ACC) größer, wobei die motorische Reaktionsbedingung eine größere Aktivität als die Zählbedingung hervorruft. 2. Die Aktivität der temporalen Quellen wird durch Zunahme der Aufmerksamkeit größer, allerdings nur im motorischen Paradigma mit einer entsprechenden Signifikanz. Darüber hinaus wird der sekundäre akustische Kortex durch Aufmerksamkeit stärker aktiviert als der primäre akustische Kortex. 3. Die zentralen Dipole zeigen eine Aktivitätszunahme in der motorischen Aufmerksamkeitsbedingung, wobei bei den beiden nichtmotorischen Paradigmen jedoch ebenfalls geringe Aktivität vorhanden ist. 4. Der Faktor Geschlecht hat keinen Einfluss auf die verschiedenen Bedingungen; das Alter hat lediglich im frontalen sowie im rechtsseitigen zentralen Hirnbereich Einfluss auf die Amplitudengröße. Diese Ergebnisse können unter Berücksichtigung der insgesamt differenten Studiendesigns sowie Untersuchungsmethoden in Übereinstimmung mit dem größten Teil der Literatur gesehen werden, wonach selektive Aufmerksamkeit und damit verbundene unterschiedliche Aufgabenstellungen, wie z. B. Motorik erfordernde, einen bedeutenden Einfluss auf die akustisch evozierte N1-Komponente haben.
Attention plays an important role in processing of acoustic stimuli. In literature the existence of different generators of the auditory evoked N1-component under attention conditions is discussed; especially the role of anterior cingulate cortex (ACC) is often described. The influence on auditory cortex is still largely unknown, just as the effect of motor cortex at equivalent tasks. With a 32-channel-EEG the influence of selective attention on processing of acoustic stimuli under different attention conditions was investigated at 31 healthy subjects. Therefore, 30 high and low sinuswave- tones (1 and 2 kHz, 65 dB) in a pseudo-randomized sequence and with an ISI of 2.5 – 7.5 sec was presented. For the first paradigm (“P”) no attention was claimed, i.e. the tones should be ignored. The second paradigm (“Z”) contained counting the tones for the different pitch, which required focussed attention. At the third paradigm (“T”) with the highest demand on attention tones should be finished by keypress (low tones with the left hand, high tones with the right hand). For data-analysis grand averages was used: on the one hand for getting an improved signal-noise-ratio, on the other hand for calculation of a dipole source model for source localization. For the dipole model five regional sources according to the different brain areas involved were utilized: temporal left, temporal right, frontal, central left and central right. The temporal sources represented the primary and secondary auditory cortex. The frontal source represented the ACC, the central sources reflected the left and right primary motor cortex. Source reconstruction was performed with a dedicated software (BESA 5.0), whereat for conventional N1-component analysis, amplitude, integral and latency at single electrodes were estimated. As a result, increased attention demand was associated with significant effects on the regional source activity in the frontal lobe. In the temporal cortex regional source, a significant effect was observed for “T” compared to “P” or “Z”; though for this brain area a further separation in primary and secondary cortex was performed. For the left primary auditory cortex there was a significant difference between “T” and “P” or “Z”; for the left secondary auditory cortex dipole amplitude of condition “Z” was significantly larger than condition “P”. For the right hemisphere there were no significant differences between the conditions for the primary auditory cortex; in the secondary auditory cortex also a significant difference for dipole amplitudes was observed. For the dipole source in the motor cortex, amplitude as well as integral and latency showed a significant difference between condition “T” and “P” or “Z”. As a secondary question the influence of sex and age was examined. No significant differences between men and women were found. The factor age had significant influence on amplitude in frontal cortex as well as amplitude and integral in the right central cortex. In summary the following conclusions can be drawn: 1\. With increasing attention frontal dipoles located in the ACC increase activity. 2\. Activity of the temporal sources increases with increased attention, however only for the motor condition. Furthermore the secondary auditory cortex activity is stronger affected by attention than the primary auditory cortex. 3\. Central dipoles, located in the motor cortex, show an increased activity in the motor attention condition only. 4\. The factor sex has no influence on the different conditions; age only has influence on the amplitude in frontal and right central cortex. These results are in line with the largest part of literature indicating that selective attention has a differentiated influence on different cerebral generators of the auditory evoked N1-component.