Hintergrund Rauchen ist das bedeutendste einzelne Gesundheitsrisiko in den Industrienationen - auch in Deutschland. Jährlich sterben weltweit 5,4 Mio., in Deutschland 140.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Der Tabakkonsum hat ursächlichen Einfluss auf z.T. schwerwiegende und tödlich verlaufende Krankheitsbilder. Trotzdem ist die Rauchprävalenz hoch. Etwa jeder dritte Erwachsene raucht, in Deutschland ca. 33,9 % (37% der Männer, 28% der Frauen). Deshalb sind dringend mehr Maßnahmen zur Rauchprävention und Entwöhnung erforderlich. Psychologische Stadienmodelle der Verhaltensänderung, wie das HAPA-Modell, versuchen den Prozess der Aufnahme eines Gesundheitsverhaltens zu erklären und vorherzusagen, um gezielt Interventionen planen zu können. Dabei sind in den hier untersuchten Stadien (Absichtslosigkeit [1], Absichtsbildung [2], Absicht [3]) unterschiedliche sozial-kognitive Faktoren (Risikowahrnehmung, Konsequenzerwartung, motivationale Selbstwirksamkeit, Intention, Handlungsplanung, Aufnahme-Selbstwirksamkeit) relevant. Um den Erfolg solcher stadienspezifischer Interventionen zu steigern, müssen Settings mit einem großen Anteil von Personen in hohen Stadien der Verhaltensänderung identifiziert werden und die Ausprägung der sozial-kognitiven Faktoren geprüft werden. Das klinische Setting sollte im Sinne eines „teachable moments“ geeignet sein, da PatientInnen über ihre Gesundheit nachdenken und durch den Klinikaufenthalt eine Phase der Abstinenz entsteht. Möglicherweise fungiert die Klinik damit aber als „Externer Motivator“ und die sozial-kognitiven Faktoren sind nicht adäquat hoch zu den hohen Stadien der Verhaltensänderung ausgeprägt. Ziel Mit dieser Arbeit wird untersucht, ob sich RaucherInnen im klinischen Setting tatsächlich häufiger in höheren Stadien der Verhaltensänderung befinden als RaucherInnen im außerklinischen Setting. Außerdem wird untersucht, ob sich die Ausprägungsmuster der sozialkognitiven Faktoren über die Stadien zwischen RaucherInnen im klinischen und außerklinischen Setting unterscheiden und ob diese Stadienunterschiede diskontinuierlich sind. Methodik Untersuchungsgrundlage waren Daten aus zwei Befragungen: die Basisbefragung einer prospektiv-randomisierten Studie in den Anästhesieambulanzen der Charité Berlin (klinisches Setting - K) und eine Befragung in zwei Bürgerämtern Berlins (außerklinischen Setting - BA). Mit einem Papierfragebogen wurden Stadien der Verhaltensänderung, Skalen zu sozialkognitiven Faktoren sowie Angaben zu sozioökonomischem Status, Nikotinabhängigkeit und Gesundheit erfasst. Die statistische Auswertung erfolgte mit Hilfe der Statistik-Software SPSS, Version 15.0. Deskriptive Statistik erfolgte mittels Chi²-Test und T-Test. Mit ANOVAs bzw. ANCOVAs wurden in mehreren Schritten varianzanalytische Modelle für jeden sozialkognitiven Faktor erstellt mit den Haupteffekten Setting und Stadium unter Berücksichtigung von Konfoundern. Zur Analyse der Ausprägungsmuster der Faktoren wurden Trendanalysen durchgeführt. Ergebnisse In der Studienstichprobe von 479 RaucherInnen (K 191/ B 288) befanden sich in der Klinik signifikant mehr RaucherInnen in höheren Stadien der Verhaltensänderung (K 25,1% / 39,8% / 35,1% vs. BA 38,9% / 39,2% / 21,9%). In der Klinik zeigte nur Gesundheit einen Zusammenhang mit der Verteilung der Stadien. Im außerklinischen Setting fanden sich für Bildung, Nikotinabgängigkeit und Gesundheit Unterschiede bzw. Zusammenhänge. In der Klinik zeigte sich eine signifikant geringere Risikowahrnehmung und eine signifikant höhere Handlungsplanung als im außerklinischen Setting. Alle sozial-kognitiven Faktoren zeigten in der Klinik einen Anstieg über die Stadien (linearer Trend), im außerklinischen Setting alle mit Ausnahme der Risikowahrnehmung und der Aufnahme-Selbstwirksamkeit. Die Ausprägungsmuster der motivationalen und Aufnahme- Selbstwirksamkeit zeigten in der Klinik diskontinuierliche Verläufe (quadratische Trends). Diskussion In der Allgemeinbevölkerung kann es sinnvoll sein, Interventionen zum Rauchstopp für Risikogruppen mit unterschiedlicher Bildung, Nikotinabhängigkeit und Gesundheit zu entwerfen. Dagegen muss im klinischen Setting der Gesundheitszustand verstärkt berücksichtigt werden. Interventionen in der Klinik sollten für einen Wechsel von Stadium 1 zu 2 alle HAPAKonstrukte stärken, besonders die gering ausgeprägte Risikowahrnehmung. Für einen Wechsel von Stadium 2 zu 3 sollten folgende Faktoren gestärkt werden: positive Konsequenzerwartung, Intention, Handlungsplanung und vor allem die motivationale und Aufnahme-Selbstwirksamkeit. Im außerklinischen Setting findet sich wenig Unterstützung für stadienspezifische Interventionen. Eine „one-size-fits-all“ Intervention mit den Faktoren positive Konsequenzerwartung, motivationale Selbstwirksamkeit, Intention und Handlungsplanung sollte hier zur Förderung eines Rauchstopps ausreichen.
Background: Smoking cessation interventions tailored to smokers’ stage of change or corresponding mindset should be effective. Hospitalisation may motivate smokers to quit smoking (“teachable moment”) and facilitate quitting (“cue to action”) qualifying it for smoking cessation interventions. Evidence on quitting motivation in pregnancy raise the question if hospitalisation leads to stage progression only without corresponding mindset changes making a further progression and thereby abstinence unlikely. Objectives: To compare the quitting motivation in a sample of hospitalised and non-hospitalised smokers. Based on the Health Action Process Approach, motivation to quit was measured by stage of change and social-cognitive factors. Methods: This cross- sectional study examined a sample of 479 smokers, 191 hospitalised (HS) and 288 non-hospitalised (NHS). Distribution of stage of change (non-intentional, ambivalent, intentional) was compared and patterns of social-cognitive factors (risk perception, pros, intention, planning and stage-specific self-efficacy) were tested for discontinuity controlling for possible confounders. Results: HS were more likely found to be in higher stages of change (25.1% / 39.8% / 35.1%) than NHS (38.9% / 39.2% / 21.9%). In HS, risk perception was significantly lower and planning significantly higher; all factors increased linear across stages; motivational and adoption self-efficacy additionally showed quadratic trends indicating discontinuity patterns. Conclusions: The findings qualify hospitalisation after surgery as “cue to action” and thereby as suitable for smoking cessation interventions. These should be specifically tailored to adequately target patient smokers’ motivational and volitional needs and be most effective. No evidence was found for a mismatch between higher stages of change and stage-specific mindsets recommending the setting for effective smoking cessation.