Ohne chirurgische Innovationen, gäbe es keinen chirurgischen Fortschritt. Anders als in der streng reglementierten Medikamentenentwicklung gibt es bei chirurgischen Innovationen keine klar definierten Regeln. Es gibt Vorarbeiten zu der Thematik, die folgende Problemfelder aufzeigen: Das Erkennen einer Innovation: Es wurde ein Fragebogen entwickelt, der MSIIT, um chirurgische Innovationen identifizieren zu können. Die strukturierte Einführung: Im IDEAL Modell werden verschiedene Phasen beschrieben. Es sollte möglichst eine Vorphase mit Tiermodellen oder am Simulator stattfinden, gefolgt von der eigentlichen Idee, Evaluation der Kopierbarkeit mit zunächst einzelnen Patienten und dann größeren Gruppen, randomisierte kontrollierte Studien und dann Langzeitergebnisse durchlaufen werden. Das ETHICAL Modell kann für Grauzoneninnovationen eingesetzt werden. Das chirurgische Innovationen viele Bereiche betreffen und nicht nur den chirurgischen Eingriff selbst, zeigen meine in die Habilitationsschrift eingebrachten Arbeiten. Das VASQ Device ist ein Hilfsmittel, welches um die arteriovenöse Anastomose bei der Dialysefistelanlage gelegt wird und die Offenheitsraten verbessern soll. In meiner Publikation über die transorale Schilddrüsenchirurgie beschreibe ich sowohl einen neuen Zugangsweg, als auch ein neues Hilfsmittel, einen neuartigen Dissektor, der einen anatomischen Raum schafft zwischen Platysma und gerader Halsmuskulatur. Die intragastrale Plikatur ist ein neues Operationsverfahren zur Magenvolumenreduktion bei Adipositas. Zusätzlich nutzen wir einen laparoskopischen Port für eine intragastrale Operation. Der Einsatz des Mannheimer Peritonitis Indexes zur Entscheidungsfindung für die weitere Therapie einer sekundären Peritonitis und nicht zur Abschätzung der Prognose. Die transvaginale Cholezystektomie, eine neue OP-Technik durch ein für diesen Eingriff neuen Zugangsweg, um den Wunsch insbesondere junger Patienten nach einem optimalen kosmetischen Resultat nachzukommen. Betrachtet man diese Innovationen im Kontext aktueller Literatur, gibt es nur zu wenigen randomisierte kontrollierte Studien und Langzeitergebnisse. Woran liegt das? Gleiche Eingriffe variieren unter den Operateuren, Anatomie und Pathologie der Patienten, Komplikationen führen zu abweichenden Handlungen, Patienten wünschen Innovationsoperationen, Medien- und Firmentriggerung, kaum finanzielle Unterstützung, konservative Expertenmeinungen zählen heutzutage noch viel in der Chirurgie. Das Fazit ist: wir brauchen chirurgische Innovationen, um die Chirurgie weiterentwickeln zu können. Eine vollumfängliche Transparenz hilft den Fortschritt zu fördern und die Patientensicherheit zu erhöhen. Unabhängige Forschungsgelder sind dafür genauso unabdingbar wie aufgeschlossene Klinikleitungen.