The dissertation Differential Object Marking in Corsican. Distribution, triggers, functions, approaches the phenomenon of Differential Object Marking in Corsican.
The phenomenon: Differential Object Marking (DOM), in its most basic and traditional conception, is the marking of certain but not all nominals in direct object (DO) function according to different semantic, syntactic and pragmatic criteria by means of an overtly expressed morphosyntactic marker. In Corsican, DOM is expressed by the morpheme à, which is homophonous to the dative and locative prepositions à, and appears with the DO if certain semantic, i.e. humanness and/or syntactic conditions, no overt definite article, apply and in turn, does not surface if these do not apply.
The data: My approach is based on a corpus of empirical language data which I collected during two fieldtrips in June 2010 and September 2011. By means of a written questionnaire, I surveyed 46 informants, using a forced choice task.
The results: The answers of the informants have been quite heterogeneous. Corsican DOM is not categorial, neither in terms of noun classes, nor in terms of semantic features, such as humanness and/or definiteness. Nevertheless, these features have an impact on the marking pattern, but to divergent degrees: proforms[human] get consistently a-marked but common nouns[human] bear the definite article and no a-marker. Among the class of proper nouns not only human but also inanimate DOs get a-marked, e.g. toponyms. In general, a high degree of animacy (humanness) and/or definiteness favours overt marking. In structural terms, a key property of Corsican DOM is the incompatibility of the definite article and the DOM-marker: e.g. common nouns with a definite article are not a-marked. I assume that, in Corsican, definite and/or human DOs require overt case marking expressed either with the definite article or the a-marker: both items may function as overt accusative case markers. If the DOs get marked either by a or the definite article depends on the nominal: nominals which never appear with definite articles such as e.g. proforms, get a-marked, as well as (certain) proper names; common nouns never bear a-marking but most consistently the definite article.
In addition to Corsican DOM, I provided also information about the history of Corsican and its speakers and gave some insights in the history of the science regarding Corsican as an independent field of linguistics.
This dissertation contributes to Corsican and Romance linguistics as well as to the research on the phenomenon of DOM.
Die Dissertation Differential Object Marking in Corsican. Distribution, triggers, functions (Differentielle Objektmarkierung im Korsischen. Distribution, Auslöser, Funktionen) beschäftigt sich mit der Differentiellen Objektmarkierung im Korsischen.
Das Phänomen: Die Differentielle Objektmarkierung (DOM) beschreibt die overte morphologische Markierung – im Korsischen durch das pränominale Morphem a – bestimmter (nicht aller) direkter Objekte abhängig von Eigenschaften des Objektnomens und/oder seiner direkt umgebenden Struktur aufgrund von semantischen, syntaktischen oder pragmatischen Kriterien. Als Auslöser für DOM spielen meist Belebtheit und/oder Referentialität des Objekt-Nomens eine zentrale Rolle. Das trifft auf zahlreiche DOM-Systeme in den romanischen Sprachen zu und so auch auf das korsische.
Die Daten: Für den Fragebogen habe ich Sätze aus der Literatur zur korsischen DOM übernommen, modifiziert und ergänzt. Mit Hilfe des Fragebogens habe ich im Laufe zweier Feldforschungsreisen (im Juni 2010 und September 2011) 46 Sprecher*innen des Korsischen befragt. Die dafür gewählte Methode forced choice (‘erzwungene Wahl’) erfordert von den Informant*innen, aus den angebotenen Optionen die für sie ‘beste Option’ auszuwählen. Damit sollte die bis dato geringe und lückenhafte Datenlage auf systematische Weise ergänzt werden.
Die Ergebnisse: Die Verteilung der gegebenen Antworten fiel sehr heterogen aus. Kurz gesagt, orientiert sich die korsische DOM in der Wahrnehmung der Informant*innen nicht entlang feststehender Nominalklassen und reagiert auch nicht eindeutig auf die genannten Merkmale Belebtheit und Definitheit: keine der Klassen und keiner der Einzelsätze hat alle ‘best option’-Antworten auf sich vereint. Dennoch sind die beiden Merkmale Menschlichkeit und Definitheit relevant, wenn auch, je nach nominaler Klasse, zu unterschiedlichen Teilen. Pronomina[human] werden immer a-markiert, Eigennamen sowohl als auch, lexikalische Nomen tendenziell nicht. Allgemein lässt sich sagen, dass Menschlichkeit des Objektreferenten und/oder ein hoher Grad an Definitheit eine morphologische Akkusativmarkierung triggert. In struktureller Hinsicht hat sich als zentrale Eigenschaft der korsischen DOM die Inkompatibilität des definiten Artikels und des DOM-Markers a herausgestellt. Dieser Inkompatibilität habe ich die Annahme zugrunde gelegt, dass der DOM-Marker und der definite Artikel im Zusammenhang mit referentiellen, definiten und/oder menschlichen direkten Objekten im Korsischen die gleiche Funktion übernimmt: Beide Elemente markieren Kasus. Ob Objekte nun mit dem definiten Artikel oder mit a markiert werden, hängt von deren Struktur ab: Pronomina können nie mit definiten Artikeln markiert werden, sie erhalten die a-Markierung. Eigennamen treten sowohl mit a-Markierung oder definitem Artikel auf und Nomen erhalten ausschließlich den definiten Artikel.
Zusätzlich enthält die Dissertationsschrift auch ein Kapitel zur Sprachgeschichte des Korsischen sowie seiner Klassifizierung als italoromanische Sprachvarietät. Außerdem bietet das Kapitel zum Stand der Forschung auch einen Einblick in die Wissenschaftsgeschichte der korsischen Sprachwissenschaft, deren Beginn als eigenständige Disziplin im deutsch-sprachigen Raum mit dem Eintrag ins Lexikon der Romanischen Linguistik (LRL) 1988 zusammenfällt.
Die Arbeit leistet somit einen Beitrag sowohl zur romanischen und korsischen Sprachwissenschaft als auch zur allgemeinen Forschung des Phänomens DOM.