This dissertation is an investigation of US relations with the so-called Barbary States. Situated on the North African coast, these were the independent Kingdom of Morocco as well as the Ottoman provinces of Algiers, Tripoli, and Tunis. Between the 15th and 19th century, these states were in the practice of capturing and enslaving European sailors in the Mediterranean. Subsequently, captives could be ransomed, or annual tribute could exempt European nations from this practice altogether. After the United States lost British naval protection as a consequence of the Revolutionary War, Americans were likewise confronted with this impediment to commerce in the Mediterranean. Following the enslavement of American citizens by Algerian cruisers in the 1780s and 1790s (as well as their subsequent release through a costly ransom payment), the United States established a diplomatic network in the Mediterranean and appointed consuls to the Barbary States. In 1801, the Bashaw of Tripoli declared war on the United States, resulting in a military conflict that lasted until 1805.
By examining the correspondence of US diplomats, statesmen, naval officers, and captured sailors, it is argued in this thesis that the actions of those American foreign policy makers who were involved in diplomacy with the Barbary States were predominantly informed by the desire to establish, protect, and advance their personal honor as well as the honor of their country. The extant writings of the sailor-turned-diplomat James Leander Cathcart provide the foundation for a case study in the relevance of personal honor. In this context, it is asserted that Cathcart’s journals and correspondence constitute a prolonged attempt at having claims about his social rank as an honorable person validated by his peers or even the general public. However, Cathcart was by and large unsuccessful in this endeavor which resulted in rhetorical outbursts and rivalries throughout his career. As such, Cathcart’s writings demonstrate the consequences of honor claims not being recognized. Furthermore, they show that even common sailors adhered to codes of honor, testifying for the importance of the concept even among non-elite circles.
On the national level, perceived humiliations such as the capture of American sailors, the payment of ransom and annual tribute, as well as the inability of the United States to resist extravagant demands of Barbary rulers were frequently argued to constitute profound violations of US national honor. The supposed publicity of these ostensibly shameful episodes was given special consideration in this context. To remedy these perceived failures of American foreign policy, virtually all of those involved in either diplomacy or military operations frequently invoked the language of national honor to justify increasingly belligerent actions against the Barbary States. US relations with the Barbary States must then be understood as a protracted attempt at establishing the United States as a respectable – an honorable – nation in the eyes of imagined audiences, both in United States as well as Europe. In a larger sense, it is hoped that this dissertation serves to highlight the prevalence of national honor in foreign relations during the early modern period.
Diese Dissertation ist eine Untersuchung US-amerikanischer Beziehungen mit den sog. „Barbareskenstaaten“. Dies waren das unabhängige Königreich Marokko sowie die osmanischen Provinzen Tripolis, Tunis und Algiers. Zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert fuhren von diesen Staaten ausgehend Korsaren aus, um europäische Seefahrer im Mittelmeer zu ergreifen und zu versklaven. Sklaven, die auf diese Weise ergriffen wurden, konnten mit Lösegeldzahlungen wieder freigekauft werden bzw. ein jährlich gezahlter Tribut konnte europäische Staaten auch gänzlich von dieser Praktik befreien. Nachdem die USA aufgrund der Folgen des Unabhängigkeitskriegs den Schutz der britischen Marine verloren, wurden diese gleichermaßen mit dieser Beeinträchtigung des Handels im Mittelmeer konfrontiert. In den 1780er- und 1790er-Jahren fielen US-Bürger algerischen Korsaren zum Opfer, die später durch Lösegeldzahlungen wieder freigekauft wurden. Daraufhin etablierten die Vereinigten Staaten ein diplomatisches Netzwerk im Mittelmeer und es wurden auch Konsulate in den Barbareskenstaaten eröffnet. Trotz dieser Bemühungen erklärte der Regent von Tripolis den Vereinigten Staaten 1801 den Krieg. Dieser Konflikt dauerte bis 1805 an.
Durch eine Untersuchung der Korrespondenz US-amerikanischer Diplomaten, Staatsmänner, Marineoffizieren und versklavten Seefahrern wird in dieser Dissertation dafür plädiert, dass die Handlungen dieser Verantwortlichen der US-Außenpolitik vorrangig von einem Verlangen getrieben waren, persönliche Ehre sowie die Ehre einer amerikanischen Nation zu etablieren, zu schützen und voranzutreiben. Das hinterbliebene Werk des Seefahrers und Diplomaten James Leander Cathcart ist hier die Grundlage einer Fallstudie zur Rolle persönlicher Ehre. Die Kernthese ist in diesem Kontext, dass Cathcarts Tagebucheinträge und Korrespondenz einen langjährigen Versuch darstellen, Behauptungen über seinen sozialen Rang validiert zu sehen und als ehrbare Person in den Augen seiner Mitmenschen bzw. der breiteren Öffentlichkeit betrachtet zu werden. In diesem Bestreben war Cathcart jedoch weitestgehend nicht erfolgreich, was sich während seiner Karriere als Diplomat wiederholt in emotionalen Ausbrüchen und Rivalitäten widerspiegelte. Die Schriften Cathcarts zeigen dementsprechend auf, was passierte, wenn Aussagen über persönliche Ehre im weiteren Umfeld nicht anerkannt wurden. Darüber hinaus zeigt der Fall Cathcart auf, dass auch einfache Seefahrer einem Ehrenkodex folgten, was wiederum die Relevanz des Konzeptes widerspiegelt, auch in nichtelitären Kreisen.
Auf der nationalen Ebene wurde das Versklaven von amerikanischen Seefahrern, das Zahlen von Lösegeld und jährlichem Tribut sowie die Unfähigkeit der USA, sich Forderungen der Barbareskenstaaten zu widersetzen als Demütigung und damit als Verletzung nationaler Ehre empfunden. Die vermeintliche öffentliche Aufmerksamkeit dieser Episoden wurde dabei gesondert berücksichtigt. Um dieses vermeintliche Versagen der Außenpolitik zu beheben, bedienten nahezu sämtliche Personen in diplomatischen und militärischen Kreisen des Vokabulars nationaler Ehre, um zunehmend extremere Maßnahmen gegen die Barbareskenstaaten zu rechtfertigen. Die Außenpolitik der Vereinigten Staaten sollte dann als ein andauernder Versuch interpretiert werden, die USA als respektable – als ehrbare – Nation zu präsentieren, sowohl gegenüber der amerikanischen als der europäischen Öffentlichkeit. In einem weiteren Sinne soll diese Dissertation ebenfalls die Relevanz des Konzepts der nationalen Ehre im Kontext der Außenpolitik während der Frühen Neuzeit aufzeigen.