dc.contributor.author
Stäbler, Franziska
dc.date.accessioned
2018-06-07T16:57:31Z
dc.date.available
2018-04-20T09:38:14.862Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/3213
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-7413
dc.description.abstract
Im Rahmen der Schule vollzieht sich die Entwicklung von Kindern und
Jugendlichen in der Gemeinschaft Gleichaltriger in einem gemeinsamen Kontext.
Dieser konstituiert sich nicht nur durch bildungspolitisch vorgegebene
Strukturen des Schulsystems oder durch die Form des Unterrichts, sondern auch
durch das Leistungs- und Fähigkeitsniveau sowie psychosoziale Merkmale der
Lernenden, die in der Klasse oder Schule zusammenkommen (Eccles & Roeser,
2011). Gemäß dem bioökologischen Modell von Bronfenbrenner und Morris (2006)
können Lernende somit als Mitgestalter des Schulkontextes gesehen werden.
Studien zu sogenannten Kompositionseffekten belegen bereits, dass die
Schülerschaft in ihrer mittleren leistungs- und herkunftsbezogenen
Zusammensetzung auf die individuelle Leistungsentwicklung wirkt (siehe im
Überblick Dumont, Neumann, Maaz & Trautwein, 2013). Um die Rolle der Lernenden
als Mitgestalter des Schulkontextes noch differenzierter zu ergründen, wurden
(1) psychosoziale Schülermerkmale als Merkmale betrachtet, deren Entwicklung
im Schulkontext von der Komposition der Lerngruppe bedingt werden kann, (2)
psychosoziale Schülermerkmale in ihrer mittleren Ausprägung und in ihrer
Verteilung innerhalb der Lerngruppe als Kompositionsmerkmal betrachtet sowie
(3) das Zusammenspiel verschiedener Kompositionseffekte. Dieses Vorhaben wurde
in vier Teilstudien bearbeitet, für die Datensätze aus verschiedenen
Längsschnittstudien genutzt wurden. In der ersten Teilstudie wurde der Frage
nachgegangen, ob die individuelle Entwicklung von Schulzufriedenheit und
normverletzendem Verhalten in Zusammenhang mit der Schülerkomposition an der
Schule steht. Mehrebenenanalysen an einer Stichprobe der BERLIN-Studie
ergaben, dass Lernende der 9. Jahrgangsstufe nach einem Schuljahr zufriedener
mit der Schule waren, je leistungsstärker die von ihnen besuchte Schule war
und je zufriedener die Schülerschaft im Durchschnitt mit der Schule war. Es
zeigten sich zudem Hinweise für weitere Effekte auf die Schulzufriedenheit und
das normverletzende Verhalten der Lernenden durch die leistungs- und
herkunftsbedingte Komposition sowie durch die Komposition der Schülerschaft
hinsichtlich der Schulzufriedenheit und des normverletzenden Verhaltens
selbst. In der zweiten Teilstudie richtete sich der Fokus auf die
psychosoziale Beeinflussung zwischen Jugendlichen im schulischen Kontext. Dazu
wurde der Effekt der mittleren Testangst der Klasse auf die Entwicklung der
individuellen Testangst anhand einer Stichprobe der MSALT-Studie untersucht.
Mehrebenenanalysen zeigten, dass die mittlere Testangst neu formierter Klassen
zu Beginn der 7. Jahrgangsstufe positiv mit der Entwicklung der Testangst der
Lernenden vom Ende der sechsten bis zum Beginn der 7. Jahrgangsstufe
assoziiert war. Interaktionsanalysen ergaben zudem differentielle Unterschiede
zwischen Mädchen und Jungen sowie zwischen Lernenden mit einer geringen und
einer hohen vorherigen Testangst. Im Zentrum der dritten Teilstudie stand das
Zusammenspiel von Kompositionseffekten auf die Entwicklung der Leistung und
auf psychosoziale Merkmale. Dafür wurden anhand der BIJU-Studie die zwei
vielfach replizierten Kompositionseffekte auf die individuelle Leistung und
auf das individuelle akademische Selbstkonzept, die beide von der mittleren
Leistung einer Lerngruppe ausgehen, simultan modelliert. Mehrebenenanalysen
inklusive Cross-Lagged-Pfaden zwischen der individuellen Leistung und dem
akademischen Selbstkonzept ergaben, dass die mittlere Klassenleistung zu
Beginn der 7. Jahrgangsstufe noch am Ende des Schuljahrs einen positiven
Effekt auf die Individualleistung hatte, negative Effekte auf das akademische
Selbstkonzept jedoch nur zu Schuljahresbeginn bestanden. Mediationsanalysen
zeigten zudem, dass der leistungsbezogene Kompositionseffekt über die
Individualleistung in der Mitte des Schuljahrs mediiert wird, jedoch kein
Mediationseffekt vom akademischen Selbstkonzept ausging. Im Zentrum der
vierten Teilstudie stand die Komposition der Schülerschaft hinsichtlich der
Verteilung verschiedener Schülermerkmale. Dies erfolgte rein deskriptiv an der
Stichprobe der DESI-Studie. Die klassenspezifischen Standardabweichungen in
den leistungs- und herkunftsbezogenen sowie psychosozialen Schülermerkmalen
verweisen darauf, dass die Schülermerkmale in der 9. Jahrgangsstufe an allen
Schulformen streuten, sodass trotz der leistungsbezogenen Schulformgliederung
heterogene Klassen vorlagen. Zudem ergaben sich aus der Kombination der
klassenspezifischen Standardabweichungen und der mittleren Ausprägung eines
Merkmals in der Klasse unterschiedliche Profile von heterogenen und homogenen
Klassen an den Schulformen. Die Befunde der Dissertation verweisen auf die
Bedeutung der Schülerschaft als aktive Mitgestalter der schulischen Lern- und
Entwicklungsumwelt, die für die Entwicklung der Leistung und psychosozialen
Merkmale prägend ist. Die auf einer breiteren Konzeption von
Kompositionseffekten basierten Befunde eröffnen wichtige Perspektiven für die
administrative Ebene des Schulsystems und die pädagogische Praxis in ihrem
gemeinsamen Wirken sowie für die zukünftige Forschung zu Effekten der
Schülerzusammensetzung auf die individuelle schulische Entwicklung.
de
dc.description.abstract
Within schools, children and adolescents’ development occurs in a common
context, in a community of same-aged peers. This context is not only
constituted by the structure of the school system, as determined by
educational policy, or by teaching, but also by the achievement levels of the
learners who come together in class or school and by their psychosocial
characteristics (Eccles & Roeser, 2011). In line with the bioecological model
of Bronfenbrenner and Morris (2006), learners can thus be seen as cocreators
of the school context. Studies on so-called composition effects have already
shown that the student body’s composition regarding achievement and their
family background influences individual achievement development (for an
overview, see Dumont, Neumann, Maaz, & Trautwein, 2013). In order to gain a
more nuanced understanding of the role of the learner as cocreator of the
school context, I considered (1) psychosocial student characteristics as
characteristics whose development in the school context may be caused by the
composition of the learning group, (2) psychosocial student characteristics at
average levels and their distribution within the learning group as a
composition characteristic and (3) the interplay of different composition
effects. These questions were addressed within four substudies that used data
sets from various longitudinal studies. The first substudy addressed the
question of whether the individual development of school satisfaction and
norm-violating behavior was linked to the student composition of the school.
Multilevel analyses of a sample of the BERLIN study showed for 9th Grade
students that the greater the school-average achievement and the greater the
average satisfaction level of the student body with the school, the greater
the individual satisfaction with the school. In addition, there were
indications pointing to further effects on learners’ school satisfaction and
norm-violating behavior by the composition regarding achievement and family
background and via the composition of the student body regarding school
satisfaction and norm-violating behavior. In the second substudy, the focus
was on how psychosocial influence operates between young people in the school
context. For this purpose, I studied the effect of the class mean level of
test anxiety on the change of individual test anxiety using a sample of the
MSALT study. Multilevel analyses showed that the average level of test anxiety
of newly formed classes at the beginning of the 7th Grade was positively
associated with the change in learners’ test anxiety from the end of the 6th
Grade to the beginning of the 7th Grade. Interaction analyses also revealed
differences between girls and boys as well as between learners with a low and
high prior test anxiety. At the center of the third substudy was the interplay
of composition effects on the development of achievement and on psychosocial
characteristics. For this purpose, drawing on the BIJU study, I simultaneously
modeled two composition effects that have been replicated on multiple
occasions—on individual achievement and on individual academic self-
concept—both of which proceed from the average achievement of a learning
group. Multilevel analyses including cross-lagged paths between individual
achievement and academic self-concept showed that the class-average
achievement at the beginning of the 7th Grade still had a positive effect on
individual achievement at the end of the school year, but that the negative
effect on academic self-concept was only evident at the beginning of the
school year. Mediation analyses additionally showed that the composition
effect on individual achievement is mediated by individual achievement in the
middle of the school year; yet there was no mediation effect via individual
academic self-concept. At the center of the fourth substudy was the
composition of the student body with regard to the distribution of various
student characteristics. This study was purely descriptive and used a sample
from the DESI study. The class-specific standard deviations in achievement, in
the social background, and psychosocial student characteristics were
distributed in all school tracks in the 9th Grade, meaning classes were
heterogeneous despite allocation to school tracks based on achievement. In
addition, by combining the class-specific standard deviations and the average
levels of a characteristic in the class, different profiles of heterogeneous
and homogeneous classes in the different school tracks were found. The results
of the dissertation point to the importance of the student body as a cocreator
of the school's learning and development environment, which is influential for
the development of achievement and psychosocial characteristics. The findings,
which are based on a broader conception of composition effects, open up
important perspectives for the joint work of school-system administrators and
pedagogic practitioners as well as for future research on effects of the
student body composition on the individual school development.
en
dc.format.extent
249 Seiten
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
Compositional effects
dc.subject
Peer contagion
dc.subject
Socio-emotional development
dc.subject.ddc
300 Sozialwissenschaften::370 Bildung und Erziehung
dc.title
Die Zusammensetzung der Lerngruppe und ihre Effekte auf psychosoziale Merkmale
und Leistung von Schülerinnen und Schülern
dc.contributor.firstReferee
Professor Dr. Rainer Watermann
dc.contributor.furtherReferee
Professor Dr. Kai Maaz
dc.date.accepted
2017-10-23
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000106511-7
dc.title.translated
The composition of a learning group and its effects on students' socio-
emotional characteristics and achievement
en
refubium.affiliation
Erziehungswissenschaft und Psychologie
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000106511
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000023638
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free
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open access