Einleitung: Acetylsalicylsäure (ASS) gehört zu den nicht-steroidalen Antiphlogistika und ist ein häufig verschriebenes und frei verkäufliches Medikament. Während ein low-dose-Einsatz als unbedenklich für die Schwangerschaft und das ungeborene Kind gilt, ist die Sicherheit von analgetisch wirksamen Dosierungen unzureichend untersucht. Bisherige Studien haben widersprüchliche Ergebnisse bezüglich des Risikos für angeborene Fehlbildungen, Spontanaborte und Frühgeburten ergeben. In dieser Arbeit werden die durch das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie an der Charité-Universitätsmedizin Berlin erhobenen Daten ausgewertet und sollen einen Beitrag zur Sicherheitsbewertung einer analgetisch wirksamen ASS-Exposition im 1. Trimenon der Schwangerschaft leisten.
Methodik: Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine Kohortenstudie, die auf der Auswertung archivierter, prospektiv erfasster Schwangerschaftsverlaufsdaten beruht. In die exponierte Kohorte wurden Schwangere eingeschlossen, die im 1. Trimenon ASS in analgetisch wirksamer Dosierung (>300 mg/d) eingenommen hatten. Die Kontrollgruppe bestand aus im gleichen Zeitraum erfassten Schwangeren, die kein ASS und keine anderen nicht-steroidalen Antiphlogistika eingenommen hatten. In beiden Studiengruppen wurden Schwangere ausgeschlossen, die gegenüber einem teratogenen Medikament exponiert waren oder bei denen eine maligne Erkrankung vorlag. Der Studienzeitraum erstreckte sich für beide Kohorten vom 01.01.2000 bis zum 31.12.2016. Hauptfragestellung der Studie war die Frage nach einem erhöhten Risiko für angeborene Fehlbildungen oder Spontanaborte nach einer ASS-Exposition (>300 mg/d) im 1. Trimenon. Als Nebenfragestellung wurden außerdem mögliche Effekte in Bezug auf Frühgeburtlichkeit und Geburtsgewicht untersucht.
Ergebnisse: 253 Schwangerschaften mit analgetisch wirksamer ASS-Exposition im 1. Trimenon wurden mit 501 Schwangerschaften der Kontrollgruppe verglichen. Es zeigte sich weder eine erhöhte Rate großer Fehlbildungen (2,8% vs. 4,5%, Odds Ratio adjustiert 0,42; 95% CI 0,16-1,12), noch ein erhöhtes Risiko für Spontanaborte (Hazard Ratio adjustiert 0,81; 95% CI 0,47-1,38; kumulierte Inzidenz 13% in der ASS-Gruppe gegenüber 17% in der Kontrollgruppe). Auch das Gestationsalter bei Geburt und das Geburtsgewicht der beiden Studiengruppen unterschieden sich nicht signifikant voneinander.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der vorliegenden Studie liefern keinen Anhalt auf ein nennenswertes embryotoxisches Risiko durch eine ASS-Exposition im 1. Trimenon der Schwangerschaft. Nach wie vor sollten in der Schwangerschaft nach Möglichkeit besser untersuchte Analgetika wie Paracetamol zum Einsatz kommen. Nach einer erfolgten Exposition im 1. Trimenon ist für die untersuchten Studienendpunkte kein erhöhtes Risiko zu erwarten und besorgte werdende Mütter können beruhigt werden. Das Wohlbefinden der Schwangeren ist wichtig für eine normale Entwicklung des ungeborenen Kindes und etwaige Schmerzen sollten effektiv behandelt werden.
Introduction: Acetylsalicylic acid (ASA), also known as aspirin, is a non-steroidal anti-inflammatory drug (NSAID) and a common prescription and over-the-counter medication. Whereas low dosage ASA is generally considered safe during pregnancy, there is an ongoing discussion about the safety of analgesic dosage of ASA during the first trimester. Previous studies have found inconsistent data concerning congenital defects and spontaneous abortion in association with analgesic dosage of ASA. This study analyzes data collected by the Institute for Clinical Teratology and Drug Risk Assessment in Pregnancy (Berlin, Germany) and aims to contribute to the risk assessment of ASA in analgesic dosage during early pregnancy.
Methods: In this observational cohort study, pregnancy outcomes of 253 women exposed to analgesic dosages of ASA (defined as above 300 mg/d) during the first trimester were compared to 501 pregnancies without exposure to ASA or other NSAIDs. Pregnancies with maternal malignancies, as well as pregnancies with co-medication considered as known teratogens or fetotoxicants, have been excluded from both cohorts. Data was recruited between January 2000 and December 2016 by the Institute for Clinical Teratology and Drug Risk Assessment in Pregnancy through risk consultation during pregnancy and systematic follow-up after delivery. As primary endpoints we examined the association between ASA exposure in analgesic dosage and major birth defects as well as spontaneous abortions. Moreover, we analyzed the frequency of preterm birth and low birth weight as secondary endpoints.
Results: The rate of major birth defects in the ASA cohort was not increased compared to the cohort without ASA exposure (2.8% vs. 4.5%, Odds Ratio adjusted 0.42; 95% CI 0.16-1.12). The same can be said for the risk of spontaneous abortion (Hazard Ratio adjusted 0.81; 95% CI 0.47-1.38, cumulative incidence 13% in ASA-group vs. 17% in control group).
Conclusion: The study does not indicate an increased risk of adverse pregnancy outcomes (i.e. major birth defects or spontaneous abortions) after exposure to analgesic dosage of ASA during the first trimester. However, as a first line medication during pregnancy, better investigated analgesics, such as paracetamol, are recommended. Patients who have used ASA (above 300 mg/d) in the first trimester should be reassured. An adequate pain treatment during pregnancy is important for a normal development of the unborn child.