Hintergrund Vaginale Blutung und abdominelle Schmerzen sind häufige Beschwerden der Frühschwangerschaft und können auf Komplikationen wie Fehlgeburt oder ektope Schwangerschaft hindeuten. Viele Frauen stellen sich mit Wunsch nach Behandlung in der Rettungsstelle vor und tragen so zur steigenden Inanspruchnahme der Rettungsstellen und Überfüllung bei. Untersuchungen deuten darauf hin, dass junge Patienten und Patienten mit Migrationshintergrund (PM) ein höheres Risiko für nichtdringliche, unangemessene Besuche haben, welche besser beim niedergelassenen Arzt behandelt worden wären.
Zielstellung Untersuchung von Charakteristika in Krankengeschichte, Diagnostik und Therapie bei Patientinnen, welche sich mit Frühschwangerschaftsproblemen in der Rettungsstelle vorstellen, sowie Identifizierung von Faktoren, die mit unangemessener Rettungsstellennutzung assoziiert sind.
Methodik Eine retrospektive Querschnittsstudie wurde im Jahr 2017 an einer innerstädtischen universitären Rettungsstelle in Berlin, Deutschland, durchgeführt. Hierzu erfolgte eine Auswertung standardisierter ErsteHilfeScheine, welche administrative und behandlungsbezogene Informationen enthalten. Die Einschlusskriterien umfassten Schwangerschaft im ersten Trimenon, ICD10Diagnosecodes mit Bezug auf Frühschwangerschaftsprobleme, terminlich nicht geplante Vorstellungen sowie Dokumentation von Krankengeschichte, Diagnostik und Behandlung. Eine Inanspruchnahme wurde als angemessen definiert, wenn eine Einweisung, weitergehende Diagnostik, intravenöse Medikamentengabe oder eine stationäre Aufnahme dokumentiert war.
Ergebnisse Im Jahr 2017 nahmen 792 Patientinnen insgesamt 851 Mal die Rettungsstelle bei Frühschwangerschaftsproblemen in Anspruch. PM waren unter den Rettungsstellennutzerinnen überrepräsentiert. Der Großteil der Besuche fiel auf die Nachmittags und Abendstunden, 40 % ereigneten sich parallel zu den Praxisöffnungszeiten niedergelassener Ärzte. Im Vergleich zu älteren Patientinnen kamen jüngere häufiger mit dem Rettungsdienst oder der Polizei und klagten häufiger über Schmerzen (p < 0,05). Abgesehen von Laboruntersuchungen kam weitergehende Diagnostik sehr selten zum Einsatz. PM lehnten häufiger als autochthon Deutsche vorgeschlagene Untersuchungen ab (p < 0,05). In 40 % der Fälle fanden sich irreversible Störungen der Schwangerschaft. 12 % wurden stationär aufgenommen, die Hälfte davon für eine Operation. 54 % der Rettungsstellenbesuche wurden als unangemessen gewertet. Die logistische Regression identifizierte Vorstellungen innerhalb ambulanter Praxisöffnungszeiten, eine Anreise mit Rettungsdienst oder Polizei, starke Blutungen und Beschwerden von mindestens 24 Stunden Dauer als signifikante Prädiktoren der angemessenen Inanspruchnahme. Alter und Migrationshintergrund besaßen keinen signifikanten Effekt.
Schlussfolgerung Probleme in der Frühschwangerschaft führen häufig zur Vorstellung in der Rettungsstelle, der Großteil kann jedoch aus Behandlerperspektive als nicht-angemessen eingestuft werden. Es findet sich ein Einfluss von Alter und Migrationshintergrund auf bestimmte Aspekte der Inanspruchnahme, nicht jedoch auf die Angemessenheit der Rettungsstellennutzung. Nähere Erkenntnisse zu Faktoren, die mit unangemessener Rettungsstellennutzung assoziiert sind, sind wünschenswert, um die Behandlung zu verbessern und eine ressourcenschonende Inanspruchnahme der Rettungsstellen zu erreichen.
Background Vaginal bleeding and pelvic pain are common early pregnancy problems (EPP) and may be indicative of complications like miscarriage or ectopic pregnancy. Many women present to the emergency department (ED) for treatment, contributing to the increase of ED utilization and overcrowding. There is some evidence, that young patients and patients with migratory background (PMB) are at particular risk for nonurgent, inappropriate ED visits, that could have rather been treated in an outpatient setting.
Objective To identify characteristics of clinical history, diagnostics and treatment of patients presenting to the ED with EPP as well as factors associated with inappropriate ED utilization.
Methods A retrospective crosssectional study was conducted in an urban academic ED in Berlin, Germany, in 2017. Data were obtained by standardized ED records, comprising of administrative and treatment related information. Inclusion criteria were first trimester pregnancy, ICD10 codes with respect to EPP, unscheduled ED presentation and documentation of anamnesis, diagnostics and treatment at a minimum. Appropriate ED use was assumed in case of referral, advanced diagnostics, intravenous medication or hospital admission.
Results 792 women with EPP presented to the ED for 851 visits. PMB were overrepresented among the ED users. Most visits took place in the afternoon and evening, 40 % occurred during opening hours of outpatient gynecologists. Young patients more often reported pain and arrived with ambulance services or police than older patients (p < 0,05). Apart from blood tests advanced diagnostics were hardly ever deployed. PMB refused diagnostics more often than autochthonous Germans (p < 0,05). In 40 % of all cases the pregnancy was found being irreversibly impaired. 12 % of patients were admitted, half of them for surgery. 54 % of ED visits were identified as inappropriate. Logistic regression revealed presentation during opening hours of outpatient physicians, arrival with ambulance services or police, strong bleeding and symptoms lasting 24 hours or longer to be significant predictors of appropriate ED use. Age and migratory background had no significant impact.
Discussion EPP often lead to ED visits, however the majority of visits is found to be inappropriate from the medical view and could have rather been handled by an outpatient gynecologist. Age and migratory background were shown to have an impact on different aspects of ED use, but not on the appropriateness of ED visits. Further knowledge of factors associated with inappropriate ED use might help to optimize care as well as accomplish resource-efficient ED utilization.