Bislang sind die zugrundeliegende Pathomechanismen bei der CIDP wenig verstanden. In den vorgestellten Studien wurden mehrere Kandidatenantigene bei Patienten mit CIDP untersucht, die sowohl dem peripheren Myelin als auch der para- sowie nodalen Region eines Nerven entstammen. Es konnte mit Hilfe des Elispot-Assays gezeigt werden, dass CIDP-Patienten autoreaktive T-Zellantworten sowohl gegenüber peripher Myelin-spezifischen- als auch (para)nodalen Antigenen aufweisen. Dabei fanden sich in der Gruppe der atypischen CIDP insgesamt mehr autoreaktive T-Zell-Responsen verbunden mit erhöhten Frequenzen an T-Effektor-Memory-Zellen. In einer Subgruppenanalyse, in denen verschiedene periphere Myelinantigene als auch Antigene gegen die para- und nodale Nervenregion getestet wurden, zeigten sich Unterschiede in den einzelnen klinischen Subgruppen und der klassischen CIDP. Dabei zeigten Patienten mit sensibler und klassischer CIDP sowie MADSAM-Patienten die jeweils breiteteste Autoimmunantwort gegenüber den getesteten Antigenen. Der Nachweis von Immunantworten gegenüber mindestens 2 der getesteten Antigene war prädiktiv für das Vorhandensein einer CIDP. In der ROC-Analyse zeigte sich eine gute Trennschärfe für das Vorhandensein einer MADSAM (NF186-Antwort) bzw. einer sensiblen CIDP (MBP und P0-Antwort). Autoreaktive T-Zell-Antworten gegenüber peripheren Myelinantigenen waren vor allem in den Patienten in größerer Frequenz nachweisbar, die gut auf eine immunmodulatorische Therapie ansprachen und sanken im Langzeitverlauf unter der Therapie mit IVIGs. Diese Myelin-spezifischen T-Zell-Antworten gingen mit einem veränderten T-Zell-Gedächtniskompartiment einher, welches insbesondere durch eine Reduktion von CD8+Effektor–Memory-Zellen gekennzeichnet war. Interessanterweise zeigten sich Unterschiede im Gedächtniszell-Kompartiment in der Subgruppenanalyse zwischen IVIG- und GS Langzeit-behandelten Patienten. Während Cortison-behandelte Patienten eine Reduktion durchweg aller CD4+ und tendenziell CD8+Subpopulationen aufwiesen, zeigten die IVIG-behandelten Langzeittherapie-Patienten eine spezifische Veränderung nur des CD8-Effektor-Kompartiments. Neben den T-Zell-Antworten waren in CIDP-Patienten auch Gangliosid-Antikörper, insbesondere GM1, aSF und GD1b-IgM, mittels der neuen Methode des Line Immunoassays nachweisbar. Diese fanden sich vor allem in der Gruppe der nach EFNS-Kriterien sicheren CIDP/MMN und in Assoziation mit Leitungsblöcken und motorischen Ausfällen. Im Gegensatz zu früheren Arbeiten zeigten sich in der hier vorgestellten Arbeit insgesamt höhere Prävalenzen dieser Antikörper von IgM-Typ, was auf eine sekundäre Antikörper-Antwort basierend auf eine prädominierende T-Zell vermittelte Demyelinisierung hindeuten könnte. Zusammenfassend erscheinen die vorgestellten Daten hinsichtlich autoantigen-spezifischer T-Zellantworten und Gangliosid-Antikörper ein vielversprechender Biomarker-Ansatz. Vor dem Hintergrund der Seltenheit der Erkrankung sind größer angelegte Studien vonnöten. Schwerpunkt dieser größer angelegter Kohortenstudien sollte daher die Validierung dieser Biomarker sein, um perspektivisch ihren Einsatz als diagnostische und prognostische Marker bei der CIDP und ihren Varianten zu ermöglichen.