Fragestellung: NSAR zählen zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten und sind zu einem großen Teil auch freiverkäuflich erhältlich. Trotz eines erhöhten Risikos für gastrointestinale Blutungen gelten sie als sichere Medikamente. In einer früheren Studie wurden jedoch Ergebnisse gefunden, die darauf hindeuteten, dass nicht nur die Anzahl an NSAR-verursachten letalen GI- Blutungen unterschätzt wird, sondern dass die Verstorbenen auch jünger sind als bisher angenommen. Dies sollte mit der vorliegenden Studie überprüft werden. Zusätzlich wurde auf weitere Risikofaktoren, wie Alkoholkonsum, die Einnahme von Salicylaten, Kortikosteroiden, Gerinnungshemmern und SSRI, untersucht, ebenso wie die Einnahme von protektiven PPI, und ob selektive Cox-2-Inhibitoren nachweisbar weniger GI-Läsionen verursachen würden als andere NSAR. Methodik: Am Institut für Rechtsmedizin der Charité Universitätsmedizin Berlin und dem Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin Berlin wurde eine prospektive Fall-Kontroll-Studie durchgeführt. „Fälle“ waren ≥ 20 Jahre und wiesen GI-Läsionen auf, „Kontrollen“ wurden in Alter und Geschlecht den Fällen zugeordnet und wiesen keine GI-Läsionen auf. Fortgeschrittene Fäulnis war ein Ausschlusskriterium. Von Fällen und Kontrollen wurden Blutproben entnommen und mittels HPLC qualitativ und quantitativ auf NSAR, Salizylate, PPI, SSRI, Kortikosteroide und Gerinnungshemmer analysiert. Zusätzlich wurde eine Blutalkoholmessung mittels Gaschromatografie durchgeführt. Von Läsionen wurden Gewebeproben entnommen und histopathologisch sowohl auf Malignom-Verdacht als auch eine Infektion mit Helicobacter pylori untersucht. Ergebnisse: Bei 3864 Obduktionen im Erfassungszeitraum wurden 194 Fälle und 190 Kontrollen analysiert. Die Hypothese, dass NSAR häufiger und auch bei jüngeren Patienten GI-Läsionen hervorrufen, wurde für die Studienpopulation nicht bestätigt, aber die Odds Ratio für GI-Läsionen bei NSAR-Einnahme kurze Zeit vor dem Tod lag bei 1,66. Eine positive Blutalkoholkonzentration, die Einnahme von Cox-2-Inhibitoren, Salizylaten, SSRI, Kortikosteroiden oder Gerinnungshemmern erhöhte das Risiko für GI-Läsionen in der Studienpopulation nicht. PPI wurden häufiger bei Fällen als bei Kontrollen gefunden, schienen aber auch letale GI-Blutungen nicht verhindern zu können. Kombinationen verschiedener Noxen kamen praktisch nicht vor.
NSAIDs are among the most often prescribed drugs and some are also sold as OTCs. Even though there is a known risk for developing GI-lesions associated with them, they are considered safe drugs. A pilot-study came to the conclusion, that the risk for fatal GI-bleedings caused by NSAIDs consumption was underestimated, especially among those patients younger the 60 years. The aim of our study was to validate those findings in a larger study population and also to take into account factors such as differences between standard NSAIDs and selective COX-2-inhibitors, alcohol consumption, additional drugs such as salicylates, corticosteroids, anticoagulants and SSRIs; and the consumption of “protective” PPIs. A case-control study was conducted at the Institut für Rechtsmedizin der Charité Universitätsmedizin Berlin and the Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin Berlin. „Cases“ were ≥ 20yrs and had GI-lesions, controls were matched in age and gender. Advanced decay was a criterion for exclusion for both groups. Blood samples were extracted from both groups and analyzed qualitatively and quantitatively for NSAIDs, salicylates, SSRIs, corticosteroids, anticoagulants and PPIs via HPLC technology. Additionally, blood alcohol was measured with gas chromatography. Lesions were analyzed histopathologically to search for underlying malignancies or infection with H. pylori. During the acquisition period, 3864 autopsies were screened and 194 cases and 190 controls were included into the study. We could not prove our hypothesis, that NSAIDs induce a prior underestimated amount of fatal GI-lesions in younger patients. The Odds-Ratio for developing a GI-lesion due to NSAIDs consumption shortly before death was 1.66 for our study population. Blood alcohol, salicylates, SSRIs, corticosteroids or anticoagulants did not increase the odds for developing GI- lesions. PPIs were found more often with cases than controls and apparently could not always prevent or cure fatal GI-lesions.