Eine Anämie ist bei Schlaganfallpatienten weit verbreitet. Mittlerweile sind viele Risikofaktoren für die Entstehung eines ischämischen Schlaganfalls bekannt. Die Anämie wurde dabei meist als potentieller, unabhängiger Risikofaktor für die Entstehung eines akuten Schlaganfalls aber auch für das funktionelle Outcome nach einem Schlaganfall beschrieben. Die aktuelle Studienlage bezüglich des Zusammenhangs zwischen einer Anämie und dem funktionellen Outcome nach Schlaganfall ist kontrovers. Insbesondere ist noch nicht geklärt, welchen Einfluss eine Anämie, beziehungsweise ein erniedrigter Hämoglobinspiegel auf die Infarktgröße bei Schlaganfallpatienten haben.
Ziel dieser Arbeit war es, den Zusammenhang von Hämoglobinwerten, insbesondere einer vorhandenen Anämie, mit dem Infarktvolumen und funktionellen Outcome bei Patienten mit ischämischen Schlaganfall zu analysieren.
Insgesamt wurden Daten von 678 Patienten, die aufgrund eines akuten Schlaganfalls am Campus Benjamin Franklin (CBF) der Charité Berlin aufgenommen wurden, in einer retrospektiven Studie der „1000plus“ Datenbank des Zentrums für Schlaganfallforschung Berlin erfasst und untersucht. Dabei wurden demographische Daten wie das Patientenalter, das Geschlecht aber auch prädisponierende Risikofaktoren, der initiale Schweregrad des Schlaganfalls (gemessen anhand der National Institutes of Health Stroke Scale (NIHSS)), sowie das funktionelle Outcome (gemessen anhand der modifizierten Rankin Skala (mRS)) betrachtet. Der Hämoglobinwert wurde am Tag der stationären Aufnahme sowie an den Tagen 3 und 5 nach Akutereignis bestimmt. MRT Befunde mit den Sequenzen DWI (diffusion - weighted imaging), PWI (perfusion - weighted imaging) und FLAIR (fluid - attenuated inversion recovery) wurden zusammengetragen und die Infarktvolumina am Aufnahmetag sowie den Tagen 2 und 6 mittels manueller Delineation mit dem Softwareprogramm MRIcro miteinander verglichen. Der Verlust gesunden Hirngewebes wurde dabei als „tissue lost“ (Differenz der Infarktvolumina an den Tagen 6 (FLAIR) und 1 (DWI)) definiert. Es wurden unterschiedliche statistische Regressionsmodelle angewandt um die Rolle einer Anämie beziehungsweise des Hämoglobinspiegels in Bezug auf das funktionelle Outcome und die Infarktgröße zu untersuchen. Die statistische Auswertung erfolgte mit Hilfe der Statistiksoftware SPSS, Version 19.0. Insgesamt wurden 678 Patienten untersucht. Dabei lag der mittlere Hämoglobinwert bei Aufnahme bei 14,2 g/dl (± SD 1,7). Eine Anämie wurde bei 85 Patienten (12,5%) nachgewiesen. Bei 258 Patienten (38,05%) konnte eine Veränderung des Hämoglobinwertes im Sinne eines Abfalls dokumentiert werden. Es zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Vorliegen einer Anämie mit einem höheren Lebensalter der Patienten (p < 0,001) sowie mit dem Schweregrad des Schlaganfalls (p = 0,031). Zudem ließ sich ein Zusammenhang zwischen einem, während des Klinikaufenthaltes aufgetretenem, Hämoglobinabfalls und einer zuvor erfolgten Thrombolysetherapie (p = 0,011), dem Schweregrad des Schlaganfalls (p < 0,001) sowie einem bestehenden Vorhofflimmern (p = 0,05) aufzeigen.
Der Einfluss einer Anämie beziehungsweise eines Hämoglobinabfalls auf das funktionelle Outcome oder die endgültige Infarktgröße konnte nicht nachgewiesen werden.
Anemia is frequently detected in stroke patients. Besides, some authors consider anemia to be an independent risk factor for both, stroke as such and also worse outcome after stroke. Current studies into the role of anemia in stroke patients are controversial. It is not yet clear which role anemia plays on infarct volume and the outcome of stroke patients.
The aim of this study was to analyze the possible association of drop of hemoglobin and anemia in stroke patients on infarct volume and functional outcome.
678 Patients with acute ischemic stroke were enrolled in a retrospective study of the “1000plus” database. We analyzed demographic factors such as age and gender, predisposing risk factors, the initial stroke severity and the functional outcome of stroke patients. Hemoglobin (hb) was measured on admission and the following days (day 3 and 5). The initial and follow - up infarct volumes were derived by MRI data (DWI, PWI und FLAIR). Infarct volume was quantified by manual delineation using MRIcro software program. The difference between the two volumes (FLAIR day 6 – DWI day 1) was defined as “tissue lost”. Several regression models were used to investigate the impact of hemoglobin on infarct volume and functional outcome. Statistical analysis was performed using the statistical software program SPSS, version 19.0. Six hundred seventy-eight patients were enrolled in our study. The mean hemoglobin (hb) value on admission was 14.2 g/dl (± 1.7 SD). In 12.5% of all patients, anemia was present on admission. During the hospital stay a drop of hemoglobin was detected in 258 patients (38.05%). Anemia was associated with older age (p < 0.001) and more severe stroke (p < 0.031). A drop of hemoglobin was associated with rt-PA treatment (p = 0.011), higher severity of stroke (p < 0,001) and atrial fibrillation (p = 0.05). Anemia and a drop of hemoglobin were not independently associated with infarct volume nor functional outcome after ischemic stroke.