Das Gebiet Batken grenzt im Westen, im Süden und im Nordwesten an Tadschikistan und im Norden an Usbekistan. Die sozio-politische und auch die geographische Lage des Gebiets Batken unterscheiden sich von anderen Gebieten des Kirgistans. Die drei Enklaven (Soh, Voruh, Schahmerdon) sind im Gebiet Batken. Die ethnischen Minderheiten wie Usbeken, Tadschiken, Russen leben in den Landkreisen Leylek und Qadamǰay im Vergleich der Landkreis Batken. Die mehrere Sippen der Ičkilik-Gruppen sind im Landkreis Batken sesshaft. Die soziopolitische Situation des Gebiets Batken ist auch angespannt. Wie wir schon am Anfang der Arbeit erwähnt haben, dass das Gebiet Batken das jüngste Gebiet der Kirgisischen Republik ist. Nach dem Terrorüberfall im Jahr 1999 wurde dieses Gebiet als siebtes Gebiet der Kirgisischen Republik eingerichtet. Im Vergleich zu den anderen Gebieten der Republik ist die Arbeitslosigkeit im Gebiet sehr hoch. Nach unserer Feldforschungen haben wir folgende phonetische, morphophologische und lexikalische Ergebnisse festgestellt. Phonetische Merkmale 1. Vokale Illabialen halboffenen vorderen /ε/: Außer ND des Kirgisischen existiert das Merkmal im SD des Kirgisischen, in der Sprache der Ičkilik-Gruppen in Usbekistan und in Tadschikistan und im Südost-Türksprachen. Der Halbvokal /w/ und die Lautgruppe /Xw/: Im BD hat /w/ eine konsonantische Qualität, wie etwa oquw-du ‘Studium-AKK‘. Die Entwicklung des alttürkische -ġ- wird zu im BD –Xw-. Die Vokalharmonie wie im SK ist im BD nicht zu erkennbar. Dieses Merkmal ist auch in der Sprache der Ičkilik-Gruppen in Usbekistan und in Tadschikistan vorhanden. Der offenen /o/ annäherten Laut /å/: Das Merkmal existiert nur im SD des Kirgisischen. Im BD ist dieses Merkmal bei den älteren Sprechern deutlich zu hörbar. Das Merkmal existiert auch im Usbekischen. Wir gehen davon aus, dass das Merkmal eine arealisches (im Fergana-Tal) Element sein und es könnte aus dem Persischen in der früher Zeit entlehnt sein. Konsonanten Die konsonantischen Merkmale, die ich im Rahmen dieser Arbeit behandelt habe, sind nicht nur im Batken-Dialekt sondern auch im Süddialekt des Kirgisischen aufgetroffen. In den folgenden habe ich die konsonantischen Merkmale folgendermaßen zusammenfassend dargestellt: - Der Klusil /b/ in An- und Inlautposition: Altes b bleibt im Batken-Dialekt unverändert in Eigennamen, bei den häufig vorkommenden Verben bil- 'wissen, kennen', ber- 'geben' und bo(l)- 'sein, werden', den Zahlwörtern bir 'eins', beš 'fünf' und auch in den Lehnelementen, binε 'auch, sowohl' und begünyam 'unschuldig'. Der Klusil /b/ bleibt in Inlautposition nach Nasal /n/, nach dem Perfekt –GAn, nach der Affrikate /z/ und dem Halbvokal /y/ unverändert. - Der Spirant /v/ in Inlautposition: Sowohl im SD als auch im BD sehen wir eine Spirantisierung in Inlautposition. - Der Klusil /p/ im Wortanlaut ist ein Merkmal, dass das der Nord- und Süddialekt des Kirgisischen von einem anderen unterscheidet: SD paypak, ND baypak ‘Socken‘. - Der Labial /m/: In allen Mundarten des Kirgisischen ist der Labial /m/ eine Entsprechung des alttürkischen /b/ im Wortanlaut, wenn sich ein Nasal an der ersten Silbengrenze befindet, z.B. men 'ich' (< atü. ben), miŋ (< atü. bιŋ). Im BD die Lehnlexeme aus Arabisch-Persischen, wie mεsεlεt 'Rat, einen Ratschlag erteilen' (< per. < arab. maslahat) und mεǰlis 'Versammlungen, Gespräche, Handlungen' (< per. < arab. ‘Pluralform von maǰlis') bewahren ihren Originalform. Die älteren Generation des Dialekts Batken verwenden für ‘Affe‘ das Lexem mεče (< atü. be:čin; mong. bečin). Wir sehen einen spontanen Wandel m < b. Ein weiteres Lexem mεkε 'Mais' ist sowohl im SD als auch im BD sehr weitverbreitet. Jedoch ist die Etymologie des Lexems mεkε 'Mais' steht noch in der Frage. Schwund der Liquiden /l/: Der Ausfall des Liquiden /l/ an den ersten Silbengrenze ist nicht gleich in der Sprache bei der Ičkilik-Gruppen, das heißt in manchen Sippen triff das Liquid /l/ an der ersten Silbengrenze auf, in manchen Sippen fällt es an der ersten Silbengrenze auf. Dasselbe Phänomen tritt häufig auch im BD auf. Die Klusile /q/, /k/ und die Konsonantenverdoppelung: Ein besonderer Fall liegt bei den Ičkilik-Gruppen in der Folge /k/ im Wortauslaut und die Konsonantenverdoppelung vor. Das stimmhafte und palatale /k/ im Wortauslaut tritt in einige Lexeme im BD auf; tirik 'lebendig' (< atü. tirig), qattïq 'hart, fest' (< atü. katιġ), ällik 'fünfzig' (< atü. ellig), ottus ´dreißig´, kiččine ´klein´, ïsstïq ´heiß´. Das stimmhafte und palatale /k/ im Wortauslaut kommt auch in der Sprache bei der Ičkilik-Gruppen in Andiǰan, jedoch die Konsonantenverdoppelung ist nicht aufgetroffen, wie tirik 'lebendig', qatïq 'hart, fest', älik 'fünfzig'. Der Konsonant /h/: Sowohl im SK als auch im ND des Kirgisischen fällt /h/ im An-, In- und Wortauslaut aus oder /h/ wird zu /q/, wie z.B. ar < her ´jeder´, Asan < Hasan (Eig.Nam.), äč < heč ´nie´, qamïr < hamur ´Teig´, qalq < halk ´Volk´, qatïn < hatun ´Frau´, Qadiče < Hatice usw. Viele Ičkilik-Gruppen bewahren /h/ im Wortanlaut. Das können wir in Indefinitpronomen sehen: hεr / hεr kim 'jeder' (< per. har), hεmmε (< per. hama). Im BD kommen einige entlehnte Lexeme vor, die ohne /h/ in Wortanlaut auftreten; ič / ič neme (nerse) 'nicht, nichts', εligi 'ebenderselbe, der vorhin erwähnte'. Heutzutage ist /h/ in den vielen Mundarten wie Oš, Jalal-Abad, Nooqat usw. des Süd-Dialekts des Kirgisischen nicht hörbar. Der Grund dafür könnte der Einfluss der Schulbildung und der Medien auf die Sprache sein. Nach meiner Untersuchung tritt /h/ in der Sprache der älteren Generationen meiner Gewährsleute auf. In der jüngeren Generation ist es kaum zu hören. Assimilationen: Meines Erachtens ist die Assimilationsprozess generell im Fergana-Tal gut entwickelt, da diese Prozess auch im Usbekischen und auch im Fergana-Uighurischen zu sehen ist. Im BD sind: die Regressivassimilation; qïymatčïlïk 'Teuerung', usb. qimmatčilik, qimmatlik, neuuig. qimmətčilik. Im SK und im ND des Kirgisischen ist eine Dissimilassition sehbar; qïmbat < qïmmat < qïymat 'teuer'). Die progressive Kontaktassimilation; Von /t/ zu /p/ nach Plosiv, wie z.B. pt > pp: učupturlar > učupplar 'sie sind geflogen'. Die regressive Kontaktassimilation; Von /r/ zu /t/, wie rt > tt in dem Beispiel bir ta > bittε 'ein Stück'. Eine progressive Assimilation sehen wir das Ablativsuffix an den 1. und 2. Person Singular, wie etwa menden > mennen > menen ‘von mir‘; senden > sennen > senen ‘von dir‘. Eine weitere Assimilation sehen wir im Fragepronomen 'wohin'. Im BD wurde das Fragepronomen qayetke von qay ǰerge / qaysï ǰerge assimiliert. Zur Nominale Morphologie Das Pluralsuffix –LAr: Im Vergleich zum Standard-Kirgisischen und zu anderen Dialekten bewahrt der Batken-Dialekt die alte Form seler; 2.P. Sing. sen; 2.P.Pl. seler. Die 3. Person Pluralbezeichnung auf die Verbform: Das Kooperativsuffix -(I)š kommt im BD sehr selten vor. Sowohl in der Sprache der Ičkilik-Gruppen in Usbekistan und in Tadschikistan als auch im BD wird das Suffix –LAr als die 3. Person Pluralbezeichnung verwendet: kelet-ter 'sie kommen'. Die Kasussuffixe an Personalpronomen: Bei der Bildung des Dativs für die 1. und 2. Person Singular treten im BD die alten unregelmäßigen Formen maŋa 'mir' und saŋa 'dir' auf. Die alten Formen maŋa und saŋa sind bei den Ičkilik-Gruppen bewahrt. Den weiteren Unterschieden zwischen dem SK und dem BD liegen bei den durch Kasussuffixe wie Genitiv, Dativ, Lokativ und Ablativ erweiterten Formen, sowie bei der 3. Person Singular und Plural. Im BD wird kein pronominales n verwendet. Das Fehlen des pronominales n, insbesondere nach dem Possesivsuffix 3. Person Singular. Im BD erscheinen das Akkusativsuffix am Possessiv der 3. Person Singular und Plural die Form +nI, das Dativsuffix +ga und die Lokativ-Ablativ Suffixe auf +dA, +dAn. Demonstrativpronomen: Im BD treten die Demonstrativpronomen mit oder ohne –l- im Auslaut auf; ol / o. Das Interrogativpronomen nečinči 'der wievielte?' könnte von drei Bestandteilen ne+če+inči abgeleitet sein. Es könnte auch eine Analogiebildung sein. Zahlwörter: Das Auftreten geminierter intervokalischer Konsonanten, z.B. äki ~ äkki '2', ottuz '30' und ällik '50'. Im BD ist die alttürkische Form für das Zahlwort '20' y(e)girmi > ǰigirme bewahrt. Im Gegensatz zum SK existiert im BD ein entlehntes Distributivzahlsuffix +tA. Viele Wissenschaftler waren in der Meinung, dass das Suffix +tA aus SO-Türksprachen entlehntes Merkmal ist. Jedoch ist keine etymologische Beschreibung des Suffixes +tA vorhanden. Meines Erachtens, dass das Suffix ein aus dem Mongolischen entlehntes Element sein könnte, da im Mittelmongolischen (Janhunen 2003:70) ein Suffix +tA existiert, welches eine Multiplikation bezeichnet. In allen Türksprachen bildet das Suffix +čI ein Nomen actoris. Im BD wird das Suffix +čI, um ihren Herkunft, Abstammung oder Verbundenheit mit einem Ort zu bezeichnen, verwendet, wie etwa Batkenči 'jemand, der aus Batken kommt', Leylekči 'jemand, der aus Leylek kommt'. Jedoch verwenden die Ičkilik-Stämme das Suffix +LIk, um die Herkunft des anderen, Abstammung oder Verbundenheit mit einem Ort zu bezeichnen, wie z.B. Biškek+tik ‘jemand, der aus Biškek kommt‘, Narïn+dïk ‘jemand, der aus Narïn kommt‘. Die zweite Funktion des Suffixes +čI ist sowohl im Fergana-Uighurischen als auch in einigen Dialekte des Türkmenischen zu sehen; Kašqa:či 'jemand aus Kašgar; 'Čelenkči ‘jemand, der aus Čelenk‘, Esengulučï ‘jemand, der aus Esengulu‘. Jedoch ist die zweite Funktion des Suffixes +čI sowohl im Usbekischen als auch im Neuuighurischen nicht vorhanden. Ich könnte annehmen, dass die zweite Funktion vom +či schon in den Ičkilik-Gruppen existiert. Das Suffix+(y)Am wurde in den älteren Dialektmaterialien als ein Dialektmerkmal bezeichnet. Das Suffix +(y)Am geht auf das persische häm zurück. Dasselbe Phänomen existiert in den SO-Türksprachen und ich gehe davon aus, dass das Suffix +(y)Am ein aus persischen entlehntes Merkmal im Fergana-Tal ist. Die Funktionen finiten und infiniten Formen sind sowohl im Standard-Kirgisischen als auch in den Dialekten des Kirgisischen identisch. Ein besonderes Merkmal ist direktperspektivische Kopula äde, die schon in den älteren Dialektmaterialien als ein Ičkilik-Merkmal bezeichnet wurde, sowohl im BD als auch in den Ičkilik-Gruppen im Rahmen der kirgisischen Dialektologie. Meines Erachtens ist die äde-Form im BD eine Analogie, d.h. ädi in den SO-Türksprachen könnte in Analogie zu äle in äde verwandelt worden sein. Die Entstehung der äle Form im Kirgisischen steht immer noch in der Frage, da der intervolischen –l- in den vielen Türksprachen –d-, wie etwa äde, ädi, idi, wird. Ich gehe davon aus, dass das -la ein mongolisches Suffix sein könnte, da im Mongolischen drei Suffixe gibt, die Vergangenheitstempora bezeichnen, -bA(i)~ -bAA > -w(A); -lAi ~ -lAA > -lA und –Ci >-j(i). Eine Möglichkeit ist, die Bildung äle durch das Suffix -lA zu erklären. Die lexikalischen Besonderheiten: Die lexikalischen Besonderheiten sowohl BD als auch Ičkilik-Gruppen unterscheiden sich von anderen Dialekten des Kirgisischen. Es gibt einige Lexeme, die im Süddialekt des Kirgisischen weitverbreitet sind und stimmen mit den SO-Türksparchen Entsprechungen überein, wie etwa taġa ‘Onkel mütterlicherseits‘, üka/ükä ‘jüngerer Bruder‘, tuqum ‘Ei‘, göš ‘Fleisch‘, kättä ‘groß‘, kältäk ‘Stock’, kälit für ‘Schlüssel; Verschluss’ usw. Im Vergleich zum Norddialekt des Kirgisischen sind viele arabische-persische entlehnten Lexeme im Süddialekt des Kirgisischen vorhanden. Jedoch sind einige Lexeme, wie zum Beispiel amma ‘ältere Schwester, Tante‘, šϊptϊq ‘Stickerei’, εtεškerek / ataş kürök ‘Zange für Kohle, sïyïr ‘Kuh’ usw, sowohl im BD als auch in den Ičklik-Gruppen in Usbekistan und in Tadschikistan zu finden. Im BD existiert das Lexem binε ‘auch, sogar’, das ist sowohl im Usbekischen als auch im Neuuighursichen nicht zu finden. Die aus dem Mongolischen entlehnten Lexeme sind im BD weniger im Vergleich zum ND des Kirgisischen. Im BD zeigte einen hohen Prozentsatz von Lehnwörtern aus dem Arabisch-Persischen, insbesonderen im Bezug auf Baumaterialien, Bauarten, Haushaltsgeräte, Pflanzen und Lebensmittel.