Die Transplantation einer gesunden Spenderniere ist die etablierte Behandlungsmethode der Wahl bei terminaler Niereninsuffizienz. Trotz hervorragender Kurzzeit-Überlebensraten des Transplantats, die durch Weiter- und Neuentwicklungen immunsuppressiver Therapieschemata sowie eine gute Typisierungsqualität und Patientenversorgung erreicht werden konnten, gefährdet doch jede Rejektionsepisode den Transplantationserfolg. Neben der T-Lymphozyten-vermittelten Rejektion sowie der Interstitiellen Fibrose/Tubulären Atrophie ist besonders die durch Antikörper mediierte Rejektion als Hauptrisikofaktor für Transplantatschädigung und –Verlust zu nennen. Eine möglichst frühe spezifische, sensitive und wenig invasive Diagnose dieser Komplikationen nach einer Nierentransplantation wäre folglich von großem Interesse für die Klinik. Die Identifizierung kodierender RNAs und ihrer Translationsprodukte, aber auch nichtkodierender RNAs, die in Rejektionsmechanismen involviert und infolgedessen reguliert sind, könnte zur Entwicklung neuer Monitoringstrategien und Möglichkeiten zur Diagnostik beitragen. Basierend auf Genchip-Experimenten sowie Hochdurchsatzsequenzierungen konnten in Studien mit großen Kohorten von Patienten mit verschiedenen Pathologien nach Nierentransplantation Kandidatenmarker in Zellen des peripheren Blutes identifiziert und validiert werden, deren Expressionsregulierung hinweisend für Antikörper-vermittelte Rejektion, T-Lymphozyten-vermittelte Rejektion und Interstitielle Fibrose/Tubuläre Atrophie sein kann. Hierbei wurden sowohl kodierende RNAs als auch nicht-kodierende MicroRNAs analysiert. Weiterhin wurde die Expression der MicroRNA-Kandidaten in freier Form sowie die Translationsprodukte der mRNA-Kandidaten in Serum bzw. Plasma und auch im Urin untersucht. Der besondere Fokus lag dabei auf dem Vergleich von differierenden Komplikationen nach einer Nierentransplantation mit entsprechend voneinander abweichenden Therapieschemata, um eine spezifische und sensitive Diagnosestellung zu erlauben. Um die Möglichkeiten zur Translation der Ergebnisse in die Klinik zu bewerten, sind Folgestudien unter Einbindung mehrerer Transplantationszentren und damit einer hohen Patientenzahl zwingend notwendig. Wünschenswert sind weiterhin mechanistische Studien, die über die Identifizierung von Biomarkern für Komplikationen nach Nierentransplantation hinausgehen. Ein tieferes Verständnis der Pathologien von Antikörper-vermittelten Rejektion, T-Lymphozytenvermittelten Rejektion und Interstitieller Fibrose/Tubulärer Atrophie könnte die Weiterentwicklung von individualisierten Behandlungsmöglichkeiten der nierentransplantierten Patienten fördern.