Ungleichheitsstudien basieren in der Regel auf Daten zu Jahres- oder Monatseinkommen, um die Verteilung ökonomischer Ressourcen zu einem bestimmten Zeitpunkt im Querschnitt einer Bevölkerung zu bestimmen. Analysen auf Jahres- oder Monatsquerschnitten können jedoch ein unvollständiges Bild liefern, da sie oft nur erwerbstätige Individuen betrachten und sich die individuellen Positionen in der Einkommensverteilung über das Erwerbsleben einer Person ändern. Ein umfassenderes Bild bieten Lebenserwerbseinkommen. Die Analyse von Lebenserwerbseinkommen setzen Informationen über vollständige Erwerbsbiografien voraus. Informationen, die wenn überhaupt nur für spezielle Bevölkerungsgruppen in Form von administrativen Daten der Sozialversicherung vorliegen. Um eine geeignete Datengrundlage zur Analyse von Lebenserwerbseinkommen der gesamten Bevölkerung zu schaffen, nutzen wir eine dynamische Mikrosimulation auf Basis des Sozioökonomischen Panels um vollständige Erwerbsbiografien für die Kohorten 1964 bis 1985 bis ins Jahr 2045 zu konstruieren. Wir können zeigen, dass sich der Unterschied zwischen den Lebenserwerbseinkommen Gering- und Hochqualifizierter Männer in Preisen von 2015 auf über eine Million Euro beläuft, Geringqualifizierte verdiene im Lauf ihres Lebens nur knapp 40 Prozent des Erwerbseinkommens eines Hochqualifizierten. Gleichzeitig finden wir, dass zwischen 1981 und 1985 geborene Frauen im Durchschnitt über den Lebensverlauf hinweg nur rund 55 Prozent der Erwerbseinkommen der Männer verdienen.