Der Beitrag untersucht die Kategorie des Erfahrungswissens als eine spezifische Form elusiven Wissens am Beispiel von Leon Battista Albertis 'Libri della famiglia' (1433–41). Im Zentrum steht die Frage, wie in diesem ökonomischen Dialog der Renaissance das Problem der Vermittelbarkeit von Erfahrung verhandelt wird und mit welchen diskursiven Strategien ihm begegnet wird. Zunächst erfolgt ein Aufriss des Problemfeldes, inwiefern Erfahrungswissen als eine Form elusiven Wissens zu bewerten ist (1). Dann zeigt ein skizzenhafter historischer Überblick, dass das rinascimentale Lob der Erfahrung auf eine lange, bereits antike Tradition rekurriert (2). Anschließend werden verschiedene Strategien untersucht, mittels derer die Sprecher in Albertis Dialog Erfahrung zu fassen und zu vermitteln versuchen: der Umgang mit erfahrenen Leuten (3.1), das Erzählen von Anekdoten (3.2) und die Entwicklung einer erfahrungsbasierten Lehre (3.3). Abschließend wird die Frage aufgeworfen, inwieweit die Dialogfiktion selbst als ein Versuch gelten muss, dem Leser historisches Erfahrungswissen auf besonders anschauliche Weise, nämlich im Als ob eines lebendigen Gesprächs, zu vermitteln (4).
Taking the example of Leon Battista Alberti’s 'Libri della famiglia' (1433–41), this paper investigates the category of experience as a specific form of elusive knowledge. It focuses on how the problem of communicability of experience is treated in this Renaissance dialogue on oikonomia and which discursive strategies are employed in order to cure it. First, I will sketch the problem of experience as a form of elusive knowledge (1). Then, a short historical outline shall demonstrate that the rinascimental praise of experience draws from a long, ancient tradition (2). After that, I identify the strategies used by the speakers of Alberti’s dialogue in order to get hold of experience and to communicate it: having contact with experienced People (3.1), telling anecdotes (3.2), and developing an experience-based doctrine (3.3). Finally, I’ll raise the question in what sense the dialogical fiction must itself be considered an attempt to convey historical experience to the Reader in a particularly vivid way, i.e. by mimicking real conversation (4).