dc.contributor.author
Rendenbach, Carsten Michael
dc.date.accessioned
2020-01-03T13:22:55Z
dc.date.available
2020-01-03T13:22:55Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/26315
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-26074
dc.description.abstract
Die Rekonstruktion des Unterkiefers mit mikrochirurgischen Transplantaten des Beckens,
Schulterblatts und Wadenbeins ist mit einer relativ hohen Rate an Komplikationen in der
Empfängerregion assoziiert, insbesondere bei Patienten mit vorausgegangener und
adjuvanter Strahlentherapie, Chemotherapie und bei langstreckigen Defekten mit
entsprechend mehrsegmentiger Rekonstruktion. Konsekutiv zeigt sich bei diesen Patienten
eine niedrigere Rate an implantologisch-dentaler Rehabilitation. Plattenexpositionen treten
zudem häufiger bei Sekundärrekonstruktionen und fehlender dentaler Abstützung
beziehungsweise Okklusion auf, während Rauchen und Diabetes eine entsprechende Tendenz
bezüglich unvollständiger Segmentspaltverknöcherungen aufweisen. Auch die Rekonstruktion
des Symphysen-Corpus-Bereichs erscheint vergleichsweise problematisch. Die Verwendung
der derzeit verfügbaren patientenspezifischen CAD/CAM-Platten führt im Vergleich zu
konventionellen Systemen nicht zu einer Verringerung der Komplikationsrate, mit gar
ungünstigen Tendenzen hinsichtlich Plattenexpositionen und Segmentspaltverknöcherung.
Biomechanisch zeigt sich bei CAD/CAM-Systemen eine im Vergleich zu Miniplatten und
konventionellen Rekonstruktionsplatten höhere Steifigkeit des Gesamtkomplexes, die
bekanntermaßen mit einer Reduktion der Segmentspaltbewegungen einhergeht. Im bei
diesen Patienten zu erwartenden Niedrigkraftbereich sind alle drei Systeme ausreichend
stabil. Bei langfristiger und höherer Belastung erscheinen die CAD/CAM-Systeme überlegen.
Plattenbrüche treten, vor allem wegen des Plattendesigns und der fehlenden
Biegebeanspruchung mit konsekutiv auftretenden Sollbruchstellen, bei diesen Systemen auch
bei höchster Belastung nicht auf. Dies könnte bei denjenigen Patienten, die mit hoher
Wahrscheinlichkeit keine suffiziente Segmentspaltverknöcherung entwickeln und bei denen
ein dauerhaftes Belassen der Platten geplant ist, gegenüber konventionellen Systemen
langfristig von Vorteil sein. Aus mechanobiologischer Sicht ist eine abschließende Bewertung
bis dato nicht möglich. Auf Grund der hohen Steifigkeit der CAD/CAM-Systeme ist jedoch ein
für die Knochenheilung ungünstiges Unterschreiten der notwendigen
Segmentspaltbewegungen zu befürchten, sodass zukünftig Optimierungen der Systeme mit
dem Ziel einer verbesserten Kallusformation notwendig sein könnten. Hierzu bedarf es
umfassender Finite Elemente Analysen sowie in vitro und in vivo Untersuchungen zum
Einfluss der Steifigkeit von Osteosynthesesystemen auf die Knochenheilung nach
Unterkieferrekonstruktion.
Auch aus radiologischer Sicht ist die Weiterentwicklung der vorhandenen Systeme mit dem
Ziel einer Materialreduktion wünschenswert, um die postoperative Diagnostik zu verbessern.
Zwischenzeitlich ist die Verwendung von speziellen Sequenzen zur Artefaktreduktion eine hilfreiche Ergänzung, wobei deren tatsächliche Qualität hinsichtlich der möglichen
Rezidivdiagnostik sowie einer suffizienten Beurteilung der Segmentspaltossifikation vor
Metallentfernung im MRT und CT noch nachgewiesen werden muss. Resorbierbare Systeme
auf Polylactid- und Magnesiumbasis sowie die Verwendung von glasfaserverstärktem
Komposit könnten die Bildqualität deutlich verbessern.
Da resorbierbare Systeme auf Polylactidbasis jedoch aus mechanischen Gründen aktuell für
die Verwendung am Unterkiefer nicht allgemein zugelassen und magnesiumbasierte Systeme
noch nicht hinreichend entwickelt sind, erscheint die Betrachtung nicht resorbierbarer
Alternativen sinnvoll, zumal die ungünstigen Degradationsbedingungen die Rate an
Weichteilkomplikationen potentiell noch erhöhen könnten. Aus biomechanischer Sicht ist
glasfaserverstärktes Komposit hierbei eine mögliche Alternative, wenngleich die dauerhafte
zyklisch dynamische Belastung im Bereich unphysiologisch hoher Kräfte eine Unterlegenheit
gegenüber patientenspezifischen Titanplatten zeigt. Aus mechanobiologischer Sicht könnte
der höhere Grad an Segmentspaltbewegungen im Vergleich zu den CAD/CAM-Titansystemen
möglicherweise von Vorteil sein. Hierzu sind weitere Untersuchungen nötig. Für Patienten mit
sehr niedrigem Pseudarthrose- und Wundheilungsrisiko (jung, gesund, Nichtraucher, nicht
bestrahlt, einsegmentige Rekonstruktion, hohe Compliance) könnte möglicherweise bereits
heute die Verwendung mit Polylactidsystemen in Frage kommen, jedoch ist auch hierzu eine
kritische Betrachtung der biomechanischen Eigenschaften unter Belastung notwendig.
Die Entnahme von mikrochirurgischen Becken- und Fibula-Transplantaten zur
Rekonstruktion des Unterkiefers geht in der Langzeitanalyse mit geringen funktionellen
Folgen einher. Unter Berücksichtigung der persistenten Bewegungseinschränkungen sowie
der vergleichsweise höheren kurzfristigen Entnahmemorbidität ist die Entwicklung
bedarfsspezifischer Rehabilitationskonzepte für eine rasche Rekonvaleszenz notwendig. Die
Verwendung des CAD/CAM-Workflows kann als sinnvolle Ergänzung gesehen werden, wobei
der tatsächliche Nutzen bezüglich einer Verringerung der Entnahmemorbidität bislang nicht
belegt ist.
Perspektivisch kann die Unterkieferrekonstruktion durch Entwicklungen im Tissue
Engineering und der Endokultivierung revolutioniert werden. Die Anwendung derer hin zu ex
vivo fabrizierten Transplantaten könnte, in Kombination mit einem tiefgreifenden Verständnis
der Mechanobiologie des rekonstruierten Unterkiefers und einer Fixierung mit artefaktfreier,
patienten- und anforderungsspezifischer Osteosynthese, die Erfolgsrate langfristig steigern.
de
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
mandible reconstruction
en
dc.subject
patient specific implants
en
dc.subject
biomechanics
en
dc.subject
donor site morbidity
en
dc.subject
osteosynthesis
en
dc.subject
fibula free flap
en
dc.subject
Unterkieferrekonstruktion
de
dc.subject
Entnahmemorbidität
de
dc.subject
Fibula-Transplantat
de
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Die virtuell geplante Unterkieferrekonstruktion mit autologen Transplantaten und patientenspezifischen Implantaten unter Berücksichtigung klinischer, radiologischer, materialspezifischer und biomechanischer Eigenschaften der Entnahme- und Empfängerregion
dc.contributor.gender
male
dc.contributor.firstReferee
Hölzle, Frank
dc.contributor.furtherReferee
Schmelzeisen, Rainer
dc.date.accepted
2019-12-16
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-refubium-26315-3
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
dcterms.accessRights.dnb
free
dcterms.accessRights.openaire
open access
dcterms.accessRights.proquest
accept