Abstrakt (deutsch) Einleitung: Die lebenslange Freiheitsstrafe ist eine der freiheitsentziehenden Sanktionen, welche ihre Grundlage im deutschen Strafrecht findet. Die Tötung eines oder mehrerer Menschen ist der Hauptgrund hierfür. Das Mindestmaß dieser beträgt 15 Jahre. Wenn im Urteil oder einem späteren Gerichtsbeschluss eine „besondere Schwere der Schuld“ festgestellt wurde, ergibt sich eine längere, jedoch nicht vom Gesetz definierte Mindestverbüßungsdauer. Eine günstige Kriminalprognose, in der die Gefährlichkeit eingeschätzt wird, führt ggf. zur Aussetzung des Strafrests zur Bewährung. Eine lebenslange Freiheitsstrafe kann aber auch über das Maß der besonderen Schwere der Schuld hinaus und bis zum Tod vollzogen werden. Ziel dieser Arbeit war eine deskriptive Analyse der lebenslänglichen Straftäter, die in Berlin inhaftiert sind, im Zeitraum Oktober 2013 bis Dezember 2015, unter Anwendung des Level of Service Inventory-Revised im Hinblick, ob auch Ausprägungen auf diesen psychometrischen Test durch psychosoziale Einflussfaktoren nachgewiesen werden können. Methodik: Das Probandenkollektiv umfasst 102 Straftäter, davon fünf Frauen. Diese befanden sich zum Untersuchungszeitpunkt in der Justizvollzugsanstalt Tegel, im offenen Vollzug und in der Justizvollzugsanstalt für Frauen in Berlin-Pankow. Grundlage waren die Gefangenenpersonalakten, denen umfangreiche Daten zur Biografie, Delinquenz, Indexdelikt, psychiatrische und psychologische Erkenntnisse, Therapieerfahrungen und Sucht – und Gewalterfahrungen zu entnehmen waren. Es konnte für alle 102 Straftäter der LSI-R angewendet werden. Ergebnisse: Weniger als die Hälfte der Probanden zeigten Hinweise auf Persönlichkeitsstörungen. Bei fast einem Drittel ergaben sich Hinweise auf Depressivität. Die wenigsten der Taten fanden unter Drogeneinfluss statt und ungefähr ein Drittel der Probanden standen beim Indexdelikt unter Alkoholeinfluss. Die überwiegende Mehrheit der Probanden verfügte über weniger als zehn Einträge im Bundeszentralregister. Der LSI-R-Mittelwert lag bei 22.8. Bei 40.2 % der Straftäter konnte trotz Verurteilung und Inhaftierung ein Rückfallrisiko von über 30 % festgestellt werden, nicht speziell für Mord, aber für gravierende Straftaten. Eine Einteilung der Täter nach einer bestimmten Tätertypologie konnte nicht erfolgen. Schlussfolgerung: Die Komplexität der Thematik wurde deutlich, denn ein so umfangreiches Probandenkollektiv lässt sich nicht mal eben einer Tätertypologie zuordnen. Klar wurde jedoch, dass es nicht unbedingt besonderer Persönlichkeitsmerkmale bedarf, die erforderlich sind, um einen Mord zu verüben. Die Studie liefert jedoch einen ausführlichen Überblick über die Basisdaten der lebenslänglichen Straftäter Berlins.
Introduction: Life imprisonment is one of the custodial sanctions that has it basis in German criminal law. The main reason for this is killing one or more persons. The minimum sentence for this is 15 years. If a “particular severity of guilt” has been established in the sentence or a subsequent court order, the minimum fixed term sentence is longer but not defined by law. A favourable risk assessment in which the danger is assessed can lead to release on parole. Life imprisonment can also be passed down beyond the degree of aggravating circumstances of the crime and for life. The aim of this paper was a descriptive analysis of offenders sentenced to life imprisonment who are being held in Berlin, between October 2013 and December 2015, using the Level of Service Inventory-Revised with regards to whether also markedness on this psychometric test can be demonstrated by psychosocial factors of influence. Methods: The target group consists of 102 offenders, five of them women. At the time of the study they were being held in Tegel prison, in the open prison and in Berlin-Pankow’s women’s prison. The prisoners’ files formed the basis, which contained extensive information on the biography, delinquency, index offences, psychiatric and psychological findings, therapy experiences and experiences of addiction and violence. The LSI-R could be used for all 102 offenders. Results: Less than half of the test group exhibited signs of personality disorders. Almost one-third showed signs of depression. Only a few of the offences were carried out under the influence of drugs, and about one third of the test group committed the index offence while under the influence of alcohol. The vast majority of the test group had fewer than ten entries in the Federal Central Criminal Register. The LSI-R mean was 22.8. 40.2% of the offenders had a greater than 30% risk of relapse despite conviction and imprisonment, not specifically for murder but for serious offences. A classification of the offenders according to a specific offender typology could not be carried out. Conclusion: The complexity of the topic became clear because such a comprehensive test group cannot easily be assigned to a specific offender typology. It became evident, however, that certain personality traits are not necessarily required to commit murder. However, the study provides a detailed overview of the basic information of Berlin’s lifelong offenders. Abstract (English) in Introduction, Methods, Results, Conclusion