dc.contributor.author
Tempel, Katharina
dc.date.accessioned
2018-06-07T16:27:37Z
dc.date.available
2017-05-22T09:45:19.556Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/2575
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-6776
dc.description.abstract
In einer Zeit, in der Anforderungen, Leistungsdruck und Belastungen stetig
zunehmen und psychische Störungen wie Depressionen oder das Burn-out-Syndrom
zu Volkskrankheiten deklariert werden, steigt auch die Nachfrage nach
Interventionen, mit deren Hilfe wir die Auswirkungen dieser negativen
Entwicklung abfedern bzw. von vorne herein verhindern können. Eine
vielversprechende Möglichkeit, der Zunahme psychischer Störungen
entgegenzuwirken, liegt darin, das Wohlbefinden der Menschen präventiv zu
stärken. Bisherige Interventionsstudien konnten zeigen, dass Übungen auf
Grundlage der Positiven Psychologie (PP), so genannte Positiv-Psychologische
Interventionen (PPI), das Subjektive Wohlbefinden (SWB), also die allgemeine
Lebenszufriedenheit und die Balance aus positivem und negativem Affekt
(Diener, Lucas & Oishi, 2002), steigern und depressive Symptome verringern
können. Unbekannt ist hingegen, ob und wie sich solche Übungen auf das
Psychologische Wohlbefinden (PWB) nach Carol Ryff (1989) auswirken. Da das
PWB, das optimale psychische Leistungsfähigkeit wiedergibt, mit einer Vielzahl
gesundheitlicher Vorteile in Verbindung gebracht wird und u. a. mit einem
sieben Mal geringeren Risiko, an einer Depression zu erkranken, einhergeht
(Wood & Joseph, 2010), ist dessen präventive Erhöhung von zentraler Bedeutung.
Nicht nur, um Menschen glücklicher und gesünder zu machen, sondern auch, um so
möglicherweise der beständigen Zunahme psychischer Störungen entgegenwirken zu
können. Im Rahmen der vorliegenden Dissertation sollte daher erstmalig
ermittelt werden, ob mit Hilfe verschiedener bekannter Interventionen auf
Grundlage der PP das PWB erhöht werden kann. Die simultane Erhebung des SWB
und des PWB sollte darüber hinaus ermöglichen, mehr über die Unterschiede und
Gemeinsamkeiten dieser beiden Wohlbefindenskonzepte zu erfahren, die noch
immer kontrovers diskutiert werden. Zur Beantwortung der Fragestellungen wurde
eine Onlinestudie durchgeführt, an der über 1500 Personen teilgenommen haben.
Diese wurden randomisiert vier experimentellen Bedingungen (Three Good Things:
TGT; Best Possible Self: BPS; Using Signature Strengths in a New Way: USS und
eine kombinierte Übung: KOM) sowie zwei Kontrollgruppen (Warteliste-KG: WL und
Plazebo-KG: LD) zugeteilt und gebeten, verschiedene Inventare zur Erfassung
ihres Wohlbefindenszustandes auszufüllen. Im Anschluss an den Prätest wurden
die Teilnehmer aufgefordert, ihre jeweiligen Übungen eine Woche lang täglich
für ca. fünf Minuten auszuführen und im Anschluss ein zweites Mal alle
erforderlichen Fragebögen auszufüllen. Im Abstand von einem, drei und sechs
Monaten wurden die Teilnehmer erneut befragt, um potenzielle Langzeiteffekte
der Interventionen erfassen und ein umfangreiches Wirkdiagramm der einzelnen
Übungen erstellen zu können. Eine hohe Abbruchquote, die sich bedeutsam
zwischen den Gruppen unterschied und von unterschiedlichen Ergebnisvariablen
beeinflusst wurde, führte dazu, dass sich die Teilnehmer, trotz erfolgreicher
Randomisierung zu Beginn, systematisch in ihren Ausgangsvariablen
unterschieden. Um die Gruppen in ihren Ausgangswerten wieder vergleichbar zu
machen, wurde ein Propensity Score Weighting durchgeführt (McCaffrey et al.,
2013) und nachfolgende Analysen mit den gewichteten Daten gerechnet. Im
Ergebnis zeigte sich, dass die Befunde früherer Studien z. T. repliziert
werden konnten, nach denen die ausgewählten PPI mit signifikanten Anstiegen im
Wohlbefinden sowie signifikanten Reduktionen depressiver Symptome einhergehen.
Wie postuliert, zeigten sich neben Auswirkungen auf das Authentische Glück
(AG) und SWB auch bedeutsame Effekte auf das PWB. Im Vergleich zur Warteliste
gingen alle drei PPI zum Posttest mit signifikanten Anstiegen im AG und
signifikanten Reduktionen der depressiven Symptomatik einher. Der Vergleich
zur Plazebo-KG wurde lediglich für die USS-Intervention im Hinblick auf das AG
signifikant. In allen drei PPI kam es darüber hinaus zum Posttest im Vergleich
zur Warteliste zu signifikanten Anstiegen im positiven Affekt der Teilnehmer.
Bedeutsame Unterschiede in der Lebenszufriedenheit der Teilnehmer ergaben sich
erst zum 1-Monats-Follow-up zwischen der TGT-Intervention und der Warteliste.
Zu diesem Zeitpunkt wiesen Teilnehmer aller drei PPI ein höheres AG auf als
Teilnehmer der Warteliste. Bedeutsame Anstiege im SWB sowie signifikante
Reduktionen der depressiven Symptome lagen zum 1-Monats-Follow-up lediglich
noch für Teilnehmer der TGT-Intervention im Vergleich zu Teilnehmern der
Warteliste vor. Das PWB war für Teilnehmer der TGT-Intervention signifikant im
Vergleich zur Warteliste erhöht und zwar unmittelbar nach Durchführung der
Intervention ebenso wie zum 1-Monats- und zum 3-Monats-Follow-up, wobei
insbesondere die PWB-Facetten Kontrollierbarkeit der Umwelt, Autonomie und
Selbstakzeptanz signifikante Anstiege aufwiesen. Der Vergleich zur Plazebo-KG
wurde für Teilnehmer der TGT-Intervention nur zu den Follow-up-Messungen und
auch hier nur multivariat signifikant. Teilnehmer der USS-Übung wiesen
unmittelbar nach Durchführung im Vergleich zu beiden Kontrollgruppen
signifikant höhere Anstiege im PWB auf und zwar insbesondere in den PWB-
Subskalen Kontrollierbarkeit der Umwelt, Lebenssinn und Positive Beziehungen
zu Anderen. Die unstandardisierten Mittelwertsveränderungen betragen auf einer
Skala von 1 bis 6 jedoch nicht mehr als 0.25 Skalenpunkte und sind somit als
gering einzustufen. Langzeiteffekte konnten für die USS-Gruppe nur multivariat
im Vergleich zur Plazebo-KG festgestellt werden. Die BPS-Intervention ging
unmittelbar nach Durchführung der Intervention im Vergleich zur Warteliste mit
signifikanten Verbesserungen im positiven Affekt, im AG und den depressiven
Symptomen der Teilnehmer einher, jedoch nicht mit Veränderungen im PWB. Es ist
möglich, dass sie in der vorliegenden Studie nicht intensiv genug ausgeführt
wurde. Vielleicht wurde ihre Effektivität und ihr Einfluss auf zentrale
Komponenten des PWB in der Vergangenheit jedoch auch überschätzt. Die
kombinierte Ausführung der PPI blieb ebenfalls hinter den Erwartungen zurück,
da sie zum Posttest lediglich mit signifikanten Anstiegen im AG sowie
signifikanten Reduktionen der depressiven Symptomatik im Vergleich zu
Teilnehmern der Warteliste einherging, jedoch nicht mit bedeutsamen
Veränderungen im SWB oder PWB und darüber hinaus keine Langzeiteffekte
aufwies. Diese Ergebnisse lassen sich u. U. auf eine Überlastung der
Teilnehmer, möglicherweise aber auch auf die Inklusion der weniger effektiven
BPS-Übung zurückführen. Zu guter Letzt verhielt sich die Plazebo-KG teilweise
wie eine effektive PPI, indem sie zum Posttest (sowie tlw. zum 1-Monats- und 3
-Monats-Follow-up) mit signifikanten Anstiegen im AG und SWB einherging, wenn
auch die Effektstärken sehr gering ausfielen. Das lässt sich möglicherweise
über einen Effekt auf die Selbstregulation der Teilnehmer erklären. Insgesamt
zeigt die vorliegende Dissertation, dass mit der TGT- und USS-Intervention
zwei einfache und kostenlose Übungen bereitstehen, die einen Beitrag dazu
leisten können, ausgewählte Facetten des PWB signifikant zu erhöhen.
Allerdings sind die mittleren Zuwächse als gering einzustufen, so dass die
Interventionen das PWB nur begrenzt erhöhen können. Im Hinblick auf die
Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Wohlbefindenskonzepte deuten die
Ergebnisse darauf hin, dass es sich bei SWB und PWB um bezogene, aber
unterscheidbare Konstrukte handelt. Die Limitationen der vorliegenden Studie
werden diskutiert und Empfehlungen für künftige Studien ausgesprochen.
de
dc.description.abstract
In a time, where demands, performance pressure, and stresses and strains are
continually increasing and mental disorders like depression and burnout are
widespread, the need for interventions, that could help reduce or even prevent
these negative developments, rises. A promising opportunity to counteract the
increase of mental disorders is to strengthen a person’s well-being
preemptively. Previous studies were able to show that interventions rooted in
Positive Psychology (PP), so-called positive psychological interventions
(PPI), are effective in decreasing depressive symptoms and enhancing
subjective well-being (SWB), that is life satisfaction and the balance of
positive and negative affect (Diener, Lucas & Oishi, 2002). However, it is
still unclear, whether and how these interventions affect psychological well-
being (PWB) as defined by Ryff (1989). PWB reflects optimal psychological
functioning and is associated with a variety of health advantages. As people
with high PWB are seven times less likely to develop a major depression (Wood
& Joseph, 2010), the preventive enhancement of PWB is of high importance - not
only to make people happier and healthier, but also to potentially counteract
the consistent prevalence increase of mental disorders. Thus, this
dissertation examines whether various known interventions based on PP are able
to enhance PWB. The simultaneous examination of SWB and PWB aims at enabling a
deeper understanding of the differences and similarities between these two
well-being-constructs that are still controversially debated. To investigate
the efficacy of different PPI, an online study was conducted which randomly
assigned more than 1500 people to one of four treatment conditions (Three Good
Things: TGT; Best Possible Self: BPS; Using Signature Strengths in a New Way:
USS as well as a combined intervention: KOM) and two control groups (waitlist
control group: WL and placebo control group: LD). Participants were asked to
fill out various questionnaires regarding their well-being. Following pretest
participants were asked to perform their given exercise every day for about
five minutes for the course of one week and then to complete the
questionnaires once more. They were invited to do so three more times, one
month, three months and six months after the intervention, in order to
investigate possible long-term effects and to produce a comprehensive picture
of every intervention’s impact. A high dropout-rate that differed
significantly between the groups and was influenced by different outcome
variables, resulted in significant pretreatment imbalances on observed
variables across the treatment and control groups. In order to correct for
these imbalances a propensity score weighting (McCaffrey et al., 2013) was
conducted and subsequent analyses were performed using the matched data.
Results showed that findings from previous studies were partly replicated in
that certain PPI are associated with increases in well-being and decreases in
depressive symptoms. As hypothesized, significant effects could be detected
not just for authentic happiness (AG) and SWB, but also for PWB. Compared to
the waitlist control group, all three PPI were associated with significant
increases in AG and significant decreases in depressive symptoms at posttest.
In comparison with the placebo control group significant differences only
emerged for participants of the USS-intervention regarding AG. At posttest,
all three PPI were also associated with significant increases in positive
affect compared to waitlist control group. Significant differences regarding
life satisfaction could only be detected at 1-month-follow-up between
participants of the TGT-intervention and the waitlist control group. At this
time of assessment participants of all PPI possessed a higher AG in comparison
to the waitlist control group. However, significant increases in SWB as well
as significant decreases in depressive symptoms could only be observed between
TGT-intervention and waitlist control group at 1-month-follow-up. Participants
of the TGT-intervention showed significant enhancements in PWB in comparison
to the waitlist-control at posttest as well as at 1-month- and 3-months-
follow-up. Enhancements could be observed for environmental mastery, autonomy
and self-acceptance. Significant differences in comparison to the placebo-
control only emerged multivariate at follow-up assessments. The USS-
intervention was associated with significant increases in PWB compared to both
control groups at posttest. Enhancements could be observed in environmental
mastery, as well as in purpose in life and positive relations with others.
Unstandardized changes in the mean scores however only accounted for 0.25
points on a scale from 1 to 6 and thus are considered small. Long-term-effects
only emerged multivariate in comparison to the placebo-control. The BPS-
intervention was associated with small improvements in participant’s positive
affect, AG and depressive symptoms at posttest compared to the waitlist-
control, but showed no effect whatsoever on PWB. This may be due to the
specific completion of the exercise in the present study which might not have
been intense enough. It is also possible however, that the effectiveness of
the BPS-intervention and its influence on central aspects of PWB have been
overestimated in the past. The combined intervention also achieved worse
effects than expected, as significant improvements could only be detected at
posttest compared to the waitlist-control regarding AG and participant’s
depressive symptoms. However, the combined intervention was not associated
with enhancements in SWB or PWB and did not result in any long-term
improvements. These results may have been caused by overload or the inclusion
of the less effective BPS-intervention. Finally, the LD-group, that served as
a placebo-control, partly behaved like an effective PPI by being associated
with significant improvements in AG and SWB at posttest (and partly at
1-month- and 3-months-follow-up), although effect sizes were quite low. This
might be explained by an effect on participant’s self-regulation. Overall the
present dissertation proves TGT- and USS-intervention as two simple and cost-
free exercises to contribute to the improvement of several PWB-aspects.
However, average increases are considered small showing that PPI are only of
limited effectiveness in enhancing PWB. Regarding the similarities and
differences between the two well-being-constructs results of the present
dissertation indicate, that PWB and SWB are distinct, but related. Limitations
are discussed and an outlook for future studies is presented.
en
dc.format.extent
264 Seiten
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
happiness; psychological well-being; subjective well-being; positive psychology; positive psychological interventions
dc.subject.ddc
100 Philosophie und Psychologie::150 Psychologie::158 Angewandte Psychologie
dc.title
Deine persönliche Glückswoche
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Michael Eid
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Kathrin Heinitz
dc.date.accepted
2017-04-25
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000104775-7
dc.title.subtitle
Evaluation Positiv-Psychologischer Interventionen zur Steigerung des
Psychologischen Wohlbefindens
dc.title.translated
Your Personal Week of Happiness
en
dc.title.translatedsubtitle
Evaluation of Positive Psychological Interventions to Enhance Psychological
Well-Being
en
refubium.affiliation
Erziehungswissenschaft und Psychologie
de
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