Zusammenfassung Einordnung der Berliner Wachstumsdaten: Beim detaillierten Vergleich der Resultate der Berliner Längsschnittstudie mit den derzeit zur Beurteilung der kindlichen Körperentwicklung angewendeten Daten zeigt sich, dass für folgende Körpermaße die Anwendung der in der hier vorgelegten Studie erarbeiteten Perzentildaten zu empfehlen sind: • Körpergröße, • Körpergewicht, • Body-Mass-Index, • Oberarmumfang, • Hüft-, Subscapula- und Triceps- Fettfalten, • Taillenumfang, • Hüftumfang, • Taille-Hüfte-Quotient, • Taille- Körpergröße-Quotient, • Hüfte-Körpergröße-Quotient, • Ponderalindex. Die Berliner Längsschnittstudie bestätigt weitestgehend die bisher für den Kopfumfang und die Ellenbogenbreite geltenden Perzentildaten. Es wird die Nutzung der Berliner Perzentilkurven empfohlen. Fettfalten: Zwar bleibt auch nach den Analysen der Berliner Längsschnittstudie das Wachstumsmuster, das in den ersten Lebensjahren eine Zunahme des peripher-gelegenen und eine Abnahme des zentral-gelegenen Unterhaut-Fettgewebes beschreibt, erhalten. Aber die absolute und relative Ausprägung der Fettfalten in den ersten 3 Lebensjahren hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend geändert: Das zentral-gelegene Unterhaut-Fettgewebe (repräsentiert vor allem durch die Hüft-Fettfalte, laut einigen Autoren auch durch die Subscapula-Fettfalte) ist in den ersten 3 Lebensjahren stärker ausgebildet und nimmt langsamer ab als frühere Studien analysierten. Das peripher-gelegene Unterhaut-Fettgewebe hingegen (repräsentiert durch die Trizeps-Fettfalte) ist anfänglich geringer ausgebildet als bisherige Studienergebnisse zeigen und nimmt auch langsamer an Dicke zu. Erst ab dem 4. Lebensjahr sind die Ergebnisse der Berliner Längsschnittstudie vergleichbar mit denen früherer Studien. Adipositas im Kindes- und Jugendalter: Ein elementarer Aspekt der körperlichen Untersuchung von Kindern und Jugendlichen ist die Beurteilung des Ernährungszustandes, vor allem aber auch die Einschätzung möglicher Übergewichtigkeit oder Fettleibigkeit. Für 0- bis 5-jährige Kinder stellt die Berliner Längsschnittstudie dazu nicht nur umfangreiches, hoch aktuelles und sehr fundiertes Datenmaterial mit Normwerten und Perzentilkurven zur Verfügung. Es findet zusätzlich für diesen bisher unzureichend untersuchten Altersabschnitt der ersten 5 Lebensjahre auch eine umfangreiche Bewertung der verschiedenen Körpermaße statt. Zur Abschätzung des Ernährungszustandes von 0- bis 5-jährigen Kindern wird neben der Ermittlung des zwar umstrittenen aber im medizinischen Alltag weiterhin sehr gebräuchlichen Body-Mass-Index zusätzlich die Erhebung des Hüft- und ab dem 3. Lebensjahr des Oberarmumfangs empfohlen. Eine Übergewichtigkeit sollte schon ab dem 1., spätestens ab dem 2. Lebensjahr erkannt und Ernährungs- und Freizeitumstellungen mit den Eltern besprochen werden. Weitere Studien müssen mit Hilfe direkter Fettgewebe-Messungen zeigen, in welchem Maße der Taillen-, der Hüft- und der Oberarmumfang, die alle ab dem 2. bzw. 3. Lebensjahr auf hohem Niveau mit dem Body-Mass-Index korrelieren, zur Abschätzung des Ernährungszustandes bei Unter-6-Jährigen geeignet sind. Das Datenmaterial der Berliner Längsschnittstudie lässt die Aussagekraft der verschiedenen Hautfettfalten-Dicken sowie deren Summe bezüglich des absoluten Fettanteils an der Körpermasse anzweifeln. Es ist in der Korrelationsanalyse nachgewiesen, dass im Alter bis zu 5 Jahren diese Körpermaße nur auf mittlerem bis geringem Niveau mit dem Body-Mass-Index korrelieren. Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass die Fettfalten-Messungen in diesem untersuchten Altersabschnitt weniger präzise Rückschlüsse auf die Gesamt-Fettmasse zulassen als zum Beispiel der Hüft-, der Taillen- und der Oberarmumfang.
Summarization Classifying the results of Berliner longitudinal study: When comparing the results of Berliner longitudinal study with the so far applied growth data for children up to 5 years of age the need to update the percentile-charts and to use the newly-gained data for the following anthropometric parameters becomes very obvious: body height, body weight, body-mass-index, mid-upper arm circumference, thickness of triceps, abdominal and subscapula skinfold, waist- and hip circumference. Reasons are the secular trend which is still positive from 2 years of age on, and a reduction of the amount of overweight children within the population. Furthermore the growth pattern of skinfolds shows differences: Even the already known general growth pattern of the different skinfolds in childhood can be confirmed by the newly gained data of Berliner longitudinal study (permanent increase of the peripheral and reduction of the central localized fat tissue) there are significant changes in the dynamic of these processes: The mass of peripheral fat tissue (represented by triceps skinfold thickness) is initially post natal lower than earlier anthropometric data show and gains more slowly than so far assumed. The mass of central fat tissue (represented especially by abdominal skinfold thickness, partly as well by subscapula skinfold thickness) is within the first three years more developed as recent data shows. The comparison of the current and older percentile-data of head circumference and elbow-width do not show distinct differences. Adiposity in childhood: Detailed comparisons of the newly gained data from Berliner longitudinal study and recent studies which were used to assess the German standard and critical values show in an alarming way that the nowadays used percentile charts and especially the reference values to diagnose overweight and adiposity in childhood are much to high calculated. An adjustment according to the newly determined percentile charts and extreme values has to take place without delay. Individual data correlation of weight and body-mass-index within the Berliner longitudinal study shows that a determination of body tissue composition takes places between first and second birthday. Parents and pediatricians must be highly aware of the nutritional status from that age range on. To estimate the individual tissue composition we recommend beside the assessment of body-mass- index the appraisal of hip circumference and in addition - from the second birthday – the mid-upper arm circumference. The individual correlation between estimated fat mass and different skinfold thicknesses doesn’t give statistical higher results.