Ziel: Die Langzeit-Nachverfolgung von Intensivpatienten mit Herz-Kreislauf-Stillstand und konsekutivem Syndrom der reaktionslosen Wachheit (SRW) oder Koma sowie die Untersuchung klinischer Routineuntersuchungen hinsichtlich ihrer prognostischen Voraussagekraft für eine schwere hypoxisch-ischämische Enzephalopathie (HIE). Methodik: In diese Studie eingeschlossen wurden 89 Patienten mit zum Entlassungszeitpunkt von der Intensivstation bestehendem SRW oder Koma nach meist längerem Intensivaufenthalt. Zur Langzeit-Nachverfolgung wurden strukturierte Telefoninterviews mit gesetzlichen Betreuern erhoben, deren Grundlage validierte neurologische Testbatterien bildeten (modifizierte Rankin-Skala, Cerebral Performance Category sowie eine deutsche Version der Coma Recovery Scale-revised). Zusätzlich wurden nachfolgende Rehabilitations- und Krankenhausberichte hinsichtlich des neurologischen Status ausgewertet. Alle während des Intensivaufenthaltes durchgeführten Untersuchungen zur Bestimmung der Schwere einer möglichen hypoxischen Enzephalopathie und damit der neurologischen Prognose wurden identifiziert und re-evaluiert. Dies umfasste Serumkonzentrationen der Neuronen-spezifischen Enolase (NSE), die Bestimmung der Amplituden corticaler somatosensorisch-evozierter Potenziale (SSEP), Befundmuster der Elektroenzephalographie (EEG) sowie die Quantifizierung von Veränderungen in der Computertomographie des Gehirns (Gray-White Matter Ratio, GWR). Resultate: Von insgesamt 928 Patienten, die nach Herz-Kreislauf-Stillstand prospektiv in einer Datenbank erfasst wurden, verblieben 89 (10%) nach einem Intensivaufenthalt von 27 Tagen (Median) in einem SRW oder Koma. Von diesen 89 Studienpatienten konnte eine Nachverfolgungsrate von 71% erzielt werden (63/89). Bei nur zwei dieser 63 Patienten konnte eine neurologische Verbesserung mit Wiedererlangung der Kommunikationsfähigkeit nachgewiesen werden während nur eine Patientin ein gutes funktionales Langzeitergebnis offenbarte. Es handelte sich hierbei um eine junge Patientin mit prolongiertem Status epilepticus, der über einige Wochen mit hohen Dosen teils sedierender antiepileptischer Medikamente behandelt wurde. Mittels Kaplan-Meier-Analyse zeigte sich ein Langzeitüberleben von 64% im ersten Monat nach Entlassung, 44% nach einem halben Jahr sowie 30%, 21% und 11% nach einem, zwei und fünf Jahren. Bei 61/63 Patienten (97%) ohne Wiederkehr relevanter neurologischer Funktionen konnten nur sehr selten normwertige NSE-Konzentrationen, hohe Amplituden der corticalen SSEP oder kontinuierlich-reaktive EEG-Muster beobachtet werden (respektiv in 5%, 3% beziehungsweise 2%). Die Sensitivität etablierter prognostischer Marker für die Detektion eines schweren hypoxischen Hirnschadens (bilateral-fehlende corticale SSEP, NSE >90 μg/L, Zeichen einer schweren HIE in Computertomographie oder EEG) lag in der Kohorte von Patienten mit SRW bei ca. 20-50%. Schlussfolgerung: Ein klinisch gutes Langzeitergebnis nach Herz-Kreislauf-Stillstand und konsekutivem SRW oder Koma nach längerem Intensiv-Aufenthalt (Median 27 Tage) ist sehr selten. Eine Ausnahmekonstellation ist ein zunächst therapierefraktärer posthypoxischer Status epilepticus mit darüber hinaus fehlenden Hinweisen für eine schwere HIE. Normwertige NSE-Serumkonzentrationen, hohe Amplituden corticaler SSEP und ein kontinuierliches, reaktives EEG-Muster in der frühen Diagnostik nach Reanimation machen eine sehr schwere hypoxische Enzephalopathie unwahrscheinlich.
Objective: To evaluate the potential for neurological recovery among cardiac arrest (CA) patients with prolonged intensive care unit (ICU) stay and persistent Unresponsive Wakefulness Syndrome (UWS) or Coma upon hospital discharge. Methods: We conducted a long-term follow-up of patients admitted to our internal ICU between 2001 and 2015 who were in a best neurological state of persistent UWS or coma until the day of discharge. We retrospectively identified legal guardians of whom written informed consent was obtained and conducted structured telephone interviews that comprised common neurological functioning scales (Coma Recovery Scale-revised (CRS-R), Cerebral Performance Category (CPC), Modified Rankin Scale (mRS)). Additionally, hospital records and rehabilitation reports were re-assessed for potential evidence of neurological rehabilitation. In order to explore the predictive value of common prognostic parameters, somatosensory evoked cortical potentials (SSEP), neuron-specific enolase (NSE) serum concentrations, grey-white-matter ratio (GWR) from cranial computed tomography (CT) as well as original electroencephalography (EEG) recordings were analysed. Results: 89 patients (10%) with UWS or coma were identified from a prospective database of 928 CA patients. Although dependent on the year of discharge, we were able to successfully follow-up 63/89 patients (71%). While median time to return of spontaneous circulation (tROSC) was 20 minutes (IQR 12-28), we observed an out-of-hospital CA (OHCA) in 74% and a median ICU stay of 27 days (IQR 20-36). Kaplan-Meier-estimated analysis revealed survival rates of 64% within the first month, 44% after six months and 30%, 21% and 11% after one, two and five years respectively. Significant neurological recovery was only seen in 2/63 patients of whom only one suffered from an unequivocal electroencephalographic status epilepticus and had a good neurological outcome (CPC 1). For the remaining 61 patients, normal NSE concentrations, cortical SSEP amplitudes >2.5 μV as well as continuous reactive EEG were observed in 5%, 3% and 2% respectively. Conclusions: Although sensitivity of clinical routine outcome parameters is only moderate, rehabilitation among patients with UWS or coma after several weeks of full ICU treatment is unusual. We showed that status epilepticus requiring antiepileptic treatment and sedation is one important confounder, however.