Einleitung: Bei tiefen kariösen Läsionen birgt die nonselektive Kariesentfernung bis zum harten Dentin das Risiko einer iatrogenen Pulpeneröffnung mit Folge einer Wurzelkanalbehandlung. Die selektive Kariesentfernung mit Belassen von weichem Dentin in Pulpennähe ist daher als schonendere Behandlungsmethode vorzuziehen. Nach der Exkavation können verschiedene Restaurationsmaterialien wie Komposit oder Glashybride eingesetzt werden, wobei viele Zahnärzte zusätzlich medikamentöse Liner wie Kalziumhydroxid in wässriger Suspension oder als aushärtendes Präparat verwenden. In der vorliegenden In-vitro-Studie wurde die Randintegrität und Anfälligkeit für Sekundärkaries von unterschiedlich restaurierten, selektiv exkavierten Prämolaren verglichen. Methode: An achtundvierzig extrahierten menschlichen Prämolaren wurden standardisierte Präparationen durchgeführt und an den pulpoaxialen Wänden künstliche kariöse Läsionen erzeugt und belassen (Simulation einer selektiven Exkavation). Die Zähne wurden mit Glashybrid (Equia Forte, GH) oder adhäsiv befestigtem Komposit (OptiBond FL und Tetric EvoCeram) restauriert. Die mit Komposit versorgten Proben wurden dabei in 3 Gruppen unterteilt: ohne Liner (RC), mit einem wässrigen Kalziumhydroxidliner (RC_NCH) oder einem aushärtenden Kalziumhydroxidpräparat (RC_SCH). Nach der thermomechanischen Wechselbelastung wurden die Gruppen (n=12) bezüglich ihrer gingivozervikalen Randintegrität (Irregularitäten, Mikrorisse < 5 μm, Spalten > 5 μm, Überhänge) verglichen. Die Zähne wurden dann in ein computergesteuertes Laktobazillus-rhamnosus-Biofilmmodell zur Induktion von Sekundärkariesläsionen überführt. Nach 14 Tagen folgte die Bestimmung der Bakterienzahlen (koloniebildende Einheiten) in den kultivierten Biofilmen. Weiterhin wurde der Mineralverlust der induzierten Sekundärläsionen mittels transversaler Mikroradiografie analysiert. Ergebnisse: GH und RC_NCH zeigten signifikant höhere Anteile an Irregularitäten in der Randspaltanalyse als RC und RC_SCH (p<0.05/Mann-Whitney). GH zeigte außerdem deutlich mehr Risse und Spalten als andere Restaurationsarten (p<0.05). Die Bakterienzahl war nicht signifikant verschieden zwischen den Biofilmen verschiedener Gruppen (p>0.05). Der Mineralverlust der Sekundärläsionen war im Dentin im Vergleich zum Schmelz deutlich höher (p<0.05), aber ohne signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen. Schlussfolgerung: GH und Komposite mit wässrigem Kalziumhydroxidliner zeigten reduzierte Randintegritäten im Vergleich mit Kompositrestauration mit härtendem Kalziumhydroxidliner sowie jenen ohne Anwendung eines Liners. Die Ausbildung einer Sekundärkaries blieb davon unbeeinflusst.
OBJECTIVES: For deep carious lesions, selective carious tissue removal (leaving soft dentin close to the pulp) is suggested. Afterward, different restoration materials, such as resin composites or glass hybrids (GHs), can be placed. Many dentists also apply setting or non-setting calcium hydroxide liners before restoration. We compared margin integrity and susceptibility for secondary caries in differently restored premolars in vitro. METHODS: In 48 extracted human premolars, artificial residual lesions were induced on pulpo-axial walls of standardized cavities. Teeth were restored using a GH (Equia Forte) or adhesively placed resin composite restoration (OptiBond FL and Tetric EvoCeram) without any liner (RC), resin composite restoration with a non-setting calcium hydroxide liner (RC_NCH), or resin composite restoration with a setting calcium hydroxide liner (RC_SCH). After thermomechanical cycling, groups (n=12) were compared regarding their gingivocervical margin integrity (proportion of irregularities, microgaps, gaps >5 μm, overhangs). Teeth were then submitted to a continuous culture Lactobacillus rhamnosus biofilm model. After 14 days, bacterial numbers in biofilms, along tooth-restoration margins and mineral loss (ΔZ) of secondary lesions, were determined. RESULTS: GH and RC_NCH showed significantly higher proportions of irregularities than RC and RC_SCH (p<0.05/Mann-Whitney). GH also showed significantly more gaps than alternative restorations (p<0.05). Bacterial numbers and ΔZ did not differ significantly between groups (p>0.05). CONCLUSIONS: GH and composites lined with non-setting calcium hydroxide showed reduced margin integrity compared with non-lined composites or composites lined with setting calcium hydroxide. This did not increase susceptibility for secondary caries.“ (1) (1) Abstract aus Schwendicke F, Kniess JLM, Paris S, Blunck U. Margin Integrity and Secondary Caries of Lined or Non-lined Composite and Glass Hybrid Restorations After Selective Excavation In Vitro. Oper Dent. 2017; 42(2):155-164.