Tracheotomierte Patienten mit und ohne Beatmung benötigen aufgrund ihrer komplexen Problem- und Bedarfslagen häufig eine multiprofessionelle, auf Integration und Kontinuität angelegte Intensivversorgung. Diese geht mit hohen Anforderungen an die fachliche Expertise, Koordination und Kooperation der beteiligten Sektoren, Organisationen und Professionen einher. Vorliegenden Erkenntnissen zufolge werden diese hohen Anforderungen noch selten erfüllt. Patienten und Angehörige, aber auch Versorgungskoordinatoren und Fallmanager haben oftmals erhebliche Probleme, bedarfsgerechte Versorgungsangebote ausfindig zu machen. Zwar wurden regional begrenzt zwischenzeitlich einige Modellvorhaben auf den Weg gebracht, mit denen die Versorgung dieser Patientengruppe durch zusätzliche Angebote und Steuerungsinitiativen optimiert werden soll. Insgesamt aber gibt es über die regionalen Angebotsstrukturen für diese spezielle Patientengruppe und deren Bedarfsgerechtigkeit nur unzureichende Erkenntnisse. Vor diesem Hintergrund wurde in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern eine Analyse des Versorgungsbedarfs tracheotomierter Patienten mit und ohne Beatmung und intensivem Versorgungsbedarf sowie der Strukturen und Charakteristika der darauf ausgerichteten Spezialversorgung durchgeführt. Ziel dieser Analyse war es, Hinweise auf die Bedarfsorientierung der spezialisierten Versorgung zu finden und mögliche Handlungserfordernisse aufzuzeigen. Dazu wurden, unter Verwendung eines versorgungsepidemiologischen Ansatzes, einerseits regionale soziodemografische und gesundheitsbezogene Bevölkerungsdaten zugrunde gelegt. Zum anderen wurde das spezialisierte regionale Versorgungsangebot auf der Grundlage verfügbarer Datenquellen sektoren- und professionsübergreifend beleuchtet. Die Ergebnisse wurden in diesem Working Paper aufbereitet. Im Ergebnis sind trotz insgesamt insuffizienter Datenlage auf Seiten der in den drei Bundesländern lebenden Bevölkerung heterogene und insgesamt komplexe gesundheitliche und soziale Problemlagen zu erkennen. Unklar ist, inwieweit diese eine erhöhte Inzidenz oder Prävalenz der Gesundheitsbeeinträchtigungen zur Folge haben, die üblicherweise mit einer aufwändigen technikintensiven Versorgung einhergehen. Darüber hinaus ist eine ausgeprägte Intransparenz der regionalen Versorgungslandschaft zu beobachten. Dies gilt insbesondere für spezialisierte Leistungsanbieter und deren Leistungsangebote für tracheotomierte Patienten mit und ohne Beatmung. Übergeordnete Vernetzungsinitiativen, regionale Versorgungszentren mit abgestuften Versorgungsangeboten und unabhängige Steuerungsinitiativen für diese Patienten-gruppe konnten nicht identifiziert werden. Um gängige Qualitätsanforderungen an die Versorgung tracheotomierter Patienten mit und ohne Beatmung und intensivem Versorgungsbedarf realisieren und eine fundierte Bedarfsabschätzung vornehmen zu können, werden künftig mehr und solidere Daten über die Bedarfs- und Problemlagen der Bevölkerung sowie ausgewählter Bevölkerungsgruppen benötigt. Zudem sind detaillierte Informationen über die existierenden Unterstützungsangebote, deren quantitative und qualitative Dimensionen sowie deren regionale Verteilung in der Versorgungslandschaft vorzuhalten. Nur auf einer solchen Informationsbasis wird sich eine bedarfsgerechte Gestaltung und Steuerung der spezialisierten Versorgungsangebote und ein angemessener Zugang der Nutzer zu diesen Angeboten realisieren lassen.