Selbstmanagementförderung ist ein Sammelbegriff für patientenzentrierte Interventionsstrategien in der Versorgung chronisch kranker Menschen. Erstmals in den 1960er-Jahren in diesem Kontext verwendet, wurde Selbstmanagementförderung im Zeitverlauf unterschiedlich konzeptualisiert und in nahezu allen Versorgungssettings sowie bei diversen Zielgruppen angewendet. Auffallend ist, dass Menschen mit anhaltenden und wiederkehrenden psychischen Gesundheitsproblemen in den Diskussionen über Selbstmanagementförderung lange Zeit unberücksichtigt bleiben. Psychische Beeinträchtigungen wurden oft nur als Störfaktoren eines effektiven Selbstmanagements bei chronischen körperlichen Erkrankungen diskutiert. Allmählich scheint sich dies zu ändern. Vor diesem Hintergrund wurde eine umfassende Literaturanalyse durchgeführt, (1) um den Diskussions- und Forschungsstand zum Thema Selbstmanagementförderung bei chronischer Krankheit zu kompilieren, (2) die zuvor skizzierten Entwicklungen im Diskursverlauf nachzuzeichnen und (3) den Stand der Auseinandersetzung mit Selbstmanagementförderung speziell im Mental Health Bereich zu dokumentieren. Ziel war es, Forschungsdesiderata zu identifizieren und Grundlagen für die Durchführung empirischer Untersuchungen zum Thema zu erarbeiten. Als Ergebnis der Analyse zeigt sich, dass die Selbstmanagementdebatte für den deutschsprachigen Raum noch wenig systemisch aufgearbeitet wurde. International mangelt es - trotz einer breiten und intensiv geführten Diskussion - an einem einheitlichen konzeptionellen Verständnis von Selbstmanagementförderung, weshalb unter diesem Sammelbegriff zahlreiche heterogene Interventionen mit mehr oder weniger positiven gesundheitsrelevanten Wirkungen beschrieben und diskutiert werden. Aus gesundheitspolitischer und -ökonomischer Sicht werden mit Selbstmanagementförderung Hoffnungen auf Einsparungen in der Versorgung chronisch Kranker verbunden, was das Interesse daran in Forschung und Praxis befördert hat. In den Diskussionen vernachlässigt werden vulnerable Gruppen und deren spezifischer Bedarf, darunter ethnische Minderheiten, Erkrankte aus unteren Sozialstatusgruppen und nicht zuletzt solche mit psychischen Gesundheitsproblemen. Dabei bestätigen erste Forschungsergebnisse, dass auch letztgenannte von der Förderung ihrer Selbstmanagementkompetenz profitieren können. Dringend angezeigt ist daher, die empirischen Forschungsaktivitäten zum Thema Selbstmanagementförderung für spezifische Patientengruppen oder bei psychischen Problemlagen zu intensivieren und systematisch zu verdichten. Probleme dürften sich dabei vor allem aus der unzureichenden Abgrenzung der Selbstmanagementförderung von anderen psychosozialen Interventionen ergeben. Für die konzeptionell-theoretische Diskussion zur Selbstmanagementförderung könnte sich der Recovery-Ansatz aufgrund seiner personenzentrierten Perspektive nicht allein im Mental Health Bereich künftig als hilfreiche Orientierung erweisen.