Seit dem späten 19. Jahrhundert ist das Kartieren in der ar-chäologischen Forschung etabliert. Aber erst nach dem ErstenWeltkrieg wurden in einem engen Bündnis zwischen revan-chistischer Politik und völkischen Kulturwissenschaften neuearchäologische Forschungsfragen entwickelt, bei deren Bear-beitung gezielt Karten als innovative Medien eingesetzt wurden. Eine solche Frage war die nach der Ausdehnung der früh-mittelalterlichen slawischen Besiedlung in Deutschland. Seitden späten 1920er Jahren wurden dafür teilweise umfangrei-che Datenmengen erhoben, die im Verlauf der 1930er Jahreausgewertet und publiziert wurden. Dabei wurden historischeRaumrekonstruktionen und ethnische Raumutopien mitein-ander vermengt, was besonders die Karten im Rückblick alsbedenklich erscheinen lässt.