Dieser Beitrag thematisiert die räumlichen Aspekte von Identität und Kultur. Identität und Kultur sind zwei Konzepte,die der Begriff der Interaktion verbindet. Das objektivisti-sche Konzept der Kultur erweist sich als Wirkung von Inter-aktion, während das subjektivistische Konzept der Identitätals intendierte Interaktion angesehen werden kann. Kulturin diesem Sinne kann mit formalen quantitativen Analysenuntersucht werden, während kollektive Identitäten weiterenErkenntnisgrenzen unterliegen. Zwei Fallstudien zur älterenEisenzeit in Südwestdeutschland illustrieren das vorgestellteKonzept. Zudem werden zwei komplementäre Konzepte ange-sprochen, die andere Gesichtspunkte beleuchten und die For-derung nach einem integrativen Paradigma unterstreichen.
Weniger anzeigenSeit dem späten 19. Jahrhundert ist das Kartieren in der ar-chäologischen Forschung etabliert. Aber erst nach dem ErstenWeltkrieg wurden in einem engen Bündnis zwischen revan-chistischer Politik und völkischen Kulturwissenschaften neuearchäologische Forschungsfragen entwickelt, bei deren Bear-beitung gezielt Karten als innovative Medien eingesetzt wurden. Eine solche Frage war die nach der Ausdehnung der früh-mittelalterlichen slawischen Besiedlung in Deutschland. Seitden späten 1920er Jahren wurden dafür teilweise umfangrei-che Datenmengen erhoben, die im Verlauf der 1930er Jahreausgewertet und publiziert wurden. Dabei wurden historischeRaumrekonstruktionen und ethnische Raumutopien mitein-ander vermengt, was besonders die Karten im Rückblick alsbedenklich erscheinen lässt.
Weniger anzeigenKarten sind in heutigen Abhandlungen zu historischen Mi-grationen omnipräsent. Kaum ein anderer Ereignistyp scheintsich so gut für die kartographische Repräsentation zu eignen.Insofern würde man erwarten, dass Karten in altertumswis-senschaftlichen Wanderungsdarstellungen von jeher eine zen-trale Rolle gespielt hätten. Anhand von Quellen aus dem Be-reich der Wissenschaften vom Alten Orient im 19. und frühen20. Jahrhundert lässt sich indes zeigen, dass davon nicht oh-ne Weiteres die Rede sein kann und sich das Verhältnis vonKartographie und Wanderungshistoriographie weitaus kom-plexer verhält. Zwei Punkte stehen dabei im Zentrum: zumeinen die kartographischen Möglichkeiten, Wanderungen dar-zustellen und zum anderen das Verhältnis von Karten und Tex-ten/Erzählungen.
Weniger anzeigenThough Ancient Near Eastern Studies has increasingly paidattention to language contact and areal linguistics in recentyears, there have so far been but few systematic attempts atplacing the relevant languages on a map. The essay provides asurvey of maps of the languages of the Ancient Near East fromthe first areal maps in the 19th century to the artefact mapsin recent publications. The different visual grammars used inthe cartography of these ancient languages also imply widelyvarying narratives of linguistic geography. The recent move to-wards artefact mapping shifts the discussion away from staticinterpretations of language as a strong correlate of ethnicity to-wards an interpretation of language as a public expression oflinguistic identity within the landscapes of Mesopotamia.
Weniger anzeigenRune RattenborgConfiguring Mesopotamia: Regional Signifiers and the Many Locationsof the ‘Land Between the Rivers’SummaryIt seems a travesty to reiterate exactly what we mean by ‘Meso-potamia’. The tautological qualities of Greekmésos(‘middle’, ‘inbetween’) andpotamós(‘stream’, ‘river’) often rule out furtherelaboration of its origins and the assumed self-evident natureof its current application. Yet regional concepts are not stable.Their delineation may be defined according to a complex setof attributes not related to physical borders alone. I considerhere the changing meanings of ‘Mesopotamia’ as a name forthe drainage of the Euphrates and Tigris from the 2nd millen-nium BCE until the present day. In conclusion, I argue thatcurrent notions of ‘Mesopotamia’ are a product of the FirstWorld War, and hence far from unproblematic references to adistant historical past to which they bear no inherent relation.
Weniger anzeigenIn the long history of Palestine research one interesting devel-opment has to be noted. In the 19th century the Holy Landwas ‘rediscovered’, leading to the detailed use of all existingsources, the foremost being the Scriptures. The US theologianEdward Robinson, accompanied by the missionary Eli Smith,traveled in the Holy Land in 1838. The pioneering role in HolyLand research, the detailed reconstruction of the Scripturesas a historical-geographical source was accepted by contempo-raries – a milestone in the process of establishing Palestine re-search as a modern academic discipline. The voyage yielded adetailed, three-volume work, including various maps drawn bythe young cartographer Heinrich Kiepert. These maps estab-lished a new narrative within the historical-geographical dis-course, leading to a new construction of the identity of theHoly Land.
Weniger anzeigenThe social and cultural developments in the Eastern Mediter-ranean Area of Connectivity in the 8th to 6th c. BC are stronglyrooted in the cross-regional mobility and subsequent culturaldiversity that resulted from the various local strategies in thesouthern Levant and the Nile delta of challenging and outma-neuvering the super-powers. Yet, historiographical maps of 7thc. Egypt predominantly depict the political landscape – if at all– as the dominion of politically homogeneous entities: as parteither of the Assyrian empire, or of the Kushite empire, or ofa local power. By contrast, this paper discusses an alternativevisualization, which indicates historical complexity with theaim of triggering further research.
Weniger anzeigenEgyptology attempts to find its origins and its earliest arche- ological discoveries on ancient maps. However, it is a misun- derstanding of the nature of ancient maps to believe that they could represent a source for a history of discovery. They depict the country as it was known and perceived by Greek and Ro- man people, not the ancient sites discovered or identified by travelers and scholars. However, ancient maps of Egypt are not without use for Egyptology as they depict a summary of every- thing that was known and considered to be important about Ancient Egypt. Through the study of myths about the Egyp- tian origin of mapmaking, consideration of the sources at the disposal of mapmakers, and tracing the evolution of maps of Egypt from the 15th to the 18th century, what people thought of Ancient Egypt can be revealed.
Weniger anzeigenIn dem Beitrag wird die kartographische Dimension der osma- nischen Expansion in der Frühen Neuzeit in den Blick genom- men werden. Das besondere Augenmerk gilt dabei den unter- schiedlichen Modi der Funktionalisierung des überlieferten Corpus’ antiken geographischen Wissens. Der erste Teil wid- met sich der genealogischen Gleichsetzung von Türken und Trojaner, die nach der Einnahme Konstantinopels 1453 eine radikale Umdeutung erfuhr. Daran anschließend wird die Re- zeption der Geographike Hyphegesis des Ptolemaios wie auch das Weiterleben des antiken Wissens im Osmanischen Reich vor- gestellt. Hierbei zeigt sich, dass dieses Wissen durch byzanti- nische Gelehrte unmittelbar nach 1453 weitertradiert wurde und teilweise im Dialog mit Gelehrten in Westeuropa aktuali- siert wurde.
Weniger anzeigenDer vorliegende Beitrag untersucht die Rolle der ethnischen Aufteilung in den Raumerfassungen von Eratosthenes bis Pto- lemaios. Er stellt die ursprüngliche Beziehung zwischen dem Verfahren des antiken Periplus und dem Aufbau der Karte dar und zeigt, inwieweit die Art und Weise der ‚Stamm für Stamm‘ angelegten Küstenbeschreibung die Grundlagen der Kartographie geprägt hat. Anhand von theoretischen Überle- gungen des Strabo wird in diesem Aufsatz auch ein gewisses Misstrauen des griechischen Geographen, bzw. Kartographen gegenüber den politischen Daten hervorgehoben. Eine solche Haltung, die sich bei Strabo durch den Gebrauch des Begriffs kairos (‚Umstände’, ‚ständiger Wandel’) äußert, kann z. B. er- klären, dass die augusteische Aufteilung Italiens in Provinzen einen geringen Einfluss auf die Kartographie der kaiserlichen Zeit geübt hat.
Weniger anzeigenAltertumswissenschaftliche Karten sind nicht als unabhängi- ge wissenschaftliche Instrumente zu betrachten, sondern als technische Dinge, die auf der Sedimentation älterer Arbei- ten sowie den Instrumenten, Sprachen und Praktiken anderer Disziplinen beruhen. Durch diese Grundlegungen wurde die Kartographie der verschiedenen Altertumswissenschaften von Beginn an präjudiziert und in ein System spezifischer regio- naler, disziplinärer, wissenschaftspolitischer und politischer Konstellationen eingebunden. In der Einleitung des Sammel- bandes, der Beispiele zur Kartierung kollektiver Entitäten aus verschiedenen Altertumswissenschaften, aber auch aus der Humangeographie und der Linguistik enthält, setzen wir uns mit der Frage der Rückkopplungen auf die kartographischen Strategien zur Darstellung und Identifikation antiker Kollek- tive auseinander. Hierzu beleuchten wir die altertumswissen- schaftlichen Kartierungspraktiken aus diagrammatischer, wis- senschaftsgeschichtlicher und identitätstheoretischer Perspek- tive.
Weniger anzeigenAt present, Spain is a good example of a state between sep- aratism and transnationalization. Spain is taking part in the European integration process, while doubt is being cast on its national unity by various peripheral nationalisms like, for example, Catalanism. In this context Catalan, Spanish and European identities are becoming increasingly contested and ideologized. Maps have a central function in the discursive (re-)construction of these spatial identities, because they are the most important way to perceive larger spaces. This arti- cle illustrates how maps of an everyday context (in school- books, weather forecasts etc.) contribute to forming several geographical and territorial images of Europe, Spain and Cat- alonia.
Weniger anzeigenIn der Geschichte der Sprachwissenschaft lieferten Karten wichtige Impulse. In der deutschen Dialektologie ließen sich, wie im Projekt Georg Wenkers, seit dem 19. Jh. detailgenau Unterschiede abbilden, ohne die Einheit der (National-) Spra- chen in Frage zu stellen. Auch die weltweite Sprachenvielfalt wurde in Karten erfasst, etwa im Sprachatlas von Julius Kla- proth. Die Sprachgeographie stützte jedoch lange das Bild ei- ner sprachlich wie ethnisch einheitlichen Nation. Noch heu- te wirkt die bildhafte Vereinfachung nach, wenn etwa mehr- sprachige Räume mit Karten nur unzureichend erfasst werden können. Aktuelle multimodale Ansätze der Linguistik versu- chen mit Hilfe von Big Data, der Erforschung von ‚Linguistic Landscapes‘ oder dynamischen Karten diese Einschränkungen zu überwinden.
Weniger anzeigenDie (Re-)Konstruktion und räumliche Situierung kollektiver Identitäten stellt einen zentralen Bestandteil altertumswissenschaftlicher Praxis dar. Doch obwohl Karten als Analyseinstrument und Darstel-lungsmethode eine wesentliche Rolle spielen, sind ihre Implikationen und Effekte bislang nur unzureichend vergleichend untersucht. Dabei hat man in den Altertumswissenschaften nicht nur immer wieder versucht, geographische Informationen über die Herkunft und Verbreitung von Sprachen, Artefakten, Völkern oder Kulturen narrativ darzustellen, sondern eben auch kartographisch zu fixieren. Solche kartographischen Identitätskonstruktionen können als direkte oder auch indizielle Erfassung historischer Handlungsträger verstanden werden. So gibt es Karten, auf denen etwa Völker oder Sprachgruppen unmittelbar geographisch situiert werden; andere Karten geben Die (Re-)Konstruktion und räumliche Situierung kollektiver Identitäten stellt einen zentralen Bestandteil altertumswissenschaftlicher Praxis dar. Doch obwohl Karten als Analyseinstrument und Darstellungsmethode eine wesentliche Rolle spielen, sind ihre Implikationen und Effekte bislang nur unzureichend vergleichend untersucht. Dabei hat man in den Altertumswissenschaften nicht nur immer wieder versucht, geographische Informationen über die Herkunft und Verbreitung von Sprachen, Artefakten, Völkern oder Kulturen narrativ darzustellen, sondern eben auch kartographisch zu fixieren. Solche kartographischen Identitätskonstruktionen können als direkte oder auch indizielle Erfassung historischer Handlungsträger verstanden werden. So gibt es Karten, auf denen etwa Völker oder Sprachgruppen unmittelbar geographisch situiert werden; andere Karten geben lediglich die geographische Verteilung bestimmter Merkmale (linguistische Charakteristika, materielle Objekte etc.) wieder, die als Hinweis auf die Präsenz oder gar Handlungen kollektiver Identitäten angesehen werden. In diesem Sammelband werden Kartierungspraktiken aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven in ihren verschiedenen Ausprägungen und Transformationen kritisch beleuchtet.
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