Mit der Arbeit wird das Ziel verfolgt, ein Testverfahren weiterzuentwickeln, welches das Wissen genau und zuverlässig erfasst, im Induktionsschluss eine differenzierte Aussage über die individuelle Wissensausprägung ermöglicht sowie eine Prognose über den zukünftigen Ausbildungserfolg erlaubt. Der START-W Wissenstest wird Bestandteil der umfassenden START-Testbatterie sein, die individuelle Basiskompetenzen beim Berufseinstieg abbildet und an der DIN Norm 33430 orientiert ist. Die Bedeutung von Wissen im beruflichen Kontext ergibt sich aus der Schlüsselkompetenzforschung und der Einsicht, dass Wissen als Grundvoraussetzung für „die bewusste Verarbeitung, Umwandlung, Bewertung und Verknüpfung von Informationen zu etwas Neuem, zu Ideen, Handlungen, zu Produkten und Dienstleistungen“ (Blümelhuber, 2005, S.145) verstanden wird. Vor dem Hintergrund des wirtschaftlichen, technologischen und gesellschaftlichen Wandels wird die Wichtigkeit zur Kompetenzentwicklung und diagnostischen Erfassung von Schlüsselkompetenzen von verschiedenen Institutionen im nationalen und internationalen Raum herausgestellt. Intelligenz und Wissen werden hier als relevante Fähigkeiten gesehen, um neuartige (berufliche) Probleme zu bewältigen, fachübergreifend zu denken, zielgerichtet zu handeln und Zusammenhänge herzustellen (z.B. Schuler & Höft, 2006). Eine Systematisierung des Zusammenhangs zwischen Intelligenz und Wissen bzw. fluider und kristallisierter Intelligenz stellt die Investmenttheorie von Cattell (1971a, 1987) dar. Die Strukturtheorie bildet die Grundlage für die folgenden Forschungsansätze. Die Basis für die avisierte Validierungsstudie bildet eine Stichprobe von 753 Probanden im Alter von 16-46 Jahren (Durchschnittsalter 20,74), die einen deutlichen Bezug zur Zielpopulation potentieller Berufseinsteiger erkennen lässt. Die Items und Skalen werden exploratorisch analysiert. Es resultieren befriedigende Kennwerte, die den Kriterien der Testkonstruktion entsprechen. Anschließende Reliabilitätsschätzungen bekräftigen den Befund, dass das Wissen zuverlässig gemessen werden kann. Die Überprüfung der konvergenten Validität mit dem Bochumer Wissenstest (Hossiep & Schulte, 2008) ergibt, dass beide Verfahren konvergente Konstrukte darstellen und das erworbene Wissen bzw. die kristallisierte Intelligenz erfassen. Im Rahmen der Konstruktvalidität konnte anhand von konfirmatorischen Faktorenanalysen zudem die intendierte Struktur differenziert abgebildet werden. Das Strukturgleichungsmodell macht deutlich, dass sowohl die intendierten Themenbereiche, die verbal, numerisch und figural kodierten Inhaltsskalen sowie der Faktor „kristallisierte Intelligenz“ (gc) extrahiert werden können. Die Übereinstimmungsvalidität (Schulnoten des letzten Abschlusszeugnisses) sowie die prognostische Validität (Durchschnittsnote des ersten Ausbildungssemesters an den Schulen für Gesundheitsberufe-Probehalbjahr), als Teilaspekte der Kriteriumsvalidität, können als zufriedenstellend bezeichnet werden. Hinsichtlich der praxisorientierten Verwendung des Testverfahrens kommt der prognostischen Validität eine besondere Relevanz zu, da die Befunde einen Rückschluss auf den Ausbildungserfolg an den Schulen für Gesundheitsberufe zulassen. Auf einer übergeordneten Ebene wird die Frage nach den Interaktionsfacetten von fluider und kristallisierter Intelligenz untersucht. Allgemeiner formuliert, wird im Sinne der Investmenttheorie (Cattell, 1971a, 1987) der Einfluss von Anlage und Umwelt auf die Wissensakkumulation analysiert, mögliche Erklärungsansätze diskutiert und damit anwendungsbezogene, diagnostische Implikationen in Aussicht gestellt. Hierzu werden die Wissensdifferenzen in Abhängigkeit des Alters, der Muttersprache, des Geschlechts und des Bildungsniveaus betrachtet. Hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen fluider Intelligenz (gf) und kristallisierter Intelligenz (gc) zeigt sich, dass gc` (nested factor) auf einem geringeren Generalitätsniveau, bei dem vor allem die wissensthematischen Varianzen relevant sind, eher gering mit der fluiden Intelligenz (gf) korreliert. Demgegenüber korrelieren die leichter generalisierbaren, inhaltsgebundenen Wissensvarianzen (gc) höher mit der fluiden Intelligenz (gf). Mit Bezug auf eine praxisorientierte Verwendung lässt sich feststellen, dass die simultane Erfassung von fluider und kristallisierter Intelligenz bei Tätigkeitsprofilen, die eine breite Wissensbasis erfordern eine bedeutendere Rolle einnimmt. Mittels uni- und multivariater Analysemethoden wurden überdies umweltbedingte Wirkungsfaktoren auf die Wissensausprägung untersucht. Es zeigt sich, dass vor allem das Bildungsniveau eine erklärungsstarke Bestimmungsgröße für die Wissensdifferenzen darstellt. Der START-W stellt somit einen Indikator für die Allgemeinbildung dar und er bietet ein geeignetes Differenzierungsmerkmal hinsichtlich eignungsdiagnostischer Entscheidungen an. Gleichzeitig wird ein weiterer Hinweis auf die Validität des Testverfahrens gegeben. Angesichts der ermittelten Wissensunterschiede zwischen Probanden mit Deutsch als Muttersprache und den Probanden mit anderen Muttersprachen ergeben sich vor allem im pädagogischen Bereich Einsatzmöglichkeiten. Die separat einbezogenen Befunde, dass in beiden Fällen geringere Unterschiede in der fluiden Intelligenz vorliegen, deuten darauf hin, dass differentialpsychologische Aspekte für die Praxis von hoher Bedeutung sind. Daraus lässt sich schließen, dass das Leistungsverhalten von Berufseinsteigern multifaktoriell determiniert wird. Eignungsdiagnostische Interpretationen und Entscheidungen müssen daher im Kontext der unterschiedlichen Einflussfaktoren erfolgen. Aus den dargestellten Ergebnissen lassen sich mindestens drei Anwendungsfelder des START-W und des I-S-T 2000R (Liepmann et al., 2007) ableiten, die im (a) wirtschaftspsychologischen (z.B. Berufsberatung, Bewerberselektion), (b) pädagogischen (z.B. Test zur Schul- oder Hochschulzulassungsvoraussetzung, Evaluation von Unterrichtskonzepten, Erfassung von subgruppenspezifischen Fähigkeitsunterschieden, Initiierung von Fördermöglichkeiten) und (c) klinischen Bereich liegen. Die Befunde unterstreichen die Annahme, dass eine Integration von Wissenstests und Intelligenzstrukturtests einen Erkenntnisgewinn für die berufliche Kompetenzfeststellung bedeutet. Mithin ist der Einsatz von psychologischen Testverfahren an den Schulen für Gesundheitsberufe vergleichsweise gering, obgleich ein hoher Bedarf an qualifizierten Pflegekräften aufgrund des demografischen Wandels zu erwarten ist. Der START-W differenziert zwischen verschiedenen Bildungsgruppen, erlaubt eine Einschätzung des zukünftigen Schul- oder Ausbildungserfolges und gewährleistet in Kombination mit der START-Testbatterie detaillierte Profilaussagen. Letztendlich steht die Erstellung dieses Fähigkeitsprofils im Vordergrund, welches sowohl den Leistungsstand als auch das Leistungspotential von Berufseinsteigern erfasst, um die individuellen Fähigkeiten in Einklang mit den schulischen und beruflichen Anforderungen zu bringen.
This paper pursues the goal of further developing a testing procedure which precisely and reliably records the knowledge in the inductive conclusion allowing for a differentiated statement about the individual extent of knowledge as well as a prognosis about the future success of training. The START-W knowledge test is a component of the comprehensive START battery of tests which reproduces the individual basic competences at the commencement of work and is oriented on DIN Norm 33430. The importance of knowledge in the occupational context results from the key competence research and the insight that knowledge is seen as a basic prerequisite for the “conscious processing, conversion, assessment and linking of information to something new, to ideas, actions, to products and services” (Blümelhuber, 2005, pg.145, Übers. durch den Autor). On the basis of the economic, technological and social changes the importance of development and diagnostic recording of key competences are emphasized by various national and international institutions. Here, intelligence and knowledge are considered to be relevant skills for handling the new type of (professional) problems, thinking in an interdisciplinary manner, acting in a targeted manner and determining connections (e.g. Schuler & Höft, 2006). A systematization of the connection between intelligence and knowledge or more fluid and crystallized intelligence is represented by the investment theory from Cattell (1971a, 1987). The structural theory forms the basis for the following research approaches. The basis for the intended validation study is formed by a random sample of 753 volunteers in the age of 16-46 (average age 20.74), who had a clear relationship to the target population for potential entry level employees. The items and scales are exploratory analyzed. This results in satisfactory values which correspond to the criteria of the test construction. Subsequent reliability estimates support the findings that the knowledge can be reliably measured. The examination of the convergent validity with the “Bochum Knowledge Test” (Hossiep & Schulte, 2008) shows that both procedures present convergent constructs and record the acquired knowledge or the crystallized intelligence. In the framework of the construct validity and on the basis of confirmatory factor analyses it was also possible to make a differentiated reproduction of the intended structure. The structure equation model clearly demonstrates that both the intended subject areas, the verbal, numerical and figural coded scales of content and the factor “crystallized intelligence” (gc) can be extracted. The concordance validity (school grades of the final report card) and the prognostic validity (average grade of the first –probationary- semester in schools for health professionals) as partial aspects of the criterion validity can be described as satisfactory. With regard to the practical applicability of the testing procedure, the prognostic validity is especially relevant, because the findings allow an inference to be made about the success of training at schools for health professionals. At a higher level the question about the interaction facets of fluid and crystallized intelligence is investigated. In general terms, the influence of the aptitude and the environment on the accumulation of knowledge is analyzed as in the investment theory (Cattell, 1971a, 1987), possible explanatory methods discussed and therefore application-based, diagnostic implications proposed. In this context the differences in knowledge depending on age, native tongue, gender and the level of education are observed. With regard to the connection between fluid intelligence (gf) and crystallized intelligence (gc), it can be seen that gc` (nested factor) at a lower level of generality (the knowledge- topical variances are more relevant) correlates to a lesser extent with fluid intelligence (gf). By contrast the more readily generalized, content-related knowledge variances (gc) correlate to a greater extent with the fluid intelligence (gc). With regard to the practically oriented application, it can be seen that the simulated recording of fluid and crystallized intelligence plays an important role in occupational profiles which require a broad-based knowledge. By means of uni- and multivariate analytic methods it was also possible to investigate environmentally-related factors on the development of knowledge. It can be seen that, above all, the level of education represents an important determinant for the differences in knowledge. The START-W therefore represents an indicator for the general education and it offers a suitable differentiation for purposes of diagnostic decisions regarding aptitude. At the same time, an additional indicator of the validity of the testing procedure is provided. In view of the differences in knowledge determined between volunteers with German as their native language and volunteers whose native tongue was foreign, there are, above all, opportunities for application in the field of pedagogy. The separately determined findings that in both cases slight differences are shown in the fluid intelligence indicate that differential psychological aspects are very important in practice. This leads to the conclusion that the performance of entry-level employees is determined on the basis of a multitude of factors. Aptitude-diagnostic interpretations and decisions must therefore be made in the context of the varying influencing factors. The results allow for at least three fields of application for the START-W and the I-S-T 2000R (Liepmann et al., 2007). These are the (a) business-psychological (e.g. vocational guidance, applicant selection), (b) pedagogical (e.g. test for school or university qualification, evaluation of teaching concepts, recording of sub- group specific differences in abilities, initiation of supporting development) and (c) clinical field. The findings underline the assumption that an integration of knowledge tests and intelligence structure tests represent a new insight for the determination of occupational competence. The sue of psychological testing procedures is relatively low for schools in the health industry, although a great need for qualified caregivers is to be expected in view of the demographic change. The START-W differentiates between various educational groups, allows an estimation of the future success of schooling or training and guarantees, in combination with the START test battery detailed statements about the profile. In the final analysis the focus is on the development of the capability profile, which records both the status as well as the potential knowledge of entry-level employees so as to bring the individual abilities into harmony with the educational and occupational requirements.