Wie vielerorts steht in frauenrechtlichen Kämpfen in Dakar die Frage des Zugangs zu Bildung im Zentrum der Debatten. In Interviews legten mir junge Frauenrechtsaktivistinnen nahe, dass sie gute Bildungsabschlüsse als Voraussetzung für ein glückliches Leben sehen. Dieses Streben nach einer Zukunft als gebildete Frau* deckt sich mit der transnationalen Tendenz, Bildung als Schlüssel für Gerechtigkeit und Weltfrieden zu idealisieren. Dem ist entgegen zu halten, dass Bildung bislang nicht dazu vermocht hat, die Situation Afrikanischer Gesellschaften grundlegend zu verbessern; für die Meisten sind die Aussichten auf das Glück der gebildeten Frauen stark eingeschränkt. Vor diesem Hintergrund unterziehe ich das Alltagsverständnis von Bildung als Schlüssel zum Glück der Kritik. Dazu entwickle ich eine konstruktivistische Grounded Theory, die den von Klassismus und Rassismus geprägten postkolonialen Zusammenhang greifbar macht, in dem dieses Verständnis zum Tragen kommt. Von den Perspektiven Schwarzer Frauen ausgehend schaue ich zunächst nach den sozialen Spaltungen und intersektionalen Beziehungen, die die Gesellschaft Dakars strukturieren und die Aussichten auf das Glück der Gebildeten bestimmen. Daraufhin zeichne ich deren Kritik an eurozentristischen Bildungs- und Papierregimen nach, in denen das westliche Diplom als Ticket zum Glück fetischisiert wird. Meine Ideologiekritik vertiefend analysiere ich anschließend das Phänomen, dass Bildungsdiskursen nach wie vor kolonial-rassistische, zivilisatorische Ideen von Menschsein zugrunde liegen, die suggerieren, dass erst Diplome bzw. die Beherrschung der westlichen Buchkultur menschlich und glücklich machen. Mit Blick auf den postkolonialen Alltag gehe ich dann darauf ein, wie die Ideologie des Glücks der gebildeten Frauen in Subjektivierungsprozesse verwickelt ist, die gebildeten Frauen (weißen Frauen und Afrikanerinnen) koloniale Macht vermacht, die ihre Emanzipation mit Ambivalenz füllt. Der Zusammenhang zwischen Ideologie und (neo-)kolonialen kapitalistischen Strukturen wird konsequent im Bewusstsein behalten. So kristallisiert sich heraus, dass zeitgenössische Bildungspolitiken, insbesondere entwicklungspolitische, weniger zum Glück Afrikanischer Frauen beitragen als zur (Re-)organisation von Kapital, das von rassistischen und patriarchalen Herrschaftsbeziehungen abhängt und sie verschärft. Ausblickend stellt sich die Frage, wie Feminismus angesichts kolonisierender Bildungsregime repolitisiert und Glück dekolonisiert werden kann.