In den letzten beiden Jahrzehnten wurde der buddhistische Pilgerort Gomphu Kora in eine touristische Hauptattraktion im Osten Bhutans transformiert. Das dort jährlich stattfindende Volksfest war bekannt dafür, dass es verschiedene ethno-linguistische Gruppen auf beiden Seiten der Landesgrenze zwischen Ost-Bhutan und Indien anzog. Pilger und Händleraus der Grenzregion sowie Ortsansässige waren aktiv durch sozialen, ökonomischen und kulturellen Austausch und an der Aufführung von Volkstänzen und -gesängen beteiligt. Dieses Kapitel untersucht neuere Entwicklungen kultureller Produktion in Gomphu Kora, und wie die Erfindung von Tradition durch staatlichen Tourismus und durch lokale Autoritäten des zum Teil klerikalen Verwaltungsapparats orchestriert wurde. Es wird untersucht, wie das ehemalige Volks- und Pilgerfest in eine generische und klösterliche Staatsaufführung umgestaltet wurde, die viel von ihrem ursprünglichen, populären Charakter verloren hat.