Die Frage, inwieweit sich Historiker literarischer Techniken bedienen und ob die Erklärungs- und Überzeugungskraft ihrer Darstellungen auf vorgegebenen narrativen Strukturen basiert, ist von Geschichtstheoretikern und Historiographiehistorikern der letzten Jahrzehnte viel diskutiert worden. Entsprechend hat sich die Untersuchung historiographischer Werke mit literaturwissenschaftlichen Methoden zu einem komplexen und zunehmend verwirrenden Feld entwickelt. Es gibt freilich keinen Grund zu glauben, narrative Strukturen seien in der Archäologie von geringerer Bedeutung. Trotzdem sind narratologische Überlegungen erst in den letzten Jahren auch auf die Geschichte der Archäologie angewendet worden. Der Nutzen dieser Ansätze lässt sich besonders gut am Beispiel archäologischer Wanderungserzählungen aufzeigen. Weil diese Darstellungen in der Regel weite Zeiträume abdecken und verschiedene historische Akteure und Räume zusammenfassen, greifen Archäologen auf spezifische Erzählstrategien zurück, um ihre Fakten zu sortieren und in mehr oder weniger kohärente Geschichten zu transformieren.