Obwohl der Koran dazu aufruft, das pagane Paradigma der Blutsverwandtschaft abzulösen, sind mittelalterliche arabische Texte weiterhin von einem tribalen Idiom geprägt. Die zentralen Themen dieser genealogischen Erzählungen, die auch öfters verknüpft erscheinen, sind die folgenden: 1. das arabische Stammessystem; 2. dessen Beziehung zu biblischen Genealogien und die Position des Propheten in diesem genealogischen Netz; 3. die sogenannten ‚mekkanischen Legenden‘, die den Aufstieg der Quraysh als hegemoniale Gruppe erzählen; 4. Migrationsmythen. Dieser Artikel untersucht eine aufschlussreiche genealogische Erzählung, in der alle diese Themen verbunden sind, und die ein dichtes Netz von Assoziationen und Beziehungen zwischen Gruppen und Einzelpersonen webt. Ziel des Textes ist es, den Status der arabischen ethnischen Identität und den Propheten Mohammed aufzuwerten und Arabien als einen Raum der göttlichen Wirkens darzustellen. Die genealogische Legende erzählt, wie der babylonische König Nebukadnezar den Ma'add, Eponym der Nordaraber und Ahne des Propheten, vertrieb, und wie dieser schließlich nach Mekka auswanderte.