Die Thora enthält zwei wegweisende Wanderungssagen aus der Frühgeschichte Israels. Beide Überlieferungen werden im kleinen geschichtlichen Credo Dtn 26,5–9 (Gerhard von Rad) aufgenommen, das die Israeliten und Judäer am Erntedankfest bei der Darbringung der Früchte des Feldes vor ihrem Gott zu sprechen hatten.
Die heute vorliegende Sammlung von Wanderungssagen der Erzväter aus dem 6.–5. Jahrhundert v. Chr. im Buch Genesis ist im heutigen Bestand nicht als historischer Reflex anzusehen, sondern vielmehr als Landbesitz- und Landanspruchserzählung einer späteren Epoche zu verstehen. Dennoch könnten in den Erzvätererzählungen auch Traditionen aus der Zeit der Ansiedlung von Proto-Israeliten/Judäern bewahrt worden sein. So wird der im 12./11. Jahrhundert v. Chr. vorherrschende kulturelle Einfluss aus dem Norden, die Nähe zu den ostjordanischen Königtümern (Jakob-Esau-Erzählkreis; Abraham-Lot-Erzählkreis), die Begründung der Zusammengehörigkeit der israelitischen Stämme (Königszeit) und die Abgrenzung von den übermächtigen Seevölkern und Phöniziern sowie den in der Küstenebene und der Schefela lebenden “Kanaanäern” zutreffend hervorgehoben.