In Gesundheitsstudien finden sich wenige Daten über Migrantinnen, und häufig werden sie aufgrund von unzureichenden Deutschkenntnissen bei Befragungen kaum wahrnehmbar selektiert. Die Medikamentenabhängigkeit in Deutschland beträgt nach Schätzungen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen zwischen 1,4 und 1,5 Millionen. Auffällig ist, dass der Anteil betroffener Frauen nahezu 70 % beträgt [31]. Für die Erstellung dieser Studie wurde eine quantitative Patientinnenbefragung in 15 Berliner Hausarztpraxen durchgeführt. Die teilnehmenden Praxen befinden sich überwiegend in Berliner Bezirken mit einem hohen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund. Die Datenerfassung erfolgte mithilfe eines eigens entwickelten, pilotierten Fragebogens, der in den Wartezimmern der Hausarztpraxen hinterlegt wurde und von den Patientinnen auszufüllen war (Purposive Sampling). Der Fragebogen stand den Patientinnen sowohl in deutscher als auch in türkischer Sprache zur Verfügung. Die Erhebung erfolgte über einen Zeitraum von 6 Monaten. Insgesamt wurden Fragebogen von 411 Patientinnen ausgewertet. 62 % von ihnen hatten einen Migrationshintergrund, 56 % waren türkischer Herkunft (N=231). Nach Auswertung der Daten ergaben sich sowohl Gemeinsamkeiten als auch signifikante Unterschiede zwischen deutschen und türkischen Patientinnen: Türkische Patientinnen nahmen statistisch signifikant häufiger Schmerzmittel (p<.001) sowie signifikant häufiger Psychopharmaka ein (p<.001) als deutsche Patientinnen. 18 % der türkischen, aber nur 2,5 % der deutschen Patientinnen gaben an, den Beipackzettel der einzunehmenden Medikamente nicht zu lesen (p<.004). Die Erkrankungshäufigkeit für Diabetes mellitus lag bei den türkischen Patientinnen mit 20 % mehr als doppelt so hoch wie bei den deutschen Patientinnen (6 %). Auch die Erkrankungshäufigkeit für Depressionen lag mit 13 % bei den türkischen Frauen im Vergleich zu deutschen Frauen mit 2,5 % deutlich höher. Es stellte sich heraus, dass türkische Patientinnen eine Medikamenteneinnahme bei Stress im Beruf oder in der Familie signifikant häufiger befürworten als deutsche Patientinnen (p<.001). Bisher fehlen für Deutschland hinreichende Versorgungsdaten zum Arzneimittelkonsum bei Migrantinnen im Vergleich zu deutschen Patientinnen. Trotz vielfältiger nicht auszuschließender Selektionseffekte, der hier untersuchten Stichprobe, weisen die Ergebnisse auf Unterschiede hin, die in repräsentativ angelegten Querschnittsbefragungen zu überprüfen sind. Ziel sollte es sein, dass bei Migrantinnen der eingeschränkte Zugang zur Gesundheitsversorgung und sprachliche Hürden im Bereich der Gesundheitsaufklärung und Prävention verbessert und vorhandene Präventionslücken im Gesundheitssystem erkannt werden.
In health research, very little data are found on migrants, and often are not selected due to limited skills in German during questioning. The German Central Office for Dependency Matters (DHS) estimates the number of those addicted to prescription drugs in Germany to be between 1.4 and 1.5 million. It is striking that the percentage of affected women amounts to nearly 70% [31]. To conduct this study, quantitative surveys of female patients were carried out at the practice of 15 general practitioners in Berlin. The participating practices are located predominantly in districts in Berlin with a high number of people with a migrant background. The data acquisition occurred with the help of an individually developed, pilot questionnaire which was deposited in the waiting rooms of the various practices (Purposive Sampling) and was available in German as well as Turkish. The survey occurred over a period of 6 months and questionnaires from 411 patients were evaluated: 62 % had a migration background, and 56 % were of Turkish origin (N=231). Following the evaluation of the data, common characteristics as well as significant differences could be noted: Turkish patients statistically took pain killers (p <.001) as well as psychotropic drugs (p <.001) significantly more often than German patients. When asked about reading the package leaflet for medication prescribed, 18 % of Turkish patients admitted they did not read this information, but only 2.5 % of the German patients admitted the same (p <.004). At 20 %, the illness frequency for diabetes mellitus with Turkish patients is more than twice as high than with German patients (6 %). At 13 %, the illness frequency of depression in Turkish women was also considerably higher than 2.5 % of German women. It was also shown that Turkish patients advocated the use of medication to help cope with job or family-related stress significantly more often than German patients (p <.001). Until now, there has not been sufficient care data collected in Germany comparing the consumption of medicines between migrants and German patients. In spite of various selection effects that cannot be excluded in this sample, the results point to differences which should be further investigated in a representative cross- sectional survey. The goal should be to improve the limited access to the health care and linguistic hurdles in the area of health education and prevention for migrants as well as recognize the existing gaps in prevention within the health system.