dc.contributor.author
Weber-Schöndorfer, Corinna
dc.date.accessioned
2018-06-07T16:12:06Z
dc.date.available
2016-12-03T11:50:34.629Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/2198
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-6399
dc.description.abstract
Die medikamentöse Behandlung Schwangerer ist nach wie vor mit großen
Unsicherheiten behaftet. Da sich rheumatoide Arthritis, systemischer Lupus
erythematodes, multiple Sklerose oder auch chronisch entzündliche
Darmerkrankungen häufig im reproduktionsfähigen Alter manifestieren, stellt
sich für erkrankte Frauen mit Kinderwunsch beziehungsweise für ihre Ärztinnen
und Ärzte konkret die Frage, welche medikamentöse Therapie für eine
Schwangerschaft am ehesten infrage kommt. Dies erfordert eine vergleichende
Risikoabschätzung der infrage kommenden Arzneistoffe unter Berücksichtigung
der individuellen Krankengeschichte. Im nicht seltenen aber ungünstigeren Fall
einer ungeplant eingetretenen Schwangerschaft möchte die Patientin eine
differenzierte Einschätzung möglicher Risiken erhalten. Die vorliegende Arbeit
trägt zur Risikopräzisierung und -quantifizierung ausgewählter
immunmodulatorischer Medikamente bei, indem sie Auswirkungen von low-dose MTX,
MMF/MPA, einer anti-TNF-α Behandlung sowie von Interferon-β und
Glatirameracetat auf den Schwangerschaftsausgang untersuchte. Die Grundlage
für die in dieser Arbeit analysierten prospektiven Beobachtungsstudien wurde
durch die im Anschluss an eine individuelle Beratung zum Arzneimittelrisiko in
der Schwangerschaft vereinbarte Nachverfolgung des Schwangerschaftsverlaufs
gelegt. Aus dem in dieser Weise geschaffenen Datenpool von Embryotox wurden
dann entsprechend des jeweiligen Studienprotokolls die definierten exponierten
und Vergleichskohorten generiert. Im Falle von multizentrischen Studien
erfolgte die Datenerhebung und Speicherung in ähnlicher Weise von den anderen
teilnehmenden Zentren. Die Studie zur low-dose MTX Therapie des werdenden
Vaters (n=113) zeigte im Vergleich zu einer nicht exponierten Gruppe (n=412)
weder ein erhöhtes Spontanabortrisiko noch eine höhere Fehlbildungsrate oder
vermehrt de novo chromosomale Störungen. Die anderweitig geäußerte Empfehlung
zu einer mindestens dreimonatigen Therapiepause vor Konzeption konnte mit
unseren Ergebnissen nicht nachvollzogen werden. Dies trifft auch auf eine vor
Konzeption beendete mütterliche antirheumatische MTX Behandlung (n=136) zu,
die in keiner der untersuchten Endpunkte zu einer Risikoerhöhung führte. Wenn
allerdings low-dose MTX versehentlich über die Konzeption hinaus ins 1.
Trimenon hinein eingenommen wurde (n=188), liegt die Wahrscheinlichkeit für
einen SAB mit 42,5 % deutlich über der unserer gesunden Vergleichskohorte von
17,3%. Das Risiko für grobstrukturelle Fehlbildungen nach postkonzeptioneller
MTX Behandlung war mit 6,6% im Vergleich zur gesunden Kohorte (2,9%)
signifikant erhöht. Auch im Vergleich zur nicht exponierten erkrankten Gruppe
(3,6%) bestand ein deutlicher Unterschied; dieser erreichte jedoch keine
Signifikanz. In keiner der beiden MTX-Kohorten gab es ein Kind oder einen
Feten mit einer charakteristischen MTX-Embryopathie. Bei versehentlicher
Therapiefortsetzung in die Schwangerschaft hinein sollte MTX sofort abgesetzt
und eine weiterführende Ultraschalluntersuchung angeboten werden. In einer
multizentrischen prospektiven Fallserie mit 57 MMF/MPA exponierten Schwangeren
konnten wir das schon zuvor bekannte teratogene Risiko erstmalig
quantifizieren. Bei 8 von 31 Kindern/Feten lagen grobstrukturelle
Fehlbildungen (26%) vor, von denen vier dem Phänotyp einer MMF-Embryopathie
entsprachen. Die Spontanabortrate war mit 45% (kumulative Inzidenzen) deutlich
erhöht. Damit gehört MMF zu den starken Teratogenen, die in der
Schwangerschaft, wenn irgend möglich, gemieden werden sollten. Das Vorgehen
bei einer ungeplanten Schwangerschaft unter MMF entspricht dem unter MTX. Die
Auswirkungen von TNF-α Inhibitoren (n=495) auf die Schwangerschaft wurden in
einer multizentrischen Kohortenstudie untersucht. Entgegen unserer Annahme,
einen weiteren Beleg für die Sicherheit dieser Biologika-Gruppe zu erbringen,
fanden wir in der exponierten Gruppe eine signifikante Erhöhung des
Fehlbildungsrisikos (5%) im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe (1,5%).
Einschränkend muss jedoch hervorgehoben werden, dass die Generierung und somit
der Vergleich mit einer erkrankten, nicht-exponierten Gruppe Schwangerer nicht
möglich gewesen war. Dennoch sollte in der Schwangerschaft eine anti-TNF- α
Therapie Patientinnen mit schwerem Krankheitsverlauf vorbehalten sein, die mit
besser erprobten Antirheumatika nicht ausreichend therapiert sind.
Interferon-β (n=69) und Glatirameracetat (n=31) bei multipler Sklerose
erwiesen sich in der Schwangerschaft als gut verträglich und zeigten weder im
Vergleich zu einer erkrankten nicht-exponierten (n=64) noch im Vergleich zu
einer Kohorte gesunder Schwangerer (n=1556) erhöhte Risiken. Erwähnenswert
ist, dass es bei den exponierten Schwangeren seltener zu einem Schub während
der Schwangerschaft kam, obwohl die Therapie größtenteils im 1. Trimenon
beendet worden war. Wenn Basistherapeutika bei MS während der Schwangerschaft
nötig sind, sollten als erstes Interferon-β oder Glatirameracetat in Erwägung
gezogen werden. Trotz der Nachteile von Beobachtungsstudien, insbesondere der
Heterogenität der Schwangeren, stellen prospektive Kohortenstudien ein
wichtiges Instrument für die Risikoabschätzung und Quantifizierung von
Arzneimittelrisiken in der Schwangerschaft dar. Geeignete statistische
Methoden können, wie geschehen, den Einfluss unterschiedlicher mütterlicher
Charakteristika auf die Resultate verringern. Die Studie zur paternalen MTX
Behandlung ist zwei Jahre nach ihrem Erscheinen noch die einzige dieser Art.
Auch zur vorgelegten multizentrischen Studie über die Risiken einer
mütterlichen antirheumatischen MTX Therapie gibt es bisher keine
vergleichbaren Studien. Die anti-TNF Studie war bis vor kurzem die
umfangreichste zu diesem Thema. Die Risiken des Teratogens MMF konnten
erstmalig quantifiziert werden, und die Ergebnisse unserer Untersuchung von
MS-Medikamenten wurden durch nachfolgende Studien bestätigt. Die Ergebnisse
dieser Studien tragen zu einer besseren Grundlage für die klinische
Entscheidungsfindung im Hinblick auf die Auswahl geeigneter
immunmodulatorischer Arzneistoffe bei chronisch entzündlichen Erkrankungen
bei. Mit den vorgelegten Publikationen wurde ein Beitrag zur
Arzneimitteltherapiesicherheit in der Schwangerschaft geleistet und eine
präzisere Risikoevaluation ausgewählter immunmodulatorischer Arzneistoffe
erreicht, auch wenn es aufgrund der Fallzahlen nicht gelungen war, alle
Fragestellungen zu beantworten. So bleibt die Definition sensibler Zeitfenster
und kritischer Dosen der beiden Teratogene MTX und MMF zukünftigen Arbeiten
vorbehalten.
de
dc.description.abstract
Drug treatment of pregnant women is still a subject of uncertainty. Rheumatoid
arthritis, systemic lupus erythematosus, multiple sclerosis and also
inflammatory bowel disease often occur in reproductive age. Therefore,
diseased women, who want to become pregnant, as well as their physicians would
like to know which medical therapy can be considered as best choice during
pregnancy. A comparative risk assessment of the existent drugs as well as
taking into account each individual’s medical history is important.
Furthermore, in case of an unplanned pregnancy with inadvertent use of a
teratogenic or otherwise not recommended drug the patient would like to get a
detailed and quantitative evaluation of risks. This work contributes to the
risk specification and quantification of selected immunomodulatory drugs in
pregnancy. It analyses the impact of low-dose methotrexate (MTX),
mycophenolate, TNF-α inhibitors, interferon-β and glatiramer acetate on
pregnancy outcomes by conducting prospective observational studies. Data of
both exposed and non-exposed cohorts were obtained from the data pool of the
Embryotox institute; according to the criteria of the respective study
protocol. In case of multicenter studies, the same method of ascertainment
applied for each center. Outcomes of pregnancies fathered by men on low-dose
MTX around conception (n=113) were compared with a control group of non-
exposed fathers (n=412). We neither found an increased risk of spontaneous
abortion nor an increased malformation rate or a higher number of de novo
chromosomal disorders. The result of our study does not support the necessity
of a 3-month MTX-free interval until conception. Furthermore, maternal pre-
conception low-dose MTX therapy (n=136) was not associated with increased
prenatal risks. However, if low-dose MTX was incidentally used in the 1st
trimester (n=188), the probability of spontaneous abortion was 42.5% which is
significantly higher than the risk in the healthy comparison cohort (17.3%).
The rate of major malformations in the exposed group was 6.6%, a significant
increase in comparison with the healthy group (2.9%), whereas significance was
not reached in comparison with the diseased control group (3.6%). No infant or
fetus exhibited anomalies consistent with the characteristic MTX embryopathy.
In case of inadvertent MTX exposure during early pregnancy, treatment should
be stopped immediately and a level II prenatal ultrasound should be offered.
The same approach should be followed in case of inadvertent mycophenolate
treatment. A prospective multicenter case series with 57 exposed pregnancies
evaluated a major malformation rate of 26%. About half of these had defects
consistent with a mycophenolate embryopathy phenotype. Spontaneous abortions
occurred more frequently than usual, with a cumulative incidence of 45%. A
prospective multicenter cohort study on TNF-α inhibitors during at least the
first trimester was conducted. In total, 495 exposed pregnancies were compared
with 1532 non-exposed healthy pregnancies. It was expected to further confirm
the safety of this group of biological agents. However, a significantly
increased rate of major malformations (5%) was found. Of note, one major
limitation of this study, a diseased comparison cohort could not be provided.
Nonetheless, drug therapy with TNF-α inhibitors during pregnancy should be
restricted to women with severe rheumatic /autoimmune diseases refractory to
better established immunomodulatory drugs. Treatment for multiple sclerosis
with either interferon-β (n=69) or glatiramer acetate (n=31) during pregnancy
did not show increased risks; neither in comparison with a diseased control
group (n=64) nor with a healthy group (n=1556). Worth mentioning, a relapse
during pregnancy occurred less often in exposed pregnancies although drug
treatment was discontinued in the first trimester in most cases. Despite their
disadvantages - meaning mainly the heterogeneity of included pregnant women -
observational studies are an important instrument for risk quantification and
risk specification of drugs used during pregnancy. By means of appropriate
statistical methods the influence of varying maternal characteristics on
outcome parameters can be diminished. The study on paternal low-dose MTX
therapy around conception is still the only one regarding this topic, even two
years after publication. This also applies to the multicenter study on
maternal MTX use in antirheumatic dosages. Until recently the study on TNF-α
inhibitors was the largest in number. For the first time fetal risks
associated with maternal mycophenolate therapy during pregnancy could be
quantified. Our study results on drugs for multiple sclerosis were later
confirmed by other groups. Our studies improved knowledge on potential risks
and safety of immunomodulatory drug use during pregnancy. They enable
clinicians to choose the appropriate drug treatment for young women with
chronic inflammatory diseases. These publications are a contribution to drug
safety and pharmacovigilance during pregnancy. A more precise risk assessment
of selected immunomodulatory drugs was provided although not all questions
could be answered due to limited numbers of exposed pregnant women. The
definition of a sensitive time window for the teratogens methotrexate and
mycophenolate remains unclear and should be subject of future studies.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
immunmodulatory drugs
dc.subject
spontaneous abortion
dc.subject
low-dose methotrexate
dc.subject
TNF-α inhibitor
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Präzisierung des Risikoprofils ausgewählter immunmodulatorischer Arzneimittel
in der Schwangerschaft
dc.contributor.contact
corinna.weber-schoendorfer@charite.de
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. med. Petra A. Thürmann
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. med. Walter E. Haefeli
dc.date.accepted
2016-07-11
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000103608-0
dc.title.translated
Specification of the risk profile of selected immunomodulatory drugs during
pregnancy
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000103608
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FUDISS_derivate_000000020488
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