Einleitung: Untersucht wurde der mögliche Einfluss des Alters auf prozedurale Konsolidierungsprozesse bei gesunden Menschen. Konsolidierungsprozesse wurden über das repetition priming (rp) als auch über das off-line-learning (oll) operationalisiert. Das rp beschreibt hier den impliziten Lernprozess am ersten Tag während der Aufgabenbearbeitung, das oll den Lernprozess in einer Ruhephase über Nacht. Der Erfolg der Konsolidierungsprozesse schlägt sich in sinkenden Reaktionszeiten nieder. Methodik: Die Probanden wurden in drei Altersgruppen unterteilt. Gruppe A bestand aus 20 Kindern im Alter zwischen 6 und 12 Jahren, Gruppe B aus 20 jüngeren Erwachsenen zwischen 26 und 39 Jahren und Gruppe C aus 20 älteren Erwachsenen zwischen 50 und 75 Jahren. Allen Probanden wurde in zwei, mindestens 24 Stunden auseinanderliegenden Lernsitzungen eine computergestützte serielle Reaktionsaufgabe (SRTT) gestellt. Aufgabe war, beim Aufleuchten des Stimulus in farblich verschiedenen Quadraten zugeordnete Tasten zu drücken. Eine SRTT bestand aus 8 Blöcken à 100 Durchgängen. In jedem Block wurden 5 Sequenzen mit 10 Lichtfarben in immer gleicher Abfolge und 5 Randoms mit 10 Lichtfarben in jeweils zufälliger Reihenfolge dargeboten. Die Auswertung erfolgte mittels multifaktorieller Varianzanalyse. Ergebnisse: Für die Gesamtstichprobe konnten repetition- priming-Prozesse nachgewiesen werden (p<=0,000). Die jungen Erwachsenen reagieren durchgängig am schnellsten, während die älteren Erwachsenen den größten Lernzuwachs zeigten, gefolgt von den jungen Erwachsenen und den Kindern. Der Lernzuwachs ist bei den älteren Erwachsenen im Vergleich zu den jüngeren Erwachsenen signifikant (p<=0,01), im Vergleich zu den Kindern jedoch nicht signifikant größer (p=0,074). Der Lernzuwachs bei den jüngeren Erwachsenen ist signifikant größer als bei den Kindern (p<=0,000). Auch beim off-line-learning konnten für die Gesamtstichprobesignifikante Konsolidierungseffektenachgewiesen werden (p<=0,000). Den größten Lernzuwachs über Nacht zeigten die Kinder, gefolgt von den jüngeren Erwachsenen und den älteren Erwachsenen. Der Lernzuwachs über Nacht ist bei den Kindern gegenüber den älteren Erwachsenen signifikant größer (p<=0,05), gegenüber den jüngeren Erwachsenen nicht (p=0,152). Der Unterschied zwischen den beiden Erwachsenengruppen im Lernzuwachs ist nicht signifikant (p=0,502). Es zeigt sich für das off-line-learning eine signifikante, negative Korrelation zwischen Alter und Lernzuwachs (p<=0,01). Schlussfolgerungen: Es konnten Einflüsse des Alters auf implizite Konsolidierungsprozesse nachgewiesen werden. Diskutiert wird, ob altersbedingte Unterschiede in der neuroanatomischen Gedächtnisentwicklung bzw. neuropsychologische Akzentuierungen die beobachteten Lernunterschiede erklären. Auch scheinen für den impliziten Fertigkeitserwerb neben den motorischen auch kognitive und soziale Kompetenzen eine Rolle zu spielen. Nachfolgende Studien sollten auf weitere Unterschiede fokussieren, um weitere Einflussfaktoren auf prozedurale, impliziteKonsolidierungsprozesse zu erfassen.
Introduction: The possible influence of aging on procedural memory consolidation processes was examined. Consolidation processes were operationalized through repetition priming (rp) as well as through off-line learning (oll). Rp describes the implicit learning process on the first day of processing a task; oll describes the learning process while resting overnight. The success of the consolidation phase results in reduced reaction times. Method: The test subjects were divided into three age groups. Group A comprised 20 children between the ages of 6 and 12 years, group B included 20 young adults between the ages of 26 and 39 years and group C consisted of 20 older adults between the ages of 50 and 75 years. All test subjects received two learning sessions, at an interval of at least 24 hours, which included a computer-assisted serial reaction time task (SRTT). The task was to push buttons of different colors when an appropriate stimulus was displayed. A SRTT consisted of 8 blocks with 100 rounds. Each block displayed 5 sequences of 10 light colors in a constant identical sequence and 5 random sequences of 10 light colors, which were displayed at random. The test was evaluated with a multifactor analysis of variance Results: The total sampling proved repetition-priming processes (p <= 0.000). The young adults consistently had the shortest reaction time, while the older adults showed the largest learning progress, followed by the young adults and the children. The learning progress is significant in the older adults compared to the young adults (p <= 0.01), but at the same time is not significantly larger in comparison to the children (p = 0.074). The learning progress in young adults is significantly larger than in children (p <= 0.000). Also with regard to off-line learning the total sampling showed significant consolidation effects (p <= 0.000). The greatest learning progress overnight was demonstrated by the children, followed by the young adults and the older adults. The learning progress overnight is significantly larger in children compared to older adults (p <= 0.05), but not so compared to the young adults (p = 0.152). The difference between the two adult groups in terms of learning progress is not significant (p = 0.502). In terms of off-line learning there was a significant negative correlation between age and learning progress (p <= 0.01). Conclusion: Influencing factors of aging on implicit consolidation processes could be proven. It is discussed, if age-related differences in the neurological anatomical development of the memory and neuropsychological accentuation are capable of explaining the observed differences in learning. In addition to motor skills, cognitive and social skills also appear to play a role in the implicit acquisition of skills. Subsequent studies should focus on additional differences to determine further factors, which have an influence on procedural, implicit consolidation processes.