Das übergeordnete Ziel dieser Studie war die Analyse des Konsumverhaltens von Patienten mit Epilepsie gegenüber Nikotin, Alkohol und illegalen Drogen. Zusätzlich sollten mögliche Auswirkungen dieser Substanzen auf die Krankheit untersucht werden. Dabei wurden schwerpunktmäßig alkoholbezogene Anfälle analysiert. Die Studienpopulation bestand aus 310 Patienten mit Epilepsie. Die Datenerhebung erfolgte durch semi-strukturierte Patienteninterviews. Die wichtigsten Ergebnisse und Schlussfolgerungen sind im Folgenden dargestellt. Der Konsum von Nikotin wird in keiner Weise durch die Epilepsie beeinflusst. Der Nikotinkonsum von Patienten mit Epilepsie unterschied sich nicht vom Konsumverhalten der Gesamtbevölkerung. Die Studie lieferte zudem keine Hinweise, Patienten speziell aufgrund der Epilepsie vom Rauchen abzuraten. Zwei Drittel der Patienten konsumierte regelmäßig Alkohol, ohne dass Anfälle dadurch häufiger auftraten. Ein maßvoller Alkoholkonsum scheint bei einer Epilepsie ungefährlich zu sein. Die Menge an Alkohol, die vor alkoholbezogenen Anfällen von den Studienteilnehmern konsumiert wurde, war durchwegs sehr groß. Ein riskantes Trinkverhalten (z.B. „Komasaufen“ am Wochenende) erhöht das Risiko für alkoholbezogene Anfälle stark und sollte deshalb von Menschen mit Epilepsie vermieden werden. Das Risiko für das Auftreten alkoholbezogener Anfälle war bei Patienten mit IGE, im Vergleich zu Patienten mit fokaler Epilepsie, ca. 6-fach erhöht. Betroffene sollten ihr individuell erhöhtes Risiko für Anfälle im Zusammenhang mit Alkohol kennen. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Alkohol ist bei dieser Patientengruppe besonders wichtig. Der generelle Alkoholverzicht aufgrund der IGE ist jedoch ungerechtfertigt, da in der aktuellen Studie Patienten mit IGE alkoholbezogene Anfälle ebenfalls nur nach dem Konsum sehr großer Alkoholmengen erlebt hatten. Die ärztliche Empfehlung zum Thema Alkoholkonsum wies – von allen untersuchten demographischen und anderen klinischen Variablen – den entscheidendsten Einfluss auf das tatsächliche Konsumverhalten der Patienten auf. Viele Patienten erhielten die Empfehlung, auf den Konsum des Alkohols komplett zu verzichten. So war der Anteil an alkoholabstinent lebenden Menschen mit Epilepsie im Vergleich zur Gesamtbevölkerung vierfach erhöht. Die Empfehlung zum kompletten Verzicht auf Alkohol ist, aufgrund der aktuellen und bisherigen Datenlage, nicht gerechtfertigt. Der Verzicht auf Alkohol – speziell aufgrund der Epilepsie – kann eine weitere Stigmatisierung und Beeinträchtigung der Lebensqualität von Betroffenen bedeuten. Cannabis war unter allen Drogen diejenige, die am häufigsten von Patienten mit Epilepsie konsumiert wurde. Männliches Geschlecht und jüngeres Lebensalter waren (wie in der Gesamtbevölkerung) unabhängige Prädiktoren für den aktiven Cannabiskonsum. Nur eine Minderheit der Patienten konsumierte regelmäßig Cannabis und die meisten Patienten bemerkten keine Auswirkungen auf die Epilepsie. Große prospektive, interventionelle Studien wären nötig, um das potenziell antikonvulsive Potential von Cannabis bei Patienten mit Epilepsie weiter zu analysieren. Weitere illegale Drogen wurden insgesamt von nur sehr wenigen Patienten konsumiert. Die aktuellen Ergebnisse bestätigen bisherige Studien darin, dass Drogen epileptische Anfälle akut provozieren können. Dies gilt anscheinend v.a. für Amphetamine und Kokain.
This study aimed to analyze epilepsy patients’ consumption of nicotine, alcohol and illicit drugs, and its effects on the disease. The study population consisted of 310 epilepsy patients. A standardized questionnaire was used to collect the data, and logistic regression analyses were performed to identify independent predictors. Nicotine consumption was not influenced by epilepsy characteristics. Nicotine consumption in the study population did not differ from the general German population. This study did not provide any results to justify physicians’ advice against nicotine consumption in epilepsy patients. Two in three subjects consumed alcohol on a regular basis without experiencing alcohol-related seizures. Moderate alcohol consumption, therefore, seems to be harmless. The moderate amount of alcohol intake before the occurrence of alcohol-related seizures was 12.8 standard drinks, which is equivalent to about 2.4 liters of beer. Consuming huge amounts of alcohol per occasion should be avoided by epilepsy patients. The syndrome of idiopathic generalized epilepsy was identified as the strongest independent predictor for the occurrence of alcohol-related seizures with a six-fold increased risk compared to partial epilepsy. Subjects concerned should be informed about their increased individual risk, and a responsible alcohol drinking behavior seems to be of particular importance. However, advice to complete abstention is not justified as alcohol-related seizures – also in patients with IGE – generally occurred after heavy alcohol intake only. Surprisingly, physicians’ advice on alcohol consumption turned out to be the strongest independent predictor in regard to subjects’ individual drinking behavior. Still, many patients were advised to complete alcohol-abstinence. Therefore, the proportion of alcohol-abstinent but alcohol-experienced subjects was four times higher than the corresponding proportion in the general German population. Cannabis was the most frequently used illegal drug in the study population. Male sex and younger age independently predicted cannabis use. Cannabis use does not seem to affect epilepsy, however frequent use of other drugs increases seizure risk.