Die Geschichte des Tuberkulosekrankenhauses Waldhaus Charlottenburg in Sommerfeld/Osthavelland konnte über drei Epochen im Detail verfolgt werden. Für jede Epoche wurden zur Relativierung je nach Wichtigkeit staatliche, wirtschaftliche, gesellschaftliche und medizinische und insbesondere regionale Aspekte der Tuberkulose hinzugezogen. Auf der Basis der sozialen Reformen entwickelt sich in der Charlottenburger Verwaltung schon früh eine moderne Gesundheitsverwaltung, die nicht nur auf dem Gebiete der Tuberkulosebekämpfung Maßstäbe setzte. Für diese Zeit konnten detaillierten Planungen und Konzepte für eine Anstalt für Tuberkulöse, dem späteren Waldhaus Charlottenburg dargestellt werden. Als zentrale Figur für die Entwicklung in allen Epochen konnte der leitende Arzt der Klinik Dr. Hellmuth Ulrici bestimmt werden. Die Motivationen der Beteiligten konnten im Detail politischen, wirtschaftlichen, sozialhygienischen und medizinischen Strömungen zugeordnet, insbesondere aber auch in ihrer Modernität gezeigt werden. Die 1914 realisierte Anstalt wies im Bezug zum Konzept schließlich einen modernen Kompromiß auf, dem keine zeitgenössische Anstalt vergleichbar war. Es war damit ein neuer Typus der Anstaltsversorgung für Tuberkulöse entstanden, welcher in seiner Ausrichtung zwischen der Heilstätte und dem Krankenhaus lag. Für die Zeit der Weimarer Republik war die Anstalt konzeptionelles Vorbild der Modernisierung der deutschen Heilstätten. Unter Verwendung umfangreichen statistischen Materials konnte der Anstaltstypus des Tuberkulosekrankenhauses erstmals detailgetreu geklärt werden. Als kennzeichnendes Merkmal konnte aber neben der Problematik der Überbelegung mit Schwerkranken auch die intensive krankenhausähnliche Therapie aufgezeigt werden. In der Konsequenz entwickelte sich ein neuer Typus Tuberkulosearzt. Anhand der Auswertung der Tätigkeit der Ärzteschaft wurde die einzigartige regionale Stellung und die zunehmende nationale und internationale medizinische Relevanz des Waldhauses nachgewiesen. Für die Zeit der NS-Herrschaft wird der Umfang der rassistischen Tuberkulosepolitik aufgezeigt. Anhand des Waldhauses konnte deren Einfluß auf eine Krankenanstalt dargestellt werden und eine individuelle Einschätzung erfolgen. So waren in jedem Bereich der Tätigkeit des Waldhauses weitgehende Auswirkungen und darüber hinaus eine starke Akzeptanz durch die Klinikleitung festzustellen. Dazu zählen die Terrorisierung im Klinikalltag, die partielle Ideologisierung des Versicherungswesens, die ärztliche Mitarbeit im Zuge der totalitären Tuberkulosebekämpfung oder die partielle Patientenselektion bezüglich Belegung und Therapie. Zudem war das Waldhaus das Zentrum der deutschen Vererbungsforschungen zur Tuberkulose. Für die beiden dominierenden Anstaltsärzte können darüber hinaus Kontakte zu den Machtzellen nachgewiesen werden, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit begingen. Für das Jahr 1940 existiert die Vermutung der wilden Euthanasie an Patienten der Anstalt. In baulicher und medizinischer Hinsicht konnte eine der allgemeinen Geschichte der Tuberkulosemedizin entsprechende Verlangsamung der Weiterentwicklung verzeichnet werden. Durch die Entwicklungen der universitären Medizin erfuhr die Stellung innerhalb der Anstaltslandschaft zudem eine Schwächung. Am Beispiel des Tagebuches des Patienten Joachim Ringelnatz konnte eindrücklich das persönliche Drama eines Tuberkulösen nachgezeichnet werden. War die Wilhelminische Phase die Zeit der Konzeption und die Weimarer Phase die der Blüte gewesen, so war die nationalsozialistische Phase die Zeit des Stillstands in der Entwicklung des "Waldhaus Charlottenburg".
The thesis shows the history of the Tuberculosis Hospital "Waldhaus Charlottenburg" near Berlin in Sommerfeld / Osthavelland for over three epoches. According to their importance not only medical but politic, economic, social and medical aspects of the tuberculosis disease were discussed for each period. On the base of the social reforms the magistrat of Charlottenburg/Berlin developed a modern health management already in the beginning of the 20Th Century. Detailed plannings and drafts for an institution for tuberculosis were developed. As the central figure for the development in all epochs the leading doctor of the clinic Dr. Hellmuth Ulrici could be determined. The motivations of the involved parties could be assigned in details to political, economic, social-hygienic and medical currents. The finally in 1914 realized institution showed in the end a modern compromise to which no contemporary institution was comparable. A new type of tuberculous care institution had emerged, somewhere between sanatorium and hospital. For the time of the Weimar Republic the institution was a conceptual model of the modernization of the German sanitoriums. Under use of extensive statistical material the institution type of the tuberculosis hospital could be cleared. The capacity problems with seriously ill patients and an intensive therapy similar to classic hospital could indicates a characteristic sign in the developement of the Tuberculosis hospital at that time. In the consequence a new type of tuberculosis doctor between conservative and operative therapy developed. With the help of the evaluation of the activity of the Medical staff the unique regional position and the increasing national and international medical relevance of the �Waldhaus� could be proved. For the period of the the Nazi regime the importance of the racist tuberculosis policy is indicated. It´s strong influence on a health care institution could be shown. The terror influenced not only the clinic everyday life, but also the insurance industry, the work of the medical staff in the tuberculosis fight as a part of racial hygiene and the selection of patients with regard to allocation and therapy. In the end the �Waldhaus� was the center of the german tuberculosis twin research. Both leading physicians had close contacts to activities of the regime committing medical crimes against the humanity. For the year 1940 the suspicion of wild euthanasia of patients in the institute exists.Meanwhile the structural and medical development of the hospital slowed down. The developments of the Berlin university medicine weakened it´s leading position.Excerpts of the diary of Joachim Ringelnatz, patient in the �Waldhaus�, are shown as an example of the personal drama of a tuberculosis disease in that time. As the Wilhelminian period had been the time of the new concept, the Weimar period the time of the flourish, the Nazi time was the time of stagnancy of the �Waldhaus Charlottenburg�.