dc.contributor.author
Riechardt, Sibille
dc.date.accessioned
2018-06-08T03:34:24Z
dc.date.available
2010-03-02
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/15476
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-19664
dc.description.abstract
Die Arbeit untersucht die Berufsentstehung der Physiotherapie in Deutschland
unter Berücksichtigung der Kategorie Geschlecht. Daneben ist die Konzeption
des Berufes als Assistenzberuf Gegenstand der Arbeit. Sie beantwortet die
Frage nach dem Zeitpunkt, zu dem die Heilgymnastik in Deutschland ein
Frauenberuf wurde. Außerdem wird die Verknüpfung zwischen heilgymnastischer
Berufsrolle und weiblicher Geschlechterrolle untersucht. Die Ausführungen
basieren auf einem Review der aktuellen Fachliteratur sowie auf einer
Inhaltsanalyse von heilgymnastischen Lehrbüchern und berufskundlichen
Schriften aus dem Zeitraum von 1850 bis 1930. Die Autorin bezieht sich im
Wesentlichen auf die Ausführungen von Grosch, Hüter-Becker und Kreck zur
Geschichte der Physiotherapie. Für den Vergleich von Berufsrolle und
Geschlechterrolle wird die Arbeit von Hausen über die Polarisierung der
Geschlechtercharaktere herangezogen. Im 19. Jahrhundert bestand keine
spezifische Verknüpfung zwischen heilgymnastischer Berufsrolle und weiblicher
Geschlechterrolle. Sowohl Männer als auch Frauen übten die Heilgymnastik aus.
In Bezug auf die berufliche Vorbildung gab es eine große Bandbreite. Zum einen
gab es Autodidakten wie Ling und Berwald, die ursprünglich Theologen, Musiker
bzw. Fechtlehrer waren. Daneben gab es Ärzte wie Berend, die die Heilgymnastik
selbst ausführten. Die größte Gruppe stellten wahrscheinlich die in Stockholm
bei Ling oder in Berlin bei Neumann ausgebildeten HeilgymnastInnen dar. Da sie
häufig keine eigenen Institute leiteten, sondern in der Regel für Ärzte
arbeiteten, werden sie in der Literatur selten namentlich erwähnt. Die
akademische Medizin führte Ende des 19. Jahrhunderts Auseinandersetzungen
darüber, wer die Heilgymnastik ausüben dürfe oder solle. Der entscheidende
Schritt zur Berufsgenese der Heilgymnastik war die Eröffnung einer
Heilgymnastikschule 1903 in Kiel durch den Arzt Lubinus und die damit
verbundene staatliche Anerkennung der Ausbildung. Lubinus äußerte sich nicht
dazu, warum er die Ausbildung ausschließlich für Frauen anbot. Die Entwicklung
zum Frauenberuf ist jedoch im Kontext der allgemeinen Öffnung der
Berufstätigkeit für bürgerliche Frauen während der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts zu sehen. Neue Berufe für Frauen wurden hauptsächlich im
sozialen, gesundheitlichen und pädagogischen Bereich geschaffen. Die neu
entstehenden Assistenzberufe im Gesundheitswesen waren größtenteils als
Frauenberufe angelegt. Anfang der 1930er Jahre gab es in Deutschland vier
staatlich anerkannte Schulen für Heil- bzw. Krankengymnastik. Man kann davon
ausgehen, dass bis zu diesem Zeitpunkt die erste spezifische Ausprägung der
Berufsrolle stattfand. Die Arbeit analysiert heilgymnastische Lehrbücher und
berufskundliche Schriften aus dem Zeitraum von 1850 bis 1930 auf zwei Aspekte:
Einerseits bezüglich der Aussagen über Frauen im Allgemeinen – andererseits
bezüglich der Fähigkeiten und Tätigkeiten von Heilgymnastinnen im Besonderen.
Die Spezifika der Berufsrolle werden mit typischen Begriffen zur Frauenrolle
am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts verglichen. Es zeigt sich,
dass, ähnlich wie in der Pflege, eine Verknüpfung von heilgymnastischer
Berufsrolle und weiblicher Geschlechterrolle stattgefunden hat. Die
heilgymnastische Berufsrolle wurde mit starker Bezugnahme auf die bereits
bestehenden Geschlechtercharaktere konstruiert, wobei sich die männlichen
Zuschreibungen auf den Arzt beziehen, die weiblichen hingegen auf die
Heilgymnastin. Zusammenfassend ist festzustellen, dass im 19. Jahrhundert
keine spezifische Verknüpfung zwischen heilgymnastischer Berufsrolle und
weiblicher Geschlechterrolle zu finden ist. Dies ändert sich im 20.
Jahrhundert. Je nach Quelle ist die Verknüpfung zwischen Berufsrolle und
weiblicher Geschlechterrolle sehr stark oder die einseitige Zuweisung wird
durch Einbeziehung von sowohl Männlichkeit als auch Weiblichkeit
konstruierenden Begriffen durchbrochen.
de
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
Physiotherapie
dc.subject
Medizingeschichte
dc.subject
Medizinsoziologie
dc.subject
Berufssoziologie
dc.subject
Geschlechterrolle
dc.subject
Gender Studies
dc.subject
Medical Sociology
dc.subject.ddc
300 Sozialwissenschaften
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Arbeitsteilung und Geschlechterkonstruktion in der physiotherapeutischen
Berufsentstehung
dc.contributor.contact
sibille.riechardt@gmx.de
dc.title.subtitle
die Geschichte der Heilgymnastik in Deutschland von 1800 bis 1930 unter
Berücksichtigung des Genderaspektes
dc.title.translated
The history of physiotherapy in Germany from 1800 to 1930 with regard of the
aspect of gender
de
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
refubium.affiliation.other
Institut für Medizinpädagogik / Pflegepädagogik
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open access