Im Vergleich zu anderen Villenkolonien, die seit 1890 im bevorzugten Südwesten des schnell expandierenden Berlins entstanden, weist Dahlem, das alte Rittergut seit 1840 im Besitz der preußischen Krone, zahlreiche Besonderheiten städtebaulicher Entwicklung auf. Nicht eine Terraingesellschaft oder ein Bankkonsortium war der Investor, sondern die Krone selbst, vertreten durch die „Königliche Kommission zur Aufteilung der Krondomäne Dahlem“. Sie erschloss seit 1900 das weite Ackerland auf der Grundlage eines ersten Aufteilungsplans mit einem strikt rechtwinkeligen Straßenschema (erstellt von Walter Kyllmann), das aber bald als traditionell-eintönig und als für eine Villenkolonie unangemessene Übertragung innerstädtischer Stadtentwicklung kritisiert wurde. Weg vom Prunk der wilhelminischen Villa zum intimen Landhaus nach englischen Vorbildern (Hermann Muthesius) und weg von einer allzu leblosen Geometrie der Straßenzüge und Plätze hin zu einer poetisch-kontrastreichen Anordnung (Camillo Sitte) waren die leitenden Motive der Neuerer. Um 1908 beschloss die Kommission den alten Plan fallen zu lassen, etwa ein Drittel der Gesamtfläche waren bereits erschlossen. Erstellt hat den zweiten Aufteilungsplan Herrmann Jansen, der - die naturgegebenen Unebenheiten als Parkstreifen belassend - diese Paradigmen kongenial umsetzen konnte. Zu dieser Zeit waren große Anteile als „für Staatsbauten vorgesehen“ umgewidmet worden, auf ihnen sollte - und wurde zum Teil - das „Berliner Oxford“ entstehen, die Forschungsvillen der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (heute Max-Planck-Gesellschaft). Nach dem Ersten Weltkrieg bis etwa Mitte der 1930er Jahre wurden Dahlems Parzellen vollständig bebaut, aber nicht im Stil des „Weimarer Siedlungsbaus“ wie in dem benachbarten Viertel um die Argentinische Allee, sondern in einem auf die sehr unterschiedlichen Wünsche der Bauherrn ausgerichteten Stil zwischen den Nachklängen des architektonischen Historismus und der neuen Sachlichkeit in mehr oder weniger deutlicher Anlehnung an den Bauhausstil. Weitere Staatsbauten, wie das Preußische Geheime Staatsarchiv kamen hinzu und nach dem Zweiten Weltkrieg die Institutsgebäude der Freien Universität auf dem ungenutzt gebliebenen Staatsgelände, darunter die damals Furore machende, als futuristisch empfundene „Rostlaube“. Dieses Dreieck aus Villen, Bildung und Wissenschaft auf der Grundlage der historischen, politischen und architektonischen Konjunkturen in seinem Entstehungsgang seit 1900 zu durchleuchten, ist das Thema der Studie. In einem Anhang werden Vorschläge dafür gemacht, wie das vielfältige Dahlem zu Fuß kennen gelernt werden kann.