Mit dieser Studie wurde die Wirksamkeit einer alltagspraktikablen Meditationstechnik (konzentrative Technik) bei Patienten mit chronischen Nackenschmerzen und Disstress überprüft. Dazu wurde eine monozentrische randomisiert-kontrollierte Interventionsstudie über acht Wochen mit parallelem Gruppenvergleich durchgeführt. Verglichen wurde eine Meditationsgruppe (Interventionsgruppe) sowie eine Nackenübungsgruppe (Kontrollgruppe). Die Interventionsgruppe erhielt eine Meditationsschulung mit acht 90-minütigen Terminen und wurde aufgefordert, zunächst täglich 20 Minuten, nach einer Woche täglich 30 Minuten die Meditationstechnik zu praktizieren. Die Teilnehmer der Kontrollgruppe erhielten schriftliche Informationen mit geeigneten und empfehlenswerten Übungen und Bewegungsabläufen bei chronischen Nackenschmerzen; diese beinhalteten v.a. Kräftigungs- und Dehnungsübungen für den Nacken- und Schultergürtelbereich. Die Übungen sollten zwei- bis dreimal pro Woche für jeweils ca. 20 Minuten häuslich durchgeführt werden. Hauptzielparameter waren die durchschnittlichen Nackenschmerzen in Ruhe während der letzten sieben Tage auf der Visuellen Analog Skala (VAS) im Vergleich zwischen der Meditations- und Kontrollgruppe nach acht Wochen. Sekundäre Zielparameter waren auf der VAS Schmerz in Bewegung, durchschnittliche Nackenschmerzintensität, Schulter-/Armschmerz, Kopfschmerz und Beeinträchtigung durch den Schmerz. Außerdem wurden folgende validierte Fragebögen eingesetzt: Neck Pain and Disability Scale (NPAD), Short Form-36 Health Survey (SF-36), Allgemeine Depressionsskala (ADSL), Stait-Trait Anxiety Inventory (STAI), Cohen Perceived Stress Scale (CPSS) und der Meditationstiefe-Fragebogen (MTF). Auch Daten zu Bedarfsmedikation, Erwartungshaltung, Wirksamkeitseinschätzung, Übungsverhalten und Nebenwirkungen wurden erfasst. Es wurden definierte Ein- und Ausschlusskriterien verwendet, u.a. sollten die Patienten ein bestimmtes Level an Schmerz (> 40 mm auf der VAS) und Stress (> 35 mm auf der VAS) aufweisen. Insgesamt fanden vier Meditationskurse statt. 89 Patienten wurden randomisiert und in die Intention-to-treat (ITT)-Analyse eingeschlossen. 55 Patienten durchliefen die Studie protokollgerecht und wurden in die Per-Protocol (PP)-Analyse eingeschlossen. Es zeigte sich, dass ein achtwöchiger Meditationskurs effektiver ist in der Reduktion von Ruheschmerz und damit verbundener Beeinträchtigung im Alltag als häuslich durchgeführte Nackenübungen. Nach Beendigung der Intervention reduzierte sich der Ruheschmerz in der Meditationsgruppe von 45,5 ± 23,3 mm auf 21,6 ± 17,2 mm und in der Kontrollgruppe von 43,8 ± 22 mm auf 37,7 ± 21,5 mm. In der ITT- Population betrug die Gruppendifferenz nach Beendigung der Intervention 13,2 mm (2,1; 24,4, 95 % KI), p = 0,02 zu Gunsten der Meditationsgruppe. Für die Beeinträchtigung durch den Nackenschmerz betrug die Gruppendifferenz in der ITT-Population nach Beendigung der Intervention 11 mm (1; 21), p = 0,031 zu Gunsten der Meditationsgruppe. Der durchschnittliche Schmerz war nur in der PP-Population signifikant mit einer Gruppendifferenz von 11,5 mm (0,5; 22,4), p = 0,041 zu Gunsten der Meditationsgruppe. Hingegen fand sich für Kopfschmerz sowie Bewegungs- und Schulter-/Armschmerz keine signifikante Differenz. In den weiteren sekundären Zielkriterien zeigten sich in beiden Gruppen Anstiege in Lebensqualität, Reduktionen im NPAD und in psychologischen Parametern (CPSS, ADSL, STAI) mit jeweils nicht signifikanten Vorteilen für die Meditationsgruppe. Die Therapieadhärenz in beiden Gruppen war moderat (20 Minuten pro Tag Meditation statt der empfohlenen 30 Minuten bzw. 29 Minuten pro Woche Nackenübungen statt der empfohlenen 50 Minuten). Die Begleittherapie (Schmerzmedikation) reduzierte sich im Studienverlauf vor allem in der Meditationsgruppe. Der in der vorliegenden Studie verzeichnete Dropout während der Therapie war mit 32 % hoch für Interventionsstudien. Es wurde eine separate Analyse der Dropouts auf alle Zielparameter durchgeführt; diese wiesen eine signifikant (p = 0,01) längere Dauer der Schmerzen auf (14,6 ± 9,6 Jahre im Dropout versus 9,1 ± 8,7 Jahre in der PP- Population). Die Ergebnisse der Studie waren insofern überraschend, als die mittels VAS-Skalen erfassten Schmerzen/Beschwerden teilweise signifikante und auch durchaus klinisch relevante Reduktionen ausgemacht, hingegen in den ausführlichen Fragebögen- Erfassungen nur minimale, nicht-signifikante Gruppendifferenzen nachgewiesen wurden. Diese Limitierung des Effektes verwundert insofern, als dass die Teilnehmer der Meditationsgruppe sich wöchentlich in der Gruppe austauschen konnten, empathische Zuwendung vom Lehrer erhalten haben sowie Psychoedukation und eine aktive Therapie erhalten haben. Mögliche Überschätzungen des Effektes der Meditation sind durch Antworten nach sozialer Erwünschtheit und Setting Effekte gegeben, mögliche Unterschätzungen durch die zu kurze Interventionsdauer, die Kombination von Schmerz und Stress und eine mögliche geringe Motivation. Zusammenfassend legen die Studienergebnisse nahe, dass konzentrative Meditationsformen Patienten im Umgang mit chronischen Nackenschmerzen unterstützen können. In Zukunft besteht nach wie vor Bedarf an methodologisch hochwertigen Studien mit aktiven Kontrollbedingungen, einem Langzeit-Follow-up, ausreichend großer Fallzahl sowie dem Einschluss qualitativer Forschungsmethoden.
Chronic pain and concomitant mental and emotional distress are public health problems that are on the rise. There is increasing evidence that meditation is beneficial to chronic pain and its sequelae, leading to improvement in physical and emotional well-being. The objective of the underlying study was to evaluate the effects of an 8-week meditation training (visual focus technique) on perceived stress and associated psychological parameters in patients with chronic neck pain. 89 patients with unspecific chronic neck pain and concomitant elevated perceived stress levels were randomly assigned to either a meditation group or a home-based exercise group. Participants of the meditation group attended a weekly 90-minute meditation classes over a period of 8 weeks. In contrast, patients of the exercise group were requested to exercise according to a standardized manual with the intention to relieve neck pain. Both groups were instructed to practice at home. Outcomes were assessed at baseline, at 4 weeks and after the 8-week treatment. Primary outcome was defined by the neck pain intensity at rest in the last 7 days post- intervention (100 mm visual analogue scale, VAS). Secondary outcomes comprised of measures of pain at motion, pain-related bothersomeness, stress, depression, anxiety, quality of life and meditation depth. A total of 89 patients (mean age 50 years) who have suffered from chronic neck pain for the past 11 years were included. Compared to neck exercise alone, patients who participated in the meditation training demonstrated significant improvements after 8 weeks in the primary outcome pain intensity at rest on the VAS (group difference 13,2 mm, 95% confidence interval [CI] 2,1–24,4 mm; p = 0,02). Furthermore pain-related bothersomeness on the VAS showed a significant difference between groups (group difference 11 mm, 95% CI 1–21 mm; p = 0,03). For pain at motion, stress, depression, anxiety and quality of life no statistically significant difference was evident between the two groups, although the meditation group showed better improvement than the control group. In summary, focus meditation may support chronic pain patients in pain reduction and pain-related bothersomness in a clinically significant range. Further well-designed studies including long-term follow-up are needed.