Juro Kubiceks (Görlitz 1908 – 1970 Berlin) war ein Maler und Designer im Berlin der Nachkriegsjahre. Er stellte in der Galerie Rosen aus. Als Autodidakt entwickelte er einen persönlichen Malstil mit einer unendlichen, später sich metamorphosierenden Linie. Als erster Artist-in-Residence nach dem Krieg gastierte Kubicek 1947-49 an der University of Louisville, Kentucky USA; war einer der ersten Deutschen Nachkriegs-Künstler, der in All-over-Manier malte; arbeitete am Amerika-Haus in Berlin; stellte 1953 in der Zimmergalerie in Frankfurt am Main aus und wurde 1954 zuerst Dozent, dann Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Die Dissertation widmet sich seinem Schaffensdrang, seiner Freude an neuen Materialien und wechselnden Formsprachen, seinem Engagement als Lehrer und Organisator und berichtet von seiner Bedeutung für das Berliner Kulturleben. Sein Lebensweg eröffnet Einsichten in die Nachkriegsjahre, das Wirken der Besatzungsbehörden und des privaten Mäzenatentums, zeigt die Weiterführung des Surrealismus und der Ästhetik des Weimarer Bauhaus nach 1945 in Berlin, gibt Auskunft über die Entwicklung des Informel in Deutschland und führte in die Farbfeldmalerei ein. Zu Tage tritt die symbolische Malweise Kubiceks in den 40er Jahren, die Gestische mit ihrem Vorrang des Malprozesses in den 50er Jahren, um schließlich zu den organischen Farbgebilden der 60er Jahre zu gelangen. Gemeinsam ist seinen Werken eine magisch-meditative, harmonisch-lyrische Ausdrucksform, in die der Betrachter sich hineinlesen muss, die er entdecken kann. Hinzu kommt eine kühle, gedeckte Farbkombination, die auch kräftig aufleuchten kann, aber dennoch ausgewogen im Bildgeviert zusammen gefasst ist. Die zuerst noch realistischen Landschaften werden zunehmend zu einem zweidimensionalen Liniengewirr und wandeln sich dann zu offenen tachistischen Farbflächen. Erst nach und nach kreiert er daraus seine ureigenen Formen, verbindet die Liniennetze mit weiteren Techniken, entdeckt wieder Raum und Tiefe und zitiert sich dann selber indem er getropfte Linien in seine Materialarbeiten einbaut. Ebenso kann er in den späten 60er Jahren seine weiche endlose Linie mühelos mit großflächigen Farbformationen kombinieren. Seine oft rätselhafte Technik, die ein meisterliches Verständnis von Materialien und Oberflächen beweist, ist verbunden mit einer exakten und sauberen Ausführung. Selbst dort, wo ein Bild zerrissen oder geworfen scheint, basiert es auf einer geplanten, kontrollierten Aktion. Kubicek formulierte 1945: „ich erstrebe ruhe und ordnung der farbe, der fläche, arbeit des intellekts im malerischen“ – somit wird die Klarheit seiner Kompositionen verständlich. Der russische Kulturoffizier Alexander Dymschitz verglich in seinem berüchtigten Artikel zum Formalismus 1948 Juro Kubiceks Werk in negativer Absicht mit dem von Pablo Picasso und Karl Hofer. Wenn diese Vergleiche auch etwas hoch gegriffen sein mögen, in der kunsthistorischen Rezeption sollte Kubicek einen Platz zwischen seinen Berliner Zeitgenossen und Freunden wie Heinz Trökes, Hans Thiemann, Hannah Höch oder Jeanne Mammen einnehmen und sein Schaffen für die Kunst und für Berlin gewürdigt werden.
Juro Kubicek (Görlitz in 1908 – in 1970 Berlin) was a painter and designer of the post-war years in Berlin and had exhibitions at the Gallery Rosen. As an autodidact he developed a personal painting style with an infinite, metamorphosing line. As the first German Artist-in-Residence after the World War II Kubicek taught at the University of Louisville in Kentucky, USA from 1947-49. He was one of the first German post-war artists who painted in an all-over-manner and in 1953 exhibited at the zimmergalerie in Frankfurt am Main. He worked at the Amerika-Haus in Berlin and in 1954 first became lecturer, later professor at the college for pedagogic arts (HfbK) in Berlin. The thesis devotes itself to Kubicek’s creative urge, his joy of new materials and varying styles, his engagement as a teacher and organizer and his meaning for the development of cultural life in Berlin. His life gives a glimpse of the post-war years, the work of the occupation authorities and private sponsorships, the renewed formulation of Surrealism and the aesthetics of the Weimar Bauhaus 1945 in Berlin and provides information about the development of Informal painting in Germany, as well as an introduction into colour field painting. Revealed is Kubicek’s symbolic painting manner of the 40ies, the gestural painting process of the 50ies and to the organic colour fields of the 60ies. Common to his works are a magic-meditative, harmonious-lyrical form of expression which the viewer has to decipher and discover. His palette is rather of a chill and covered colour combination which can occasionally light up, but always will be well-balanced in the picture square. His realistic sceneries become increasingly a two-dimensional line tangle and then change to open drip-colour surfaces. Only bit by bit he develops his very own forms, space and depth reappear with abstract techniques, he cites and combines his styles, materials and forms, easily combines his soft endless line in the late 60s years with colour field painting. His often puzzling techniques which proves a masterly understanding of materials and surfaces is connected with an exact and clean implementation. Even where a picture seems torn or experimental, it is based on a planned, controlled action. Kubicek formulated in 1945: „ I strive for law and order in colour, in space, work of the intellect in paint“ - which explains the clarity of his compositions. The Russian cultural officer Alexander Dymschitz in his infamous article about Formalism in 1948 compared Juro Kubicek’s work in a negative fashion with that of Pablo Picasso and Karl Hofer. These comparisons may be a little far fetched, but from the perspective of the art historians Juro Kubicek’s painting should be placed among that of his peers and friends in Berlin, like Heinz Trökes, Hans Thiemann, Hannah Höch or Jeanne Mammen.