Einigkeit besteht, dass Erkrankungen in der Milchviehproduktion zu großen wirtschaftlichen Verlusten führen. Unklar sind sich Wissenschaftler jedoch über die Einflüsse einzelner Krankheiten auf die Höhe der verursachten Kosten. Ziel dieser Arbeit war es, Lösungswege aufzuzeigen, wie diese Verluste zukünftig mit Hilfe einer Herdensoftware genauer berechnet werden können. Daraus ergab sich die Fragestellung, welche Kennzahlen dafür benötigt werden und wie sie monetär zu bewerten sind, um wirtschaftliche Verluste ausreichend zu beschreiben. Desweiteren befaßte sich die Arbeit damit, auf welcher Vergleichsbasis Kalkulationen erfolgen sollten. Dazu wurden die Ergebnisse erkrankter Kühe zum einen nicht erkrankten also gesunden Tieren gegenübergestellt. Und zum anderen wurden sie dem Rest der Herde gegenübergestellt. Als Managementsoftware diente in dieser Untersuchung das Programm „Herde“ der DSP-Agrosoft. Die hierfür notwendigen Daten lieferte der praktische Teil der Arbeit, der im Juli 2005 bis März 2006 in einer Brandenburger Milchviehanlage stattgefunden hat. Bei der Kalkulation der betriebswirtschaftlichen Verluste beschränkte sich die Analyse auf die Auswirkungen der Krankheiten auf die Kennzahlen Milchleistung, Güstzeit, Besamungsindex und Remontierungsraten, die monetär bewertet wurden. Es zeigte sich, dass die hier untersuchten Erkrankungen durchweg zu Verlusten im Betrieb führten. Jedoch müssen bei der Betrachtung der Ergebnisse folgende Punkte berücksichtigt werden: \- Bei der Beschreibung der wirtschaftlichen Auswirkungen blieben die direkten Tierarztkosten aufgrund betrieblicher Gegebenheiten unberücksichtigt. Folglich sind die berechneten Verluste einer Erkrankung weitaus höher. \- In den Erkrankungsgruppen kommt es vielfach zu Mehrfacherkrankungen, so dass eine isolierte Betrachtung von einzelnen Krankheiten nicht möglich war. \- Die berechneten Verluste basieren auf kalkulatorischen Ansätzen, diese können von Betrieb zu Betrieb und von Jahr zu Jahr schwanken (z. B. Milchpreis). In dem Erhebungszeitraum kalbten 657 Kühe ab, von denen 227 Tiere erstlaktierend waren. Die wirtschaftlichen Einbußen waren bei Erstkalbinnen deutlich geringer als bei Kühen mit mehr als zwei Laktationen. Somit wurde die Vermutung bestätigt, dass sich Erkrankungen wirtschaftlich stärker negativ auf Alt- als auf Jungkühe auswirken. Bei den Erstlaktierenden führte die Nachgeburtsverhaltung mit 580 Euro zu den höchsten wirtschaftlichen Verlusten auf Einzeltierbasis. Pro Tier waren die Verluste bei der Endometritis mit 178 Euro nicht so hoch. Jedoch, multipliziert mit der Anzahl der erkrankten Kühe, hatte diese Erkrankung auf Bestandsebene mit 23670 Euro entgangenem Gewinn die größte Bedeutung. Danach kam die Nachgeburtsverhaltung (16820 Euro), gefolgt von der Mastitis (15870 Euro) und den Klauenkrankheiten (15400 Euro). Die Stoffwechselkrankheiten führten bei Jungkühen durchweg zu Verlusten, die über 500 Euro pro Kuh betrugen. Allerdings hatte auf Bestandsbasis nur die Labmagenverlagerung mit 6083 Euro eine größere Bedeutung. Als Haupterkrankung führte bei den Kühen mit mehr als zwei Laktationen die Mastitis zu den höchsten Verlusten. In der Gruppe der Tiere, die mindenstens einmal an einer Euterentzündung erkrankten, lagen die Mindereinnahmen bei 669 Euro pro Tier. Hochgerechnet auf alle erkrankten Kühe betrug der Verlust für den Betrieb damit 165912 Euro. Danach schlugen die Kühe mit einer Endometritis mit 106362 Euro zu Buche. Mit 622 Euro pro Tier lag der entgangene Gewinn auf einem ähnlichen Niveau. Zu den dritthöchsten Verlusten für den Betrieb führten die Klauenerkrankungen mit 87165 Euro. Bezogen auf das Enzeltier hatte die Labmagenverlagerung mit 1102 Euro Verlust den höchsten Stellenwert. Danach kam die Ketose mit 906 und die mindestens dreimal an einer Mastitis erkrankten Kühe mit 851 Euro pro Tier. Was die notwendigen Kennzahlen für eine betriebswirtschaftliche Analyse betrifft, so kommt die Untersuchung zu folgenden Ergebnissen: \- Allein mit Hilfe der verwendeten Kennzahlen lassen sich wirtschaftliche Verluste sehr gut beschreiben. \- Bei betriebswirtschaftlichen Analysen sollten immer Milchsperrzeiten der erkrankten Kühe berücksichtigt werden. Ihre Einbeziehung ergibt bei vielen Krankheiten ein ganz anderes Bild. \- Zusätzliche Güsttage sollten in die Kostenberechnungen mit eingehen, jedoch nicht mit einem einheitlichen Wertansatz. Vielmehr ist es sinnvoll, die entstehenden Kosten variabel nach Milchleistung und Laktationspersistenz der Kuh zu gestalten. \- Die Differenz aus dem Schlachterlös der Altkuh und dem Neuanschaffungspreis für eine hochtragende Färse war in dieser Untersuchung Grundlage für die Festsetzung der Remontierungskosten mit 530 Euro pro Abgang. Jedoch fehlte bei dieser Vorgehensweise die Berücksichtigung der Milchleistungsdifferenz zwischen einer Erstkalbin und einer Kuh, die sich in der dritten oder vierten Laktation auf dem Hochleistungsniveau befindet. \- In Punkto Vergleichsmaßstäbe für die Bewertung von Verlusten kommt die Untersuchung zu dem Ergebnis, dass der alleinige Vergleich von erkrankten und gesunden Kühen zwar ein geeigneter Maßstab für eine Beurteilung von entgangenen Gewinnen ist. Jedoch ist für eine problemorientierte Analyse die Berücksichtigung beider Maßstäbe wichtig. Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, dass es zukünftig immer wichtiger sein wird, auf Betriebsebene diese Kalkulationen durchzuführen. Denn nur wenn Landwirt, Berater und Tierarzt über die genauen Verluste, verursacht durch Erkrankungen, informiert sind, ist ein wirtschaftlich sinnvolles problemorientiertes Handeln möglich.
Scientists agree that diseases in dairy cattle production lead to big financial losses. But until now they are not sure about the influence of specific diseases on the amount of the costs. Aim of this thesis was to show solutions how to calculate these losses more exactly by use of computerised support of a herd software. The question arose which key figures would therfore be required and how these figures were to rate financially to describe potential losses sufficiently. Furthermore, this thesis also addressed the question on which comparison basis these calculations shall be made. For this purpose the results of diseased cows were opposed to those of healthy animals and to the results of the rest of the herd. As management software the program "Herde" by DSP-Agrosoft was used. The necessary input data were generated by the practical part of this thesis which took place from July 2005 to March 2006 in a dairy farm in Brandenburg, Germany. The calculation of the economic losses was limited to the analysis of the key figures affected by diseases which could be benchmarked monetarily: milk yield, empty period, insemination index and rates of culling. It turned out that these diseases analysed consistently led to losses in production. By examination of the results, the following open issues must be considered: \- The costs of the veterinarian remained unconsidered because of internal software reasons. Accordingly, the calculated losses due to diseases in fact are much higher than reported. \- In the group of the diseased cattle multiple diseases occurred in many cases. Therefore it was not possible to consider a single disease on its own. \- The calculated losses are based on a calculatory approach, fluctuating from production to production and from year to year (e.g. milk price). During the data collection period 657 cows calved. 227 of these cows were first-calf heifers. The economic losses for the first-calf heifers were much lower than for cows with two or more lactations. The assumption was verified that diseases have a greater negative economic effect on old cows than on young ones. For first-calf heifers retention of placenta led to the highest economic loss, 580 euros, referring to costs for a single animal. The endometritis-losses for single animals with 178 euros were not so high. However, multiplied with the number of diseased cows, endometritis led to a loss of profit for the whole stock (23.670 euros) and therefore had the highest impact. Endometritis was followed by retention of placenta (16.820 euros), mastitis (15.870 euros) and diseases of the claws (15.400 euros). Concerning heifers, metabolic diseases consistently led to losses over 500 euros per heifer. In contrast, on basis of the whole stock, abomasal displacement with 6.038 euros had a higher impact. For cows with two or more lactations mastitis was the disease with the highest losses. In the group of cows suffering from mastitis at least once the economic loss was 669 euros per animal. Extrapolated for all diseased animals, losses for production were 165.912 euros. Accordingly, this farm had to pay 106.362 euros for cows with endometritis. This translates into loss of profit of 622 euros for a single animal. The third highest losses for the farm were diseases of claws with 87.165 euros. Based on a single animal, abomasal displacement with 1.102 euros resulted in the highest loss. This was followed by ketosis with 906 euros and by cows suffering from mastitis at least three times with 851 euros per animal. The results concerning necessary key figures needed for an economic analysis in a dairy farm are as follows: \- Economic losses can be specified by using key-figures only. \- For economic analyses, withdrawal periods because of drug use must always be included. This will lead to a different economic result. \- Additional days of empty period should be included in the cost calculation rather than using a fixed value. It rather makes sense to define the generated cost relative to milk production and maintenance of milk yield of the cow. \- In this analysis the difference between the slaughter value of an old cow and the acquisition price of a pregnant heifer was used as basis for fixing the costs of replacement, with 530 euros per loss. By this approach the difference of milk production between first-calf heifer and a cow in the third or fourth lactation is not considered. Concerning standards of comparison for the validation of losses, the analysis shows that the exclusive comparison of diseased and healthy cows as criteria is an appropriate benchmark for the assessment of lost profits but is not suitable for a problem-oriented analysis considering both criteria. The results of this analysis show that in the future it will be more and more necessary to implement such calculations during production. Only when the farmer, the consultant and the veterinarian are exactly informed about the detailed costs caused by disease, a meaningful economic and problem-oriented corrective action will be possible.